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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond
Autoren: Jules Verne
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in Verbindung ist. In dem Moment werden wir dann unseren Erdball verlassen. Siebenundzwanzig Minuten also haben wir noch auf der Erde zu bleiben.«
    – Sechsundzwanzig Minuten und dreißig Secunden, erwiderte der exacte Nicholl.
    – Ei nun! rief Michel Ardan im besten Humor, in sechsundzwanzig Minuten läßt sich noch viel fertig bringen! Man kann da noch die wichtigsten politischen und sittlichen Fragen besprechen, und selbst lösen! Sechsundzwanzig wohl verwendete Minuten sind mehr werth, als sechsundzwanzig unthätig verlebte Jahre. Etliche Secunden eines Pascal oder Newton sind kostbarer, als das ganze Leben einer rohen Masse von Dummköpfen ….
    – Und was folgerst Du daraus, ewiger Schwätzer? fragte der Präsident Barbicane.
    – Ich folgere, daß wir noch sechsundzwanzig Minuten haben, erwiderte Ardan.
    – Nur noch vierundzwanzig, sagte Nicholl.
    – Vierundzwanzig, wenn Du’s so genau nimmst, mein wackerer Kapitän, erwiderte Ardan, vierundzwanzig Minuten, binnen welchen man könnte gründlich ….
    – Michel, sagte Barbicane, auf unserer Fahrt werden wir reichlich Zeit haben, die schwierigsten Fragen gründlich zu erörtern. Befassen wir uns jetzt mit der Abfahrt.
    – Sind wir nicht bereit?
    – Allerdings. Doch sind noch einige Vorkehrungen zu treffen, um die Gewalt des ersten Stoßes möglichst abzuschwächen!
    – Haben wir nicht die Wasserschichten in den zerbrechlichen Verschlägen unter uns, deren Spannkraft uns hinlänglich schützen wird?
    – Das hoffe ich, Michel, erwiderte sanft Barbicane, aber ganz sicher bin ich dessen doch nicht!
    – Ah! Possen! rief Michel Ardan. Er hofft! …. Ist der Sache nicht sicher! … Und dies klägliche Geständniß erst in dem Moment, da wir bereits eingepackt sind! Da möcht’ ich auf und davon!
    – Und wie? erwiderte Barbicane.
    – In der That, sagte Michel Ardan, das ist schwer. Wir sind im Zug und vor Ablauf von vierundzwanzig Minuten wird der Conducteur pfeifen …
    – Zwanzig Minuten, sagte Nicholl.
    Einige Minuten blickten sich die Reisenden einander an. Darauf prüften sie die mitgenommenen Gegenstände.
    »Alles ist richtig an seiner Stelle«, sagte Barbicane. »Jetzt handelt sich’s zu bestimmen, wie wir am Besten Platz nehmen, um den Stoß bei der Abfahrt auszuhalten. Es ist dabei nicht einerlei, in welcher Stellung oder Lage man sich befindet, und man muß soviel wie möglich verhüten, daß das Blut zu stark nach dem Kopfe dringt.«
    – Richtig, sagte Nicholl.
    – Dann, erwiderte Michel Ardan, um die Regel durch das Beispiel zu erklären, legen wir uns, den Kopf unten und die Füße oben, wie die Clowns im Circus!
    – Nein, sagte Barbicane, aber auf die Seite müssen wir uns legen. So widerstehen wir am besten dem Stoß. Merken Sie wohl, im Moment der Abfahrt ist’s fast einerlei, ob wir drinnen oder davor sind.
    – Wenn nur »fast« einerlei, will ich’s zufrieden sein, erwiderte Michel Ardan.
    – Stimmen Sie mir bei, Nicholl? fragte Barbicane.
    – Ganz und gar, erwiderte der Kapitän. Noch dreizehn Minuten und eine halbe.
    – Der Nicholl ist kein Mensch, rief Michel, sondern ein Secundenchronometer …
    Aber seine Gefährten hörten ihn schon nicht mehr an, und machten ihre letzten Vorkehrungen mit einer Kaltblütigkeit ohne Gleichen. Sie machten’s, wie zwei methodische Reisende, die, wenn sie in einen Waggon eingestiegen, sich’s so bequem wie möglich zu machen suchen. Man fragt sich wahrhaftig, aus welchem Stoff die Herzen dieser Amerikaner gemacht sind, denen im Angesicht der erschrecklichsten Gefahr der Puls nicht rascher schlägt!
    Man hatte drei dicke und solid gepolsterte Lagerstätten in dem Projectil hergerichtet. Nicholl und Barbicane brachten sie auf die Mitte der Scheibe, welche den beweglichen Fußboden bildete; auf diesen sollten die drei Reisenden einige Augenblicke vor der Abfahrt sich hinstrecken.
    Während dessen verhielt sich Ardan, der sich nicht ruhig halten konnte, in seinem engen Gefängniß, wie ein Stück Rothwild im Käfig, plauderte mit seinen Freunden, schwatzte mit seinen Hunden, Diana und Trabant, denen er seit Kurzem diese bezeichnenden Namen gegeben hatte.
    »He! Diana! He! Trabant!« rief er sie an. »Ihr werdet den Mondhunden die guten Sitten der Erdhunde zu zeigen haben! Ihr werdet dem Hundegeschlecht Ehre machen! Potz! Blitz! Ihr sollt euch mit Monddoggen paaren, daß ich, kommen wir zurück, eine Mischrasse mitbringe, die Furore machen wird!«
    – Wenn’s dort Hunde giebt, sagte
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