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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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wie Papa“, werfe ich über meine Schulter.
    Ich stampfe die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer, falle auf mein Bett und versinke in einer schwarzen Wolke der Verzweiflung.
    Am liebsten hätte ich auf der Stelle meine Sachen gepackt und wäre wieder aus Aldeburgh abgereist. Aber wohin? Was soll ich nur mit mir anfangen?
     
    Nun jogge ich also über die Promenade und denke an die Unterhaltung mit Clara. Von 'Auntie' ist keine Hilfe zu erwarten, soviel ist sicher. Ich werde einfach weiter ausharren, nachdenken und abwarten. Vielleicht findet sich doch irgendwie und irgendwo eine Lösung.
     
    Wie immer, pelle ich mich zu Hause nur schnell aus meinen Sportkleidern, schlüpfe in meinen Badeanzug, werfe mir einen Bademantel über und gehe hinunter zum Strand zum Schwimmen. Es ist einer von diesen wunderbaren Sommertagen, an denen es bereits früh morgens richtig warm und sonnig ist. Die ersten Badegäste machen sich schon mit ihren Liegen und Handtüchern auf dem Strand breit. Ich muss regelrecht Slalomlaufen, um endlich an die Spülkante zu gelangen. Dann schwimme ich so weit heraus, dass ich gerade noch mit den Zehenspitzen den Meeresboden ertasten kann und ziehe parallel zum Strand meine Bahnen.
    Der Frühsport hat mich furchtbar hungrig gemacht. Genau genommen, ist es mein knurrender Magen, der mich wieder aus dem Wasser heraustreibt. Als ich mich mit dem Handtuch abrubbele, zieht ein intensives Aroma nach Pommes und gebratenem Fisch so verführerisch an meiner Nase vorbei, dass ich fast in Ohnmacht falle. Schnell schlüpfe ich in meinen Bademantel und folge dem Duft wie ein Jagdhund, der eine Fährte aufgenommen hat. Und schon stehe ich vor einen der vielen Fressbuden, die in Aldeburgh, wie in allen englischen Seebädern, zur Hauptsaison wie Pilze aus der Erde schießen. Darin steht jemand, der wie ein alter Seebär aussieht, komplett mit Kapitänsmütze und grauem Kinnbart. Der Mann, um dessen umfangreichen Bauch eine fettige Schürze gebunden ist, legt gerade ein Fischfilet in einen Frittierkorb. Ich stelle mich an die Theke und starre den bruzzelnden Fisch gierig an. Am liebsten würde ich ihn auf der Stelle aus der Fritteuse reißen und so wie er ist in meinen Mund schieben.
    Der Mann sieht von seiner Tätigkeit auf und zwinkert mir zu.
    „Nur noch eine Sekunde, Herzchen, dann ist er fertig. Pommes dazu?“
    Ich schüttle bedauernd meinen Kopf.
    „Ich habe kein Geld dabei.“
    „Aber trotzdem hungrig?“
    „Und wie!“
    „Also, dann wollen wir mal nicht so sein.“
    Er holt den Fisch aus dem Bratfett, legt ihn auf einen Pappteller, schüttet einen Berg goldener Pommes daneben, lässt einen Salzregen gleichmäßig darauf rieseln und reicht mir die Portion über die Theke. „Du kannst mir das Geld morgen vorbeibringen.“
    Ich zerfließe vor Dankbarkeit, aber der Bärtige winkt nur ab.
    „Lass es dir ruhig schmecken und – Vorsicht! - verbrenn' dir nicht die Schnute!“
    Ich nehme meine Beute mit auf eine Bank und setze mich zum Festschmaus hin. Der Pappteller ist noch so heiß, dass er meine nackten Beine wärmt. Der Fisch ist, wie in England bei 'Fish and Chips' üblich, in einen knusprigen Backteig eingehüllt. Der verkrümelt in meinem Mund und gibt das zarte, weiße Filet frei, das auf meiner Zunge zergeht. Dazu schiebe ich ein Kartoffelstäbchen hinein. Oh ist das lecker! Egal, ob es sich offiziell um 'Junkfood' handelt, mir schmeckt es.
    Als ich den letzten Rest aufgegessen habe, meinen Mund mit der Papierserviette abgewischt und den Abfall in den Behälter neben der Bank geworfen habe, sitze ich noch ein kurzes Weilchen da und denke über den Fisch nach. Habe ich da nicht neulich etwas im Internet gesehen? Über Backteig für Bratfisch? Ich weiß, da gibt es noch etwas...
    Da springe ich schnell auf und eile zurück zu Claras Haus. In Windeseile dusche ich, ziehe mir etwas an, setze mich auf das Bett und klappe meinen Laptop auf. Gleich werde ich es haben...
    Ja, meine Suche ist erfolgreich. Ich lande bei einem Demonstrationsvideo von meinem Lieblingskoch, Ron Grimstone, einem englischen Sternekoch. Ron zeigt, wie man den klassischen Fisch unendlich aufwerten und verfeinern kann, indem man dem Teig einen Hauch von Madras-Curry zufügt, sowie etwa einen Fingerhut voll Mineralwasser. Ich klappe den Laptop zu und starre ins Leere.
    Was würde ich darum geben, das Rezept mal ausprobieren zu dürfen. Klar, der Fisch am Strand ist lecker und nahrhaft gewesen, aber mein Problem ist, dass ich immer,
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