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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien
Autoren: Jules Verne
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auch nicht mehr an die unübersetzbaren Worte des lateinischen Citates. Ihn erfüllte nur die Angst, sich dem Meere in einem Boote anvertrauen zu müssen, in das Will Mitz noch Kleidungsstücke zum Wechseln, Wachsleinwandjacken, Decken und eine Presenning hinabwarf, mit der man eine Art Zelt oder Schutzplane herstellen konnte.
    Diese Vorbereitungen waren binnen einer Viertelstunde beendet, während sich das Geschrei unten verdoppelte und die Flammen schon an den Masten und der Takelage emporzüngelten.
    Jeden Augenblick fürchtete man einen aus dem brennenden Raume Entwichenen auftauchen zu sehen, ein halb verbranntes Gespenst, das sich aus der Glut gerettet hätte.
    Es war jetzt die höchste Zeit, den »Alert« zu verlassen. Nichts war vergessen worden, doch rief Niels Harboe, als Will Mitz eben als letzter einsteigen wollte:
    »Aber die Prämien… das Geld?
    – Ja, antwortete Will Mitz, das Geld ist das von unserer Wohltäterin. Das müssen wir mitnehmen, sonst geht es verloren mit dem Schiffe, von dem nichts übrig bleiben wird.«
    Nach der Kajüte zurückeilend, ergriff er das Packet mit dem Gelde, das in der Kabine des Mentors niedergelegt worden war. Dann kletterte er gewandt über die Reling, ließ sich ins Boot hinab und rief:
    »Abstoßen!«
    Das Seil wurde losgeworfen und das Boot entfernte sich in der Richtung nach Westen.
    Kaum war es davongefahren, da erfolgte eine Explosion infolge des Druckes der im Frachtraume übermäßig erhitzten Luft. Sie war so heftig, daß der aus seiner Spur gehobene Fockmast mit der ganzen Takelage des Vorderteiles nach Backbord umstürzte. Gleichzeitig neigte sich der »Alert« sehr stark zur Seite, richtete sich aber sofort wieder auf, so daß das Wasser, das die Flammen vielleicht gelöscht hätte, nicht in das Innere des Schiffes einströmen konnte.
    Noch wurde keiner der Leute Harry Markels auf den Verdecke sichtbar. Entweder waren sie bereits erstickt oder sie hatten sich durch den Rauch und die Flammen noch nicht Bahn brechen können.
    Es war jetzt halb sechs Uhr abends, der Wind wehte so gleichmäßig, daß man das Segel des Bootes hissen konnte, das bei dessen Auffrischen ja leicht wieder zu bergen war. Tony Renault setzte es also ebenso wie das Klüversegel bei. Will Mitz bediente das Steuer, die Ruder wurden aus den Pflöcken gehoben und hereingenommen. Um die größtmögliche Schnelligkeit noch ohne Gefährdung der Sicherheit zu erreichen, ließ man die Schote des Segels etwas nach und das Boot glitt nun geschwind auf der Oberfläche des Meeres hin.
    Will Mitz befand sich erst eine halbe Meile von dem »Alert« entfernt, als auch dessen beide anderen Maste umbrachen, nachdem das Feuer deren Wanten und Pardunen zerstört hatte. Das jetzt einem Ponton ähnliche Schiff neigte sich tief zur Seite, richtete sich diesmal aber nicht wieder auf. Nach und nach drang immer mehr Wasser durch die Schanzkleidung ein. An der höher stehenden Seite zeigten sich jetzt mehrere Leute, darunter auch Harry Markel, und noch einmal flammte ein wütender Blick in seinen Augen auf, als er das Boot so fern sah, daß es auf keine Weise erreicht werden konnte.
    Endlich senkte sich der »Alert« weiter und verschwand bald in der Tiefe. Gott hatte die Piraten vom »Halifax« gerichtet, die der irdischen Gerechtigkeit entgangen waren. Von dem Fahrzeuge war nichts mehr übrig, als unförmige Stücke der Maste, die hier-und dorthin trieben.
    Als die jungen Passagiere den »Alert« untergehen sahen, bemächtigte sich ihrer eine tiefe Erregung, so daß sich aller Augen mit Tränen füllten.
    Hatte sich der Sturm nun auch schon seit zwölf Stunden gelegt, so war die Lage jetzt doch kaum minder gefährlich.
    Das vom Bug bis zum Heck dreißig Fuß lange und in der Mitte fünf Fuß breite Boot reichte zwar für die elf Insassen aus, da es aber kein Verdeck hatte, bot es nicht den geringsten Schutz gegen Regen und Wind und konnte sich gar zu leicht mit Wasser füllen.
    Will Mitz breitete deshalb zwischen dem Maste und dem Hintersteven die Presenning von einem Rande zum anderen so aus, daß sie, von einigen Spieren gehalten, ein Dach bildete, worunter drei Personen Platz fanden.
    Louis Clodion und Roger Hinsdale bemühten sich gleichzeitig, dem Kompaß und den Kisten mit Zwieback und Konserven auf dem Boden des Fahrzeuges einigen Schutz zu beschaffen.
    Der mitgenommene Proviant reichte, von der Ausbeute durch Fischfang abgesehen, gut für zehn Tage, und an Süßwasser war für eine Woche genug
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