Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
Blut noch nicht geronnen …«
    »Haben Sie jemanden gesehen, als Sie hier ankamen?«
    Tatarka schüttelte den Kopf. »Das heißt, doch, ein Wagen kam mir entgegen … Ein Transporter … War ziemlich schnell unterwegs.«
    Anděl sah sich im Wohnzimmer um. Nirgendwo Patronenhülsen. Entweder der Täter hatte sie aufgesammelt, oder er hatte einen Revolver verwendet. »Durchschüsse oder Steckschüsse?«
    »Zweimal Steckschüsse bei denen auf dem Sofa, ein Durchschuss bei dem im Durchgang. Komisches Ding, das Projektil …«
    »Eis?«, fragte Anděl auf gut Glück und lief ins Arbeitszimmer.
    »Ja. Ich habe es gleich in einem Tütchen ins Eisfach in der Küche gepackt. Das glaubt mir ja sonst kein Mensch.«
    Anděl öffnete den Waffenschrank, aus dem er eine Pistole und passende Munition holte. »Was für eine verdammte Scheiße«, murmelte er halblaut vor sich hin, während er vorsichtig über Johns Leiche stieg und zur Haustür eilte.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Tatarka misstrauisch.
    »Du willst doch nicht etwa …«, rief Larissa entsetzt aus, als sie ihn die Pistole laden sah.
    »Das war Trojan. Er ist mit dem Transporter weg. Vermutlich will er diese Moderatorkugeln irgendwo holen …« Er blieb an der Tür stehen, steckte die Pistole in den Hosenbund.
    »Aber du weißt doch gar nicht, wo die Dinger sind! Wo willst du denn …«
    »Im Stollen am Kammerbühl«, unterbrach sie Tatarka, »Gustav hat mich heute Morgen angerufen, erzählte eine wilde Geschichte, die ich nicht ganz verstanden habe. Aber er sagte, sollte etwas passieren, solle ich Sie«, er nickte Larissa zu, »in Ihrer Pension aufsuchen, Sie wüssten jemanden, der sich darum kümmern würde, und ich sollte Ihnen sagen, das Zeug sei im Kammerbühl. Ich hatte keine Ahnung, was er meinte … Deshalb bin ich früher hergefahren als vorgesehen. Habe mir Sorgen gemacht. Gustav war ziemlich aufgeregt und …«
    »In welche Richtung ist er gefahren?«, unterbrach ihn Anděl, die Hand an der Türklinke.
    »Richtung Slatina.«
    »Sie rufen die Polizei. Der Inspektor soll Einsatzwagen zum Stollen am Kammerbühl schicken.« Er öffnete die Tür und rannte zum Wagen. Als er ihn gerade anließ, sprang Larissa auf den Beifahrersitz.
    »Was zum Teufel …«
    »Ich komme mit.«
    »Kommt überhaupt nicht …«
    »Keine Diskussion. Fahr endlich los, sonst ist der Typ weg mit dem Zeug. Los.«
    Er starrte sie wütend an. Sie hielt seinem Blick stur stand.
    »Verdammte Scheiße.« Das war so ziemlich das Letzte, was er bei dieser Aktion brauchen konnte.
    »Du wiederholst dich.«
    Er startete den Wagen, lenkte ihn in Richtung Wald.
    »Er ist doch in die andere Richtung gefahren«, sagte Larissa verwirrt.
    »Hier rum ist es kürzer. – Du bist ein grauenhaft renitentes Weibsbild.«
    Larissa schwieg und grinste. Was für eine Geschichte! Viel besser als das, weswegen sie eigentlich in diese scheinbar so ruhige Gegend gekommen war.
    Keine fünf Minuten später hielt Anděl den Wagen an und drehte sich zu ihr um.
    »Nein, ich werde nicht im Wagen bleiben«, griff sie seinen Worten vor.
    »Larissa«, sagte er leise, »wenn du auch nur einen Schritt aus diesem Wagen machst, dann drehe ich dir eigenhändig den Hals um.« Seine Stimme klang wie Eis.
    Sie setzte an, etwas zu sagen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Nein!« Er stieg aus, schloss leise die Fahrertür und machte sich auf den Weg zum alten Stollen.
    Larissa blieb wütend im Wagen sitzen. Sein Ton hatte sie beeindruckt, aber sie hatte nicht vor, sich bevormunden zu lassen. Ich gebe dir fünf Minuten, dachte sie eigensinnig, dann gehe ich nachsehen.
    Anděl lief den Feldweg entlang Richtung Kammerbühl. Die ruhige, sonnenbeschienene Landschaft um ihn herum nahm er nicht wahr. Als er um ein Gebüsch bog, sah er den Transporter. Er stand direkt vor dem Eingang zum Stollen, die Hecktüren weit geöffnet. Einige Kisten standen schon drin. Höchste Zeit einzugreifen. Wo blieb die Polizei, verdammt? Er sah sich um. Weit und breit keine Menschenseele. Rechter Hand, vielleicht zwanzig Meter von ihm entfernt, stand inmitten einer verschneiten Wiese das Infohäuschen, in dem man Broschüren über den Naturpfad, Postkarten und Getränke kaufen konnte. Der Mann, der das Infohäuschen betrieb, wohnte dort auch, wie Anděl wusste. Mit ein bisschen Glück würde er nichts mitkriegen. Im nächsten Moment ging die Tür auf, und ein älterer Mann trat heraus, den Blick auf den Transporter gerichtet. Er schüttelte missbilligend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher