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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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meiner Mutter zu, „das war einfach vorzüglich. Ich weiß nicht wann ich zuletzt in einem Privathaus so köstlich bewirtet worden wäre. Nehmen's bitte mein inständiges Kompliment entgegen.“
    Herr Kasuma, der Japaner, hebt ebenfalls artig sein Glas und rülpst laut und vernehmlich, nach gut-japanischer Etikette.
    Meine Brüder und ich sehen uns gegenseitig an und dann schnell weg. Ich beiße auf meine Lippe, um das ungehörige Gekicher niederzukämpfen, das in mir aufgluckst.
    Mein Vater wirft mir einen strengen Blick zu.
    „Danke, danke“, sagt meine Mutter, „aber Ehre wem Ehre gebührt – meine Tochter hat heute Abend gekocht.“
    Nun richten sich alle Augen auf mich.
    Mein Vater lobt mich: „Das hast du aber ganz wunderbar gemacht, Nannilein. Schön, dass sie dir in der Schule das Kochen so gut beigebracht haben.“
    Wie ich dieses „Nannilein“ hasse. Gut, wenn wir unter uns sind....Aber wenn Gäste da sind, gefällt mir das gar nicht.
    Mein richtiger Name ist Anna. Ein schöner Name. Dieses Nannilein kling immer so, als würde ich noch im Hochstuhl sitzen, vielleicht mit dem Daumen im Mund. Oder mit dem Finger in der Nase. Ich verspüre einen bösen Drang, mit dem Esslöffel auf den Tisch zu hämmern und „Da-da-da!“ zu lallen.
    Stattdessen sitze ich natürlich brav da, die Handgelenke akkurat an der Esstischkante aufgelegt, erröte über das Kompliment und schweige.
    Mein schulischer Kochunterricht war eine Katastrophe. Wenn ich kochen kann, liegt es garantiert nicht an der seltsamen pummeligen Frau Thelen, die unsere Lehrerin war. Wie habe ich sie gehasst. Wie habe ich den Unterricht gehasst.
    Was haben wir da gelernt? Wie man eine „Braune Grundtunke“ herstellt. Schon der Gedanke an diese „Tunke“ dreht mir noch jetzt den Magen um. Als Alternative gab es auch die „Helle Grundtunke“. Diese „Tunke“ wurde über Blumenkohl gegossen. Der Blumenkohl sollte, das merkte ich erst nachher, als ich die Werke meiner Mitschülerinnen beäugte, als Ganzes gekocht werden. Ich aber – man höre und erschaure – hatte meinen Blumenkohl in viele hübsche kleine Röschen zerteilt. Frau Thelen brach fast in Tränen aus, als sie ihn sah. Meine Mitschülerinnen eher in Lachtränen.
     Frau Thelen konnte mich auch zum Wahnsinn treiben, indem sie gerade wenn das „Kochgut“ anfing richtig zu garen, am Herd vorbeischlenderte und meinte: „Das kocht ja viel zu wild. Sie müssen unbedingt die Temperatur zurückdrehen.“
    Dann griff sie selbst zum Regler, als ob ich zu doof sei ihn zu bedienen. Zwei Minuten später kam sie wieder vorbei und sagte streng: „Das kommt ja gar nicht in die Gänge. Warum drehen Sie die Temperatur nicht hoch? So wird das nie fertig.“
    Wie hasste ich das gemeinsame „Essen“ hinterher, wo die gesamte Kochsubstanz vertilgt werden sollte. Es war nebenbei gesagt immer zu viel. Und dann das betuliche Geplauder meiner Mitschülerinnen:
    „Also, mein Vater könnte sich in Blumenkohl mit Soße hineinsetzten.“ „Ja, ich auch.“ Bla. Bla.
    Nein, in der Schule habe ich das Kochen nicht gelernt. In der Schule habe ich nur gelernt, wie unendlich langweilig Kochen sein kann, wenn man es nur zulässt.
    Ich habe Kochen gelernt, weil meine Eltern oft gemeinsam verreisen. In unserer traditionell-geführten Familie war schon immer klar, dass das „Nannilein“ als braves „Hausmütterchen“ dann dafür sorgte, dass ihre armen Brüder, (genannt: „die Männer“) nicht vom Fleisch fielen. Fairerweise sei erwähnt, dass sie so manche Merkwürdigkeiten erleben durften. Zum Beispiel den Pudding aus der Packung, bei dem ich aus Versehen nur die halbe Milchmenge verarbeitete. Das Ergebnis war eine Art Beton, der hartnäckig am Löffel klebte. Ein anderes Mal machte ich fantastische hausgemachte Pommes. Nur nachher goss ich das heiße Fett zur Aufbewahrung in einen Plastikbehälter. Ich weiß noch heute, wie wir alle entgeistert beobachteten, wie das Gefäß so etwas wie einen Riesenpickel entwickelte, der mit einem Mal aufplatzte, so dass das ganze Fett sich in einem unerbittlichen Schwall über die Theke ergoss, in die Besteckschublade hinein, hinter die Küchenschränke...
    Aber nach und nach wurde ich besser. Geschickter. Klüger.
    Ich entdeckte Youtube für mich und konnte ganze Nachmittage einen Anleitungsfilm nach dem anderen sehen. Wenn ich etwas besonders Schmackhaftes irgendwo aß, machte ich mir mentale Notizen oder schrieb mir das Rezept schnell auf. Wenn es nicht so
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