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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sagte: »Viel Glück, Liebling. Ich weiß ganz genau, daß es uns viel schlechter ginge, wenn du nicht gewesen wärst – und mir ganz besonders. Gilban hat mir gesagt, daß es um meinen Fuß schlimmer als um deine Hand bestellt war. Wenn es möglich gewesen wäre, wäre ich an deine Stelle getreten, um dir die Möglichkeit zu geben …«
    Gildoran fragte: »Brauchst du mich auf der Brücke, Rae?«
    »Wirklich nicht. Kosmos! Es ist eine derartige Erleichterung, genug Leute zu haben«, sagte Rae. »Bring Merrit hinunter und steck sie in den Tank, wenn du willst.«
    Auf dem Weg zur Krankenabteilung sagte Gildoran: »Es ist ein seltsames Gefühl, Leute auf der Brücke zu haben, die nicht wie Späher aussehen. «
    Merrit lächelte leicht. »Laß die erst einmal vier Jahre lang im Weltraum bleiben, dann sind sie so blaß wie wir. Es sollte uns außerdem nichts ausmachen, Babys mit dunklen Haaren und dunkler Haut zu haben, und wenn bei dem einen oder anderen Freiwilligen nicht alles restlos ausbleicht, dann werden wir uns daran schon gewöhnen, denke ich. Das kann sogar eine angenehme Abwechslung sein. Habe ich nicht einmal gesagt, daß Homogenität der Beginn der Dekadenz ist? Wenn es den Spähern zu lange zu gutgeht, könnten sie auch dekadent werden, nehme ich an.«
    »Das will ich sehen!« sagte er. »Was werden wir ohne Rae anfangen, wenn sie ihre Drohung wahr macht und sich zurückzieht?«
    Gilmerrit lächelte wieder. »Das dauert noch lange«, sagte sie. »Rae ist für uns alle der gute Geist der Samtfalter, und ich glaube, das weiß sie auch. Und wenn die Zeit einmal kommt und sie sich tatsächlich aufs Altenteil zurückzieht – na, dann wird es eben jemand anders sein. Du vielleicht.« Als sie in die Krankenabteilung kamen, hakte sie sich mit ihrer gesunden Hand bei ihm unter.
    Gilban wartete bereits auf sie, während Assistenzärzte aus Laszlo alles vorbereiteten. Als Gildoran ihnen dabei zur Hand gehen wollte, bemerkte er die vertraute schlanke Gestalt mit dem fahlen, glatten Haar und den seltsamen schrägstehenden Augen.
    »Ramie, das ist ein neues Gebiet für dich«, sagte Gildoran.
    »Ich brauchte mal Abwechslung«, sagte Ramie. »Ich bin also hier, damit ich mich um dich kümmern kann, Merrit. Bist du soweit?«
    »Noch ein paar Minuten.« Ohne falsches Schamgefühl begann Gilmerrit sich auszuziehen, um sich für den Regenerationstank bereitzumachen. Ramie nahm eine Schere und einen Rasierapparat und entfernte Gilmerrits schweres Haar. »Das macht uns die Sache leichter«, sagte sie, »und wenn du soweit bist und wieder herauskommst, ist es wieder gewachsen.«
    Gilmerrit senkte ihre Augen. Sie sagte: »Schau mich nicht an, Gildoran.«
    Gildoran schloß die Frau in die Arme. »Spiel nicht verrückt, Liebling«, sagte er. »Glaubst du, es macht mir nach all den Jahren noch etwas aus, wie du aussiehst? Beeile dich und werde wieder gesund.« Er nahm die häßliche, klauenartige Mißbildung, die ihre Hand war, streichelte sie sanft und drückte seine Lippen darauf.
     
    Kosmos! Sie wird mir so sehr fehlen …
     
    Sie klammerte sich einen Augenblick lang an ihm fest und sagte: »Du darfst nicht einsam sein. Das ist nicht fair. Du weißt, daß ich nichts merken oder fühlen werde. Wage es ja nicht, mich zu vermissen, wenn ich dich nicht vermissen kann.« Sie ergriff Ramies Hand, sah mit ihren großen grünen Augen ernst zu ihr auf und sagte bestimmt: »Ramie. Du darfst es nicht zulassen, daß Gildoran mich vermißt oder einsam ist. Versprich mir das.«
    Ramie gab Gilmerrit einen schnellen Kuß auf die Stirn und sagte: »Ich verspreche es. Ich werde mich gut um ihn kümmern.«
    Merrit streckte sich auf einer Liege aus, Ramie deckte sie mit einem Laken zu, und Gildoran hielt ihre Hand, während die ersten Nadeln sich in ihre Handgelenke senkten. Sie würden sie einschlafen lassen, und dann würde ihre Körpertemperatur auf Kälteschlafniveau gesenkt. Später würde die nutzlose Hand dann amputiert und das Handgelenk in die Regenerationslösung gesenkt werden, so daß sie in einem Jahr nur mit dem Gefühl aus dem Tank kommen würde, sie habe lange geträumt – und mit einer Hand, die mit jener identisch war, mit der sie geboren war.
    Aus dem Sprechgerät ertönte Raes Stimme: »Die Samtfalter startet in genau vier Minuten und achtzehn Sekunden. Fertigmachen für den Dreißig-Sekunden-Countdown. Vier Minuten … Drei Minuten und dreißig Sekunden …«
    Ein erstes Röhren erschütterte die Samtfalter. Der
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