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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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Rinde des Baumes noch immer zu sehen.
    Mein Vater findet seit jeher diesen Tisch „zu schade“ für das kleine Haus in Aldeburgh und hat alles daran gesetzt, ihn für unser Haus in Hamburg an Land zu ziehen, aber Clara kann auch ganz schön stur sein. Und so bleibt der Tisch unverrückbar dort stehen, wo meine Großeltern ihn vor Jahrzehnten hingestellt haben.
    Es gibt kalte Hühnerbrust, Käse, Tomaten und etwas Salat. Dazu reicht Clara einen Korb mit dem typischen englischen Gummibrot, namens „Mother's Pride“.
    Ich stupse missmutig an den Korb.
    „Wie kannst du so etwas nur 'Brot' nennen, Clara? Hast du wieder nur dieses Zeug im Haus? Eigentlich müsste es 'Mother's Disgrace' heißen.“
    Ich kann es nicht lassen und presse eine Scheibe davon zusammen wie einen Schwamm. Als ich sie loslasse, springt sie automatisch in ihre alte Form zurück.
    „Meine liebe Anna“, meine Tante mustert mich streng über ihre Brille, „ich weiß, dass du dich für eine Feinschmeckerin hältst, aber in meinem Haus isst man, was auf den Tisch kommt, und es wird nicht gemeckert.“
    „Schon gut, Clara. Aber wenn ich darf, backe ich dir mal ein richtiges Brot. Damit du auch einmal in deinem Leben erfährst, wie gut Brot schmecken kann.“
    „Lieb von dir, aber nein danke. Ich dulde es nicht, dass jemand in meiner Küche herumwirtschaftet, alles einkleckert und durcheinander bringt. Da bin ich eigen.“
    Pfff.
    Na toll.
    Claras Kochkünste sind in unserer Familie legendär, nämlich legendär schlecht.
    Irgendwie ist das Juche!-Gefühl von vorhin bei mir etwas verflogen. Wie soll ich es hier den Sommer über aushalten, ohne wenigstens einmal etwas Nettes kochen zu dürfen?
    Die Freude schwappt erst wieder hoch, als ich in Claras herrlichem Gästebett inthronisiert bin, mich in mein Bettzeug schmiege und den Lichtern der Boote auf dem Meer zusehe, bis mir die Augen zufallen.
     
    Es folgen mehrere Tage süßen Nichttuns. Das Wetter ist herrlich und warm. Schon vor dem Frühstück schlüpfe ich in meinen Badeanzug, werfe mir ein Handtuch um und nehme ein erfrischendes Bad im Meer. Am Nachmittag schlendere ich durch die unzähligen Gässchen des alten Seebades und sehe mir die kleinen Schaufenster mit Kunstgewerbe, Kitsch und Krempel an. Später liege ich im Liegestuhl auf der Terrasse und lese. Clara hat ein ausgedehntes Regal in der Küche, auf das sie ihre Kochbücher stellt.
    Als ob das ihre Kochfähigkeiten in irgendeiner Weise beeinflusst hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob Clara die vielen Kochbücher selbst gekauft hat, in der verzweifelten Hoffnung, ihre Künste doch zu verbessern, oder, (was mir eher wahrscheinlich scheint), ihre Gäste ihr sie mit dem gleichen Ziel mitgebracht haben.
    Doch nach nur einer Woche fällt mir die Bude gehörig auf den Kopf. Nachdem ich alle Kochbücher durchgelesen habe, fange ich wieder von vorne an. Dann nehme ich mir die Bibliothek im Wohnzimmer vor. Leider haben Clara und meine Mutter als junge Mädchen den üblichen Hang nach süßlichen Schmonzetten gehabt. Nach etwa drei Tagen kann ich die Earls und Lords und Schlösser und Herrensitze nicht mehr ertragen. Es ist wie wenn man zu Weihnachten zu viele Schokolade und Bonbons gegessen hat, und die Zähne verklebt sind, und der Hals vor Zucker kratzt.
    Apropos; ich muss zu meinem Entsetzten feststellen, dass Claras ungesunde Plumpsküche, die vielen fetten Saucen und zuckersüßen Desserts, meiner Figur bald arg zusetzen. Meine Jeans drücken am Hosenbund und mein Gesicht sieht im Spiegel irgendwie aufgebläht aus. Clara ist nicht umsonst so wohlbeleibt. Ihre „Kochkünste“ beruhen auf einem unverhältnismäßigen Einsatz von Fett und Mehl. Wiederholt bringe ich das Thema darauf, dass sie mir die Küche gerne überlassen darf, und dass ich ganz, ganz gut damit umgehen werde. Clara gehört zu dem Typen Mensch, der lieber gefoltert wird, eh dass irgend jemand seinen Herd entweiht.
    Hier sitze ich, zum Nichtstun verdammt, und werde immer fetter und unglücklicher.
    Ich bin doch jung. Ich stecke voll Energie. Ich möchte irgendetwas, irgendetwas, sinnvolles mit mir anfangen.
    Clara bemerkt meine Unruhe und meckert darüber.
    „Du bist so kribbelig. Merkst du gar nicht, dass du immerfort mit deinen Füßen wippst? Und wenn du das nicht machst, trommelst du mit deinen Fingern oder knibbelst an deinen Händen. Das macht mich ganz nervös.“
    „Verdammt noch mal, ich langweile mich zu Tode“, platzt es aus mir heraus.
    „Ich wüsste
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