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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache
Autoren: Janet Evanovich
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Es waren die Frauen, die jetzt vor Connies Schreibtisch saßen.
    »Das sind Mrs. Apusenja und ihre Tochter Nonnie«, stellte Connie vor. »Mrs. Apusenja hat ein Zimmer an Samuel Singh vermietet.«
    Mrs. Apusenja und ihre Tochter starrten mich verunsichert an, weil sie nicht wussten, wie sie auf die Schmalzklumpen, die in meinem Haar und an meiner Jeans klebten, reagieren sollten.
    »Und das ist Stephanie Plum«, sagte Connie zu den Apusenjas. »Sie ist eine unserer Kautionsdetektivinnen. Normalerweise ist sie nicht so … fettig.« Connie zwinkerte mir zu.
    »Womit hast du dich bloß so beschmiert?«
    »Vaseline. Balog hatte sich damit eingerieben. Ich musste ihn mit Gewalt zu Boden zwingen.«
    »Das sieht mir doch sehr nach irgendwas Sexuellem aus«, sagte Mrs. Apusenja. »Ich bin eine anständige Frau. Damit will ich nichts zu tun haben.« Sie legte die Hände seitlich an den Kopf. »Sehen Sie? Ich halte mir die Ohren zu. Ich will diesen Schmutz nicht hören.«
    »Das ist nichts Schmutziges«, schrie ich sie an. »Ich musste einen Mann verhaften, der war über und über mit Vaseline bedeckt …«
    »Lalala Lalala«, sang Mrs. Apusenja.
    Connie und ich kullerten mit den Augen.
    Nonnie zog ihrer Mutter die Hände vom Kopf. »Hör zu, was sie uns sagen«, bat sie ihre Mutter. »Wir brauchen ihre Hilfe.«
    Mrs. Apusenja hörte auf zu singen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Mrs. Apusenja ist hier, weil Singh verschwunden ist«, sagte Connie.
    »Stimmt«, sagte Mrs. Apusenja. »Wir machen uns große Sorgen. Er war ein vorbildlicher junger Mann.«
    Ich überflog den Zeitungsartikel. Samuel Singhs Visum lief in einer Woche ab. Wenn Vinnie ihn bis dahin nicht aufgetrieben hatte, sah es ziemlich finster für ihn aus.
    »Wir glauben, dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen ist«, sagte Nonnie. »Er ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    Die Mutter nickte zustimmend. »Samuel hat bei uns gewohnt, während er in diesem Land gearbeitet hat. Meine Familie ist eng befreundet mit der Familie von Samuel Singh in Indien. Es ist eine gute Familie. Nonnie und Samuel sollen sogar heiraten. Meine Tochter sollte mit Samuel nach Indien fahren, um seine Mutter und seinen Vater kennen zu lernen. Wir haben schon die Flugtickets.«
    »Wie lange ist Samuel schon verschwunden?«, fragte Connie.
    »Seit fünf Tagen«, sagte Nonnie. »Er ist zur Arbeit gegangen, aber nicht nach Hause gekommen. Wir haben uns bei seinem Arbeitgeber erkundigt, und da heißt es, Samuel sei an dem Tag gar nicht erschienen. Wir haben uns an Sie gewandt, weil wir hoffen, dass Mrs. Plum uns bei der Suche nach Samuel behilflich sein kann.«
    »Haben Sie schon mal in Samuels Zimmer nachgesehen, ob irgendwas fehlt?«, fragte ich. »Kleider. Ausweis.«
    »Es scheint noch alles da zu sein.«
    »Haben Sie eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgegeben?«
    »Nein. Ist das ratsam?«
    »Nein«, sagte Connie, einen Hauch zu schrill, und drückte die Schnellwahltaste für Vinnies Handy.
    »Ein Notfall«, sagte Connie zu Vinnie. »Mrs. Apusenja sitzt hier im Büro. Samuel Singh wird vermisst.«
    Um zwei Uhr morgens, wenn die Wetterbedingungen ideal sind und die Ampeln perfekt geschaltet, braucht man zwanzig Minuten von der Polizeiwache zum Kautionsbüro. Heute, um zwei Uhr nachmittags, bei wolkenverhangenem Himmel, schaffte Vinnie es in zwölf Minuten.
    Wenige Minuten vorher kam Ranger ins Büro geschlendert. Er trug wie üblich Schwarz. Sein dunkelbraunes Haar war aus der Stirn gekämmt und hinten zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Jacke sah mir sehr nach einer schusssicheren Kevlar-Weste aus, und aus Erfahrung wusste ich, dass sich darunter eine Waffe verbarg. Ranger war immer bewaffnet, und Ranger war immer gefährlich. Sein Alter würde ich irgendwo zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig ansiedeln, und seine Haut war milchkaffeebraun. Es geht das Gerücht, er sei bei einer Sondereinheit gewesen, bevor er als Kautionsdetektiv bei Vinnie einstieg. Er war muskelbepackt, und sein Maß an Fähigkeiten reichte locker an das von Batman und Rambo heran.
    Ranger und ich hatten vor kurzem mal eine Nacht miteinander verbracht. Gegenwärtig war unser Verhältnis etwas kompliziert. Wir arbeiteten, wenn erforderlich, als Team zusammen, vermieden aber jede Berührung oder gar ein Gespräch, das zu einer Wiederholung unseres kleinen Abenteuers geführt hätte. Ich jedenfalls vermied es. Ranger zeigte sich von seiner gewohnten Seite,
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