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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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schmeckte, überlegte ich, woran es gelegen haben mochte und probierte das Gericht selber mit experimentellen Abwandlungen aus.
    Nein, Frau Thelen hat mir das Kochen nicht beigebracht. Ich bin wohl so eine Art Autodidakt.
     
    „Ja, unsere Tochter macht uns viel Freude“, sagt nun mein Vater, „gerade eben hat sie das Abitur geschafft.“
    „Die Matura? Geh – das ist aber fein schee!“, erwidert Herr Meindorf, „allerdings müsst ma denken, (jetzt zwinkerte er mir neckisch zu), wo's Freilein Dochter doch so gut kochen kann, wird’s nee lang studieren müssen. Da wird’s sich eh bald an fesches Mannsbildl angeln und drei bis vier süße Kinderl hab'n.“
    Würg, denke ich.
    Nun räuspert sich Herr Kasuma.
    „Was will Flollein studielen?“
    Oh je. Jetzt kommt es.
    Mein Vater sieht mich freundlich aufmunternd an.
    „Ja, was denn eigentlich, Nannilein?“
    Ich schweige betroffen. Ich glaube nicht, dass ich das jetzt mit ihm diskutieren will.
    Er sieht stolz in die Runde.
    „Wir sind da sehr liberal. Wir haben da vollstes Vertrauen in unsere Kinder. Die wissen alle drei sehr genau, was für sie gut ist. Unser Stefan studiert zum Beispiel Medizin. Wenn ich sagen darf, sehr erfolgreich. Er steht gerade kurz vor seiner Promotion. Und Andreas studiert im sechsten Semester Jura. Sehr tüchtig die beiden. Sehr fleißig. Ja, ja. Ich sage immer, mir ist egal, was meine Kinder studieren. Ich will nur, dass sie glücklich werden. Ihr Beruf soll ihnen später einmal Spaß machen.“
    Die Gäste nicken ihre Zustimmung.
    Ein nachdenkliches Schweigen setzt ein. Man nippt am Cognacglas.
    Doch das Thema ist noch nicht beendet. Der Japaner ist leider Stur.
    „Was wollen Flollein studielen?“
    Ich rutsche tief in meinen Stuhl hinein. Am liebsten würde ich ganz unter den Tisch versinken. Alle starren mich erwartungsvoll an. Warum hat mich bis jetzt noch niemand in unserer Familie diese Frage gestellt? Sie hätten doch schon längst die Gelegenheit gehabt. Sie wissen doch alle, dass die Entscheidung ansteht. Hallo? Ich habe doch mein Abitur gemacht. Warum soll ich jetzt vor dieser Inquisition zur Rede gestellt werden?
    Mein Vater sieht mich nun geradezu streng an.
    „Nannilein? Willst du nicht so höflich sein und unserem Gast auf seine Frage antworten?“
    Nein, will ich nicht. Aber ich räuspere mich umständlich und dann – sage ich es.
    Irgendwie kommt es so leise und geflüstert, dass mich wohl keiner verstanden hat.
    „Wie? Medizin?“, Mein Vater runzelt die Stirn. „Schatz, meinst du nicht, dass du dich da ein bisschen übernimmst? Du warst doch in den naturwissenschaftlichen Fächern keine große Leuchte.“
    Argh.
    Ich will nur aufstehen und fortrennen.
    Nun ergreift Andreas das Wort.
    „Nein, Papa. Du hast sie nicht richtig gehört. Sie hat etwas anderes gesagt.“
    „Und was wäre das?“, mein Vater klingt nun gereizt.
    „Sie hat – sie hat gesagt -“, mein Bruder sieht mich flehend an.
    „Ja.“, sage ich resigniert, „ich habe eigentlich gesagt, dass ich Köchin werden will.“
    „Oh.“
     Das Gesicht meines Vaters ist ein Bild. Es sieht etwa so aus, wie es immer ausgesehen hat, wenn wir als kleine Kinder etwas sehr, sehr Freches gesagt hatten. Gleich wird er mich in mein Zimmer schicken, denke ich mechanisch.
    „Koch?“, fragt nun der Japaner zu allem Überfluss, „kann man Koch in Deutschrand an Univelsität studielen?“
    Ich sehe, wie sich die Wangenmuskeln meines Vaters anspannen. Sein Stimme ist eisig.
     „Nein. Nein, das kann man nicht an der Universität studieren, Herr Kasuma. Anna, (jetzt sagte er „Anna“), du kannst jetzt den Tisch abdecken. Wir möchten uns ins Wohnzimmer zurückziehen. Helene, ich denke wir trinken dann dort noch einen Kaffee.“
    Meine Mutter huscht sofort in die Küche, um die Kaffeemaschine einzuschalten.
     
    Die nächsten Wochen sind die Hölle.
    Gleich beim Frühstück am nächsten Morgen stellt mich mein Vater streng zur Rede.
    „Wie konntest du mich vor meinen Geschäftsfreunden so blamieren? Was war nur in dich gefahren? Findest du so etwas etwa lustig?“
    „Nein. Ich finde es nicht lustig. Mir ist die Sache bitter ernst. Ich will nicht studieren. Ich wollte nie studieren. Ich will das Eine machen, das mir wirklich Spaß macht. Das, wovon ich glaube, dass ich darin ziemlich gut sein kann. Was ist daran so schlimm?“
    „Weil du meine Tochter bist. Meine Kinder machen Abitur. Meine Kinder studieren. Basta!“
    „Aber warum soll ich das tun, wenn
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