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Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Titel: Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
Autoren: Florian Hottenrott
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also doch Widerstand?
    „Wir sind leider nicht viele Menschen, aber ich glaube, es werden immer mehr werden.“
    „Und ihr rettet Menschen aus dem Getto?“
    Der Mann nickte und schaute mit mir zusammen in den zerbrochenen Spiegel. Er sah sich genau an. „Wir versuchen es, aber oftmals misslingt uns di eses Vorhaben auch. Die Grenzkontrollen sind in letzter Zeit verstärkt worden.“
    Ich nickte verständnisvoll und mir wurde klar, dass dieser Ausflug mein Erster und Letzter sein könnte. Doch ich wollte es wagen.
    „Ich hoffe, dir ist bewusst, was für ein Risiko wir eingehen, Kleines?“ Nun sah er mich im Spiegel an. Und ich nickte nur.
    Er legte seine Hand auf meine Schulter und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, dass wir von dir noch einige Dinge hören werden.“
    Sollte ich mich nun geschmeichelt fühlen, oder sollte ich mir eher Sorgen machen?
    „Wir brauchen dringend junge Menschen, die unsere Bewegung unterstützen. Die ganzen Kinder der reichen Leute werden in den Schulen zu sehr indoktriniert. Sie sind verdorben und halten das bestehende System für richtig.“ Sein Gesicht strahlte eine enorme Trauer aus.
    „Haben sie Kinder?“
    Sein Blick ging zu Boden. „Ich hatte einen Jungen, aber sie haben ihn mir genommen.“
    Obwohl ich weder den Jungen noch diesen Mann genauer kannte, spürte ich, wie sich eine Spitze in mein Herz bohrte. Ich spürte seinen Schmerz.
    „Vielleicht verstehst du jetzt auch, warum ich gegen dieses System kämpfe. Wenn du dich einmal nicht den Regeln gemäß verhältst, nehmen sie dir alles weg, was du liebst und brauchst. Sie kennen keine Rücksicht und kein Mitleid.“
    „Ich weiß.“
     
     
     
     
    Obwohl ich schon mein ganzes Leben in diesem Getto verbracht habe, gab es dennoch Ecken, die ich noch nicht kannte.
    Ein riesiges, gläsernes Gebäude, das mich am ehesten an eine Blüte erinnerte. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den Fassaden. Die Wachen in ihren schwarzen Ausrüstungen trübten das Bild der Perfektion und Friedlichkeit jedoch.
    Mein Begleiter zeigte einen Ausweis vor, die W ache musterte mich kurz und dann winkte sie uns schnell durch. Und dann öffnete sich eine Tür in eine vollkommen neue Welt.
    Bunte Reklamen, die wild durcheinander leuc hteten, gut gekleidete Menschen, die kaum Notiz von mir nahmen. Sie alle hatten Koffer und Taschen bei sich. Ein langer Korridor tat sich vor mir auf, links und rechts Läden und am Ende wartete ein Stand, der ebenfalls wie eine Blüte aussah.
    „Ich nehme an, du bist noch nie hier gewesen?“, fragte mich der Mann, während wir an all diesen Geschäften vorübergingen.
    „Nein.“ Ich war beeindruckt. Hier wirkte alles so hoffnungsvoll, lebendig.
    „Das ist eine der zahlreichen Station en. Von hier aus fahren Hochgeschwindigkeitszüge überall hin. Normalerweise ist eine Station in einem Getto eher ein Transferpunkt als ein Ort, an dem man wirklich aussteigen und bleiben möchte.“
    „Das erscheint mir logisch.“
    Wir näherten uns diesem Stand mit großen Schritten. Und schon aus einiger Entfernung lächelte uns eine junge Dame entgegen. Sie wirkte so perfekt, so unmenschlich.
    „Was kann ich für sie tun?“, fragte sie mit einer ebenso unmenschlichen Stimme.
    „Ich hätte gerne zwei Tickets nach Gammaville. Wir möchten inkognito reisen, wenn dies möglich ist?“ Der Mann schob eine Karte über den Tisch und sie nahm diese dankend an.
    Es mag sich merkwürdig anhören, aber die Frau steckte sich die Karte in ihren Nacken. Ich sah me inen Begleiter fragend an.
    „Entschuldige, du kennst diese Maschinen nicht. Das ist keine echte Frau.“
    Nun sah ich die Frau fragend an. Doch sie ignorierte mich und meinen starrenden Blick.
    Einige Sekunden später händigte sie dem Mann wieder seine Karte aus. „Ich wünsche ihnen eine angenehme Reise!“
    „Aber sie sieht so echt aus“, sagte ich noch, als wir uns von dem Stand entfernten.
    „Hier würde kein normaler Mitarbeiter leben wollen, also setzte man Maschinen ein. Der große Vorteil dieser Dinger ist, dass sie sich leicht man ipulieren lassen.“
    Das war gruselig.
    Wir liefen noch ein paar Meter weiter, bis wir eine gläserne Säule erreichten. Der Mann drückte auf einen Knopf und zwei gläserne Türen schoben sich zur Seite. Ich war misstrauisch.
    „Wir müssen nach unten zum Gleis.“
    Zögerlich betrat ich die Säule zusammen mit dem Mann und ebenso scheinbar zögerlich schlossen sich die Türen
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