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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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es mich nicht freut?“
    „Weil du mit deinem Abitur für so einen popeligen Beruf, für so eine popelige Ausbildung überqualifiziert bist. Man macht mit Abitur keine Ausbildung. So etwas Hahnebüchenes.“
    Da begehre ich auf.
    „Das finde ich ja gediegen. Erst muss ich Abi machen, weil du es willst, und dann MUSS ich studieren WEIL DU ES WILLST“, ich merke, wie meine Stimme schrill wird, „...und deinen Geschäftsfreunden sülzt du etwas darüber vor, wie deine Kinder im Beruf glücklich werden sollen, bla, bla!“
    Mein Vater platzt fast vor Zorn.
     „Das Bla-bla ist frech. Du kannst deinem Vater nicht einfach 'bla-bla' ins Gesicht sagen. Nein. Ich bleibe dabei: du studierst. Und wenn ich dir dein Studienfach selber aussuchen muss.“
    So geht es wochenlang zwischen uns. Jedes mal wenn wir unter vier Augen sind, geht die ewige Diskussion wieder los.
    Mein Vater droht, tobt, fleht.
    „Du hast doch ein gutes Abitur, nicht einfach so ein nullachtfünfzehn Abi.“
    „Ja, und weißt du warum? Das liegt einzig und allein an Englisch. Da hatte ich immer eine Eins.“
    Bevor mein Vater die Leitung des Kontors von seinem Vater übernommen hat, war er für die Firmenvertretung in London zuständig. Dort hat er auch Mama kennen gelernt. Sie heirateten und bekamen ihre drei Kinder. Wir Kinder verbrachten unsere ersten Schuljahre in England. Wir haben sogar die englische Staatsbürgerschaft. Wenn ich in der Schule in Englisch versagt hätte, wäre das geradezu skandalös gewesen. In den anderen Fächern bin ich eine ziemliche Lusche gewesen. Egal. Englisch hat alles wieder herausgerissen.
    „Aber es IST ein gutes Abi“, beharrt mein Vater, „die Welt steht dir offen. Du hast Möglichkeiten. Potenzial. So etwas wirft man nicht einfach weg.“
    „Köchin ist ein respektabler Beruf. Es ist ja nicht so, als wollte ich Putzfrau werden, oder Prostituierte.“
    „Doch“, mein Vater zieht eine Grimasse, „genauso ist das. Ge Nau So.“
    „Okay. Dann kann ich dir ja meinen ehrlichen Berufswunsch mitteilen. Er ist Prostituierte.“
    „Nicht komisch. Gar nicht komisch. Was soll ich meinen Freunden und Kollegen sagen, wenn sie mich Fragen, was meine Kinder so machen? 'Medizin, Jura, und – Köchin.'
    Weißt du wie peinlich so etwas ist? Und nicht nur für mich, sondern für dich. Für dich Anna.“
    „Das sehe ich nicht ein.“
    „Ja, weil du zu jung bist. Weil du noch nichts von der Welt verstehst.“
    „Aha.“
     
    Jetzt ist es Sommer.
    Ich bin erschöpft. Mein Vater bliebt stur. Ich soll Lehrerin werden. Lehrerin für Englisch und Deutsch. Nicht weil ich die Fächer toll finde, oder so. Nur weil das etwas Respektables ist. Meine Kinder: der Arzt, der Jurist, die Lehrerin. Super.
    Meine Mutter ist eigentlich auf meiner Seite. Sie ist auch Lehrerin gewesen und hat den Beruf nie sonderlich gemocht. Ich komme ihr wie ein Lamm vor, das auf eine Schlachtbank geführt werden sollte. Aber nie, nie würde sie sich mit meinem Vater deswegen anlegen.
    Doch dann hilft sie mir auf ihre eigene, besondere Art.
    „Ich kann das nicht mehr ertragen, dieses ewige Streiten zwischen euch“, sagt sie eines Tages, „wenn du nun tatsächlich Englisch studieren sollst, kannst du wenigstens etwas tun, um deine Sprachfähigkeiten etwas aufzufrischen. Ich werde meine Schwester Clara in Aldeburgh anrufen. Sie freut sich bestimmt, wenn du den Sommer bei ihr verbringst.“
    Ich mache ein Gesicht. Clara ist zwar meine Patentante, aber auch gleichzeitig eine schrecklich gesprächige, dominante Persönlichkeit. Einen ganzen Sommer mit Tante Clara?
    Da kann ich mir etwas tolleres vorstellen.
    Aber mittlerweile ist mir alles egal. Hauptsache, ich komme weg von zu Hause. Hauptsache, ich kann irgendwo gemütlich sitzen, gehen oder stehen, ohne dass mein Vater in meine Ruhe einbricht und mich zulabert.
    Aldeburgh ist ein wunderschöner, pittoresker Seeort an der ostenglischen Küste, direkt am Meer.
    Tante, oder eigentlich „Auntie“ Clara, hat ein süßes Häuschen an der Strandpromenade, dem Crag Path. Es ist eins dieser kleinen Gebäude, die so liebevoll hergerichtet sind und so schmuck aussehen, dass alle Touristen meinen, es müsse das perfekte Glück auf Erden bedeuten, in so einem netten Ambiente wohnen zu dürfen. Als Kinder sind wir oft mit Mama dort gewesen, wenn Papa in London bei irgendwelchen Geschäftsbesprechungen fest saß und wir das Weekend alleine gestalten mussten. Hinter der taubenblau gestrichenen Fassade ist ein großes
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