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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt
Autoren: Wim Vandemaan
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Wahnwelt. Ein Nichts. Abhängig von den Reflektorischen Feldern.«
    »Wir könnten lernen, über die Felder und ihre Projektoren zu herrschen.«
    »Selbst wenn uns das gelingen würde: Es wäre nur ein Spiel. Wir würden spielen, während in der Wirklichkeit der
    Krieg gegen die Frequenz-Monarchie weitergehen würde. Ein wirklicher Krieg mit wirklichen Opfern.«
    Die Stimme lachte. Rhodan fühlte sich hochgerissen, das Meer unter ihnen versank. Schon waren sie hoch über den Sturmwolken. Die Stimme sagte: »Davor hast du Angst, nicht wahr? Die Menschheit allein zu lassen.«
    »Sie käme ohne mich aus. Und ohne dich.«
    »Sagst du. Glaubst du aber nicht.«
    »Glaube ich das nicht?«
    Die Stimme lachte, beschwingt und jungenhaft. »Nein. Du glaubst, ohne dich fehlte der Menschheit ein wesentlicher Teil. Ihr Seelenjuwel. Der Auserwählte des Wanderers. Du hältst dich für unverzichtbar, unersetzlich.«
    »Jeder Mensch ist unverzichtbar, unersetzlich. Das nennt man seine Individualität.«
    Ihr Flug ging zu Ende. Der schwarze Mantel breitete sich zu einer Schwinge aus, blähte sich zu einem Fallschirm. Sie schwebten eine kurze Weile hinab und landeten dann auf einer stählernen Plattform, einer Scheibe von nicht mehr als zehn Metern Durchmesser. Über ihnen drehten sich die Galaxien wie mächtige Räder, unfasslich nah, mit ihren Billionen und Billiarden Sonnen.
    Unter ihnen war nur der schwarze Wirbel. Das Krathvira.
    Sie saßen einander auf zwei einfachen Holzschemeln gegenüber. Rhodan und eine menschliche Gestalt, in einen dunklen Nebel gehüllt. Manchmal rissen die Schwaden des Nebels auf und enthüllten Teile der Gestalt, mal einen verrenkten Arm, mal ein versteinertes Gesicht.
    »Das ist der Anzug der Einsamkeit«, sagte sein Gegenüber. »Du siehst, er schmeichelt seinem Träger nicht unbedingt.«
    »Wozu dient er?«
    Sein Gegenüber winkte ab. »Zu etwas Unbegreiflichem. Niemand begreift die Einsamkeit.«
    RHODAN beugte sich nach vorne, die diffusen Hände verschränkt, Rhodan spürte seinen Blick.
    »Lass sie«, sagte sein Gegenüber leise. »Lass die Menschheit los. Lass sie erwachsen werden. Die Menschen kommen ohne dich aus.«
    Rhodan betrachtete sein Gegenüber. Er begriff nicht und wahrscheinlich war es ja auch gar nicht zu begreifen -, wie diese Abspaltung dieser Elemente seiner Person hatte vonstatten gehen können.
    Denk nicht darüber nach, forderte er sich auf. Du willst doch fort aus dieser Pseudowelt. Zurück in die Realität. Belaste dich nicht mit Gedanken an die hiesigen Verhältnisse.
    Er hörte, dass sein Gegenüber weitersprach, achtete aber nicht mehr auf das, was er sagte. Hatten seine eigenen Gedanken ihm nicht eben ein Stichwort gegeben? Aber welches? Er rief sie sich in Erinnerung, überprüfte Wort für Wort.
    Belaste. Die Last...
    Was hatte die Wahrsagerin ihm geraten? Lade dir die Last auf, und sie wird dich tragen.
    Er stand auf und trat an den Rand der Plattform. »Mir fällt eben ein, wie ich es dir beweisen könnte.«
    »Was beweisen?«
    Rhodan lächelte. »Dass ich durchaus den Mut habe, unsere Menschheit sich selbst zu überlassen. Dass ich es ihr zutraue, ohne mich auszukommen.«
    Sein dunkles Gegenüber schob sein Gesicht aus der Nebelkleidung. Es wirkte müde, als hätte es seit Jahrtausenden nicht mehr geschlafen. »So?«
    »Es ist ganz leicht«, sagte Rhodan.
    »Das wagst du nicht«, sagte sein Gegenüber.
    »Versuch, mich daran zu hindern.«
    Er hob einen Fuß und streckte das Bein über den Abgrund. Mit einem einzigen Satz war sein Gegenüber bei ihm, packte ihn bei den Schultern. Rhodan bückte sich, schob seine Schultern gegen den Leib des anderen und richtete sich mit ihm auf.
    »Das wagst du nicht«, wiederholte RHODAN, sein dunkles Imago.
    »Mit dir zusammen gibt es nichts, was ich nicht wage«, sagte Rhodan und trat mit der Last über den Rand der Plattform hinaus.
    Es war, als spränge das Krathvira ihm ins Gesicht.
     
    *
     
    Er war wieder eins mit sich.
    Für einen Moment glaubte er, das Gespinst der Marionettenfäden zu sehen. Die Fäden überkreuzten und verknoteten sich. Wie ein Sicherheitsnetz hing es zwischen ihm und dem Krathvira.
    Dann begann es sich zu verwandeln. Rhodan erkannte die Stränge und Knotenpunkte, die hitzesprühenden Sphären. Das war das Netz der FrequenzMonarchie.
    Wieder ganz und gar er selbst, bereitete es ihm keine Mühe, das Netz zu befahren. Er reiste mit einer derartigen Leichtigkeit, dass es ihm beinahe leidtat, das Netz bald
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