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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt
Autoren: Michael Shea
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betrachtete ihn abschätzend, dann wandte er sich noch einmal Mumber Sull zu. »In meiner Eigenschaft als Mautner muß ich Euch nun erklären, daß es Euch freisteht, Euch zurückzuziehen. Der Weg über die Brücke steht Euch offen. So kommt Ihr nicht in Gefahr, den Gewinn teilen zu müssen, den nur einer von euch verdient.«
    »Ich warte auf meinen Lehnsmann«, erklärte Sull kühl.
    »Was bedeutet Eure Warnung, die Ihr nun bereits das zweite Mal verlauten laßt? Wenn ich verliere, stehen sowohl der Than als auch ich nackt da. Besiege ich Euch dagegen, weshalb sollte er dann meinen Gewinn teilen, den doch zweifellos ich allein mit verdient habe?« erkundigte sich Cugel.
    »Der Anhänger hat zusätzlich zu seinem unschätzbaren Wert noch gewisse magische Kräfte. Gewinnt Ihr, muß ich Euch in ihre Benutzung einweihen. In Gegenwart Eures Begleiters würde natürlich auch er die Geheimnisse erfahren.«
    Cugel blickte den Than erwartungsvoll an. »Vielleicht würde Lord Sull in diesem Fall Augen und Ohren schließen?« Der Than beachtete seine Worte jedoch überhaupt nicht. Resigniert wandte Cugel sich von ihm ab und dem Mautner zu. »Da wir unbedingt spielen müssen, laßt uns beginnen.«
    Cugel stellte sich als bedeutend geschickter heraus, trotzdem gewann der Alte die ersten Spiele, allerdings viel weniger leicht. Jedes Spiel dauerte ein bißchen länger als das vorherige, und schließlich begann der Mautner zu verlieren.
    »Da Ihr das Amulett immer noch besitzt«, sagte Cugel plötzlich, »ist zu schließen, daß Ihr es nie zuvor verloren habt.«
    »Ich habe es verloren, wenn auch nur wenige Male«, brummte der Alte ungnädig. »Doch die Regel bestimmt, daß es mir durch jenen, dessen treuer Diener ich bin, ersetzt wird.«
    Cugel war inzwischen wieder vollgekleidet, und der Einsatz des nächsten Spiels war das Amulett.
    »Euer Glück ist phänomenal, Lehnsmann!« rief der Than. »Natürlich muß man Euch eine Erfahrung zugute halten, die für einen Mann meiner Position nicht schicklich wäre. Doch vergeßt jetzt den Anhänger und sorgt dafür, daß ich meine Blöße wieder bedecken kann.«
    »Ruhe!« donnerte der Mautner. »Das darf er nicht. Es muß jetzt um das Amulett gespielt werden.«
    Cugel zuckte die Schultern und blickte Sull entschuldigend an. Er mischte und verteilte die Karten, wie schon während der letzten vier Spiele, nachdem er an die Reihe gekommen war.
    »Seid versichert, daß ich dieses Kleinod in Ehren halten werde«, wandte Cugel sich an den Mautner. Er streckte die Hand nach dem Amulett aus. Der Alte neigte den Kopf. »Eine reine Formalität«, murmelte er. »Die Regeln bestimmen, daß Ihr es mir eigenhändig abnehmen müßt.«
    »Mit Eurer Erlaubnis«, murmelte Cugel. Er zog die Kette über den Kopf des ihm Gegenübersitzenden. Kaum hatte er das Amulett an sich genommen, schüttelten heftige Krämpfe den Alten. Der Kittel barst. Cugel und Sull starrten mit offenem Mund. An Stelle des Mautners stand ihnen ein Gruebulle gegenüber, der gut drei Meter groß war und ihnen ein grinsendes Gebiß mit langen scharfen Stoßzähnen zuwandte. Das grauenvolle Ungeheuer sprach zu Sull:
    »Bedauernswerter Than. Ihr müßt nun das Geschick Eures Lehnsmanns teilen, das nur er verdient hat. Da Ihr mich in dieser Gestalt seht, kann ich Euch nicht laufen lassen.«
    »Ihr werdet doch nicht Euren Ärger an mir auslassen, nur weil ich Glück im Spiel hatte?« rief Cugel.
    »Ist es wirklich nötig, Euch darauf aufmerksam zu machen, daß ich Eure Manipulationen im Austeilen der Karten bemerkt habe?«
    »Ich bin ein ehrlicher Spieler«, behauptete Cugel scheinbar indigniert. »Allein meine Stellung als Lehnsmann des hochehrenwerten Than würde einen solchen Betrug verbieten.«
    Das gefiel dem Than. »Ihr habt gehört, was mein getreuer Begleiter Euch erklärt hat. Wagt es nicht, ihn zu berühren.«
    Der Grue ignorierte ihn und wandte sich wieder an Cugel. »Schon allein die Tatsache, daß Ihr gewonnen habt, ist Beweis Eurer Manipulationen. Ich bin unschlagbar und nur durch Unehrlichkeit zu besiegen. Schwindler wie Ihr, auf diese Weise aufgedeckt, sind mir als einzige Nahrung gestattet. Mit einer unvermeidlichen Ausnahme«, er verbeugte sich vor dem Than.
    Cugel erblaßte. »Das scheint mir ein sehr ungewöhnlicher Appetit«, krächzte er.
    »Mein persönlicher Geschmack ist nicht so wählerisch«, gestand der Grue. »Ich bin durch meine Stellung gebunden, zu der ein bereits lange toter Zauberer mich verdammte. Über
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