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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens
Autoren: Helena Reich
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eintraten.
    »Ich bin beeindruckt, Herr Inspektor, so schnell habe ich nicht mit Ihnen gerechnet. Bitte setzen Sie sich doch, Herrschaften.« Er deutete auf eine Sitzgruppe auf der anderen Seite des Raumes und kam um seinen Schreibtisch herum darauf zu. »Sie haben sie gefunden? Wo ist sie? Es ist ihr doch nichts passiert?«, fragte er alarmiert.
    Der Inspektor sah ihn verblüfft an. »Wie darf ich das verstehen, Herr Kafka? Von wem sprechen Sie?«
    »Nun, äh … ich habe erst vor ein paar Stunden meine Frau vermisst gemeldet. Ich dachte, Sie sind gekommen, um … Weshalb sind Sie hier? – Und wer sind …« Seine Stimme erstarb, und er ließ sich langsam in einen Sessel sinken.
    »Frau Doktor Axamit, forensische Pathologin, und Dr. Benda vom Geheimdienst«, stellte Nebeský die beiden anderen vor. »Sie vermissen also Ihre Gattin. Nun, ihretwegen sind wir tatsächlich hier, aber von einer Vermisstenanzeige ist mir nichts bekannt.« Er räusperte sich. Einem Menschen mitzuteilen, dass ein Angehöriger tot war, gehörte zu den Dingen, die er an seinem Beruf am wenigsten mochte. Grässlich. Aber nicht zu ändern. »Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Herr Kafka, dass Ihre Frau tot ist.« Dass der DNA -Test noch ausstand, unterschlug er. Sie hatten die Aussage von diesem kleinen Mädchen und dem alten Mann.
    Der Anwalt schien in Bruchteilen von Sekunden um Jahre zu altern. Er starrte Nebeský fassungslos an. »Tot, sagen Sie? … O Gott … Irena …«
    Magda ging zu einer Anrichte, auf der allerlei Alkoholika standen, und schenkte ein großzügiges Glas Whisky ein. Sie reichte es dem Anwalt, der es mechanisch entgegennahm und auf einen Zug leerte.
    »Danke. – Was ist passiert? Ein Unfall?« Er stellte das Glas mit zitternder Hand ab.
    »Das steht noch nicht eindeutig fest. Wann haben Sie Ihre Frau zurückerwartet?«
    »Ich war einige Tage auf Dienstreise, einige Klienten in Südböhmen … Sie war auch unterwegs, im Kreis Karlsbad, sie wollte eigentlich gestern zurück sein. Wir wollten uns in einem Lokal treffen … aber sie kam nicht. Ich habe versucht, sie anzurufen, aber sie ging nicht ran. Ich habe die halbe Nacht gewartet … und heute Morgen gleich die Polizei angerufen.« Er war aschfahl im Gesicht. »Tot – ich kann es nicht fassen … Was ist passiert?«
    »Was war der Grund für die Reise Ihrer Frau?«
    »Ich verstehe nicht, was all diese Fragen sollen, Herr Inspektor. Warum sagen Sie mir nicht …«
    »Noch ein wenig Geduld, bitte. Es geht um ermittlungstechnische Fragen.«
    »Nun gut. Sie betreibt ein Antiquitätengeschäft auf der Kleinseite. Sie war wegen Ankäufen unterwegs.«
    »Nähmaschinen?«
    Kafka sah ihn irritiert an. »Äh, ja. Ist das wichtig?«
    »Möglicherweise. Wissen Sie, wen sie aufgesucht hat?«
    »Natürlich nicht. Woher auch? Sie fuhr einfach in der Gegend herum und fragte nach den Dingen, die sie suchte. Nicht mein Fall, aber sie wollte es so. Hat einer der Leute ihr etwas angetan?«
    Magda holte die Notfallmarke aus ihrer Tasche, die sie in dem verbrannten Wagen gefunden hatten. »Gehört diese Marke Ihrer Frau, Herr Kafka?« Sie reichte sie ihm.
    Er nahm sie mit spitzen Fingern entgegen und betrachtete sie lange schweigend. Schließlich nickte er. »Ja, das gehörte ihr.« Als er wieder aufsah, glänzten Tränen in seinen Augen.
    »Ihre Frau war also Diabetikerin. Wissen Sie, ob sie immer einen Vorrat Insulin bei sich hatte?«
    »Selbstverständlich. Sie war insulinpflichtig. Aber sie ist mit ihrer Krankheit vorbildlich umgegangen, hat nie Süßes gegessen und pflichtbewusst ihre Broteinheiten gezählt. – Sie wollen doch nicht sagen, dass sie an einer Unterzuckerung gestorben ist? Das ist unmöglich! Sie wusste, dass sie in bestimmten Abständen essen muss …«
    »Die genaue Todesursache können wir leider nicht mehr feststellen. Offenbar ist Ihre Frau in ihrem Wagen verbrannt …«
    »Es sieht so aus«, unterbrach Nebeský sie, »dass Ihre Frau beim Ankauf einer Nähmaschine in einem Haus nahe Franzensbad an einer Unterzuckerung gestorben ist …«
    »Aber Sie sagten doch gerade, sie sei in ihrem Wagen verbrannt … ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Er sah ratlos von einem zum anderen.
    Der Inspektor fasste so kurz wie möglich die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die sie gewonnen hatten. Allerdings nur das, was direkt mit Irena Kafkovás Tod zusammenhing. Keine Geschichten über Uran, rotes Quecksilber oder die Fotos.
    Während er sprach, spiegelten sich
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