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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens
Autoren: Helena Reich
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einmal gesehen, er heißt John Ketchup oder so ähnlich.«

39
    Tady jsem spáchal svou první vraždu.
    Hier habe ich meinen ersten Mord begangen.
    »Wer sind Sie?«, fragte der ältere Mann, der Mottls Haustür öffnete, nachdem Larissa erst geklopft und schließlich sturmgeläutet hatte. Er war klein und drahtig und sah sie aus fast schwarzen Augen durchdringend an.
    »Wir möchten zu Gustav Mottl. Ist er da?«, erwiderte David Anděl.
    »Hm. Da ist er schon, aber das wird Ihnen nicht weiterhelfen, fürchte ich. Er ist tot.«
    »Was ist passiert? Ein Infarkt oder so was?« Zu spät, dachte Anděl, wie immer in letzter Zeit.
    »Wer sind Sie?«, konterte der Mann seine Frage.
    Bevor Anděl sich überlegt hatte, welche seiner beiden Identitäten er verwenden sollte, antwortete Larissa in ihrer üblichen ungestümen Art.
    »Mein Name ist Larissa Khek. Ich bin eine Journalistin aus Prag, und das ist Martin Trojan, ein … äh, Kollege. Wir haben den Förster gestern getroffen und wollten ihn noch ein paar Dinge fragen – aber …« Himmel, tot, dachte sie erschüttert. Und gestern Abend hatte er noch mit ihnen Im Siebten Himmel gesessen.
    »Trojan, so. Hm.« Der Mann betrachtete die beiden misstrauisch, verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und wer sind Sie?«, schaltete sich Anděl ein, der, ohne es selbst wirklich zu merken, dabei war, wieder in seine Rolle als Kommissar zu schlüpfen.
    »Mein Name ist Prokop Tatarka, Rechtsmediziner aus Karlsbad. Ein alter Freund des Verstorbenen. Gustav und ich waren heute Morgen zu einem Spaziergang verabredet. Als ich hier ankam, war die Tür offen.«
    »Was ist dem Förster zugestoßen?«, fragte Larissa.
    »Eine Kugel. – Ich wollte eben die Polizei benachrichtigen.« Er musterte Anděl nachdenklich. »Sie sind sicher, dass Sie Martin Trojan sind? Wenn ja, dann kriegen Sie gleich ein Problem, mein Freund, denn Martin Trojan liegt da drin tot neben Gustav und noch einem Mann namens Jakub Lajtr.«
    »Verdammte Scheiße.«
    »Kann man so sagen. Also, wer sind Sie, Freundchen?«
    »David Anděl …«
    »Der erschossene Kommissar? Sie sind wohl von den Toten auferstanden, wie?«
    »Hören Sie, wenn Sie tatsächlich ein alter Freund von Gustav sind, dann wissen Sie, dass auf seinem Kaminsims Fotos stehen. Auf einem davon bin ich drauf, an einem Schießstand. Allerdings mit dunklen Haaren und ohne Bart. Ich weiß, dass ich angeblich tot bin, aber … das ist eine lange, komplizierte Geschichte. Ich möchte mir den Tatort ansehen.«
    Tatarka rührte sich nicht.
    »Sie können auch Ihre frühere Kollegin und Bekannte Agáta Abrhámová anrufen. Sie wird Ihnen bestätigen, wer ich bin.«
    Über Tatarkas faltiges Gesicht huschte ein Lächeln. »Brauche ich nicht. Sie hat mich angerufen, meinte, Sie würden vielleicht vorbeikommen in meiner Prosektur. Ich wollte Sie nur testen. Keine böse Absicht. – Da Sie ja Kriminalkommissar sind, wenngleich gerade nicht im Dienst, können Sie sich den Tatort meinetwegen ansehen.« Er trat zur Seite.
    »Was ist mit der Polizei? Wollten Sie die nicht rufen?«, fragte Anděl und ging an ihm vorbei ins Haus.
    »Das hat noch ein paar Minuten Zeit. Der Inspektor und ich … egal.«
    Die Bescherung in Mottls Wohnzimmer war kein schöner Anblick. Der Förster saß halb liegend auf dem Sofa, in einem Sessel in ähnlicher Haltung ein anderer Mann, vermutlich Lajtr, dachte Anděl. Auf dem Boden ausgestreckt, zwischen Wohn- und Arbeitszimmer, lag der dritte Mann … Der Kommissar stutzte, das war doch … er trat noch einen Schritt vor.
    »Nein! – O mein Gott …«, rief Larissa entsetzt aus, die hinter Anděl eingetreten war, »das ist …«
    »… nicht Martin Trojan«, bestätigte Anděl, »das ist John Ketchum, ein amerikanischer Journalist.« Er atmete tief durch. Seine Gedanken rasten. Hermiona hatte heute Morgen Lajtr vom brennenden Haus ihrer Großeltern wegrennen sehen, und nun lag der Mann tot im Försterhaus. Zusammen mit John Ketchum, der am Abend zuvor den Förster nach Hause gefahren hatte.
    »Was? Nicht Trojan? Aber er hat einen Führerschein auf diesen Namen bei sich. Ich habe vorsichtig nachgesehen, ob sie Papiere bei sich haben. – Das wird den Inspektor gar nicht freuen«, fügte er mit einem boshaften Grinsen hinzu.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Doktor?«
    »Ich kam keine fünf Minuten vor Ihnen hier an.«
    »Seit wann sind die drei ungefähr tot?«
    »Keine halbe Stunde, würde ich sagen, eher weniger. Sind alle noch warm, das
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