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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Glas an die Stirn gedrückt.
    »Woran denkst du?«
    »An Mustafa Rindal«, sagte er. »Morgen ist Montag, und es ist nur noch eine Woche.«
    »Nenn ihn nicht Mustafa, das klingt herablassend.« Sie zeigte ihm den Strauß, den sie gepflückt hatte. Rote Pechnelke, weißes Labkraut und Hahnenfuß.
    »Aber er heißt so.«
    Sie antwortete nicht, sondern verschwand im Haus auf der Suche nach einer Vase. Kam zurück, stellte den Strauß hinein und drapierte die eine oder andere Blume anders.
    »Sie haben geheiratet«, sagte er und nippte an seinem Bier.
    »Wer?«
    »Rindal und die Ingenieurin, die bei der Kripo arbeitet. Leyla. Lange dunkle Haare, viel jünger ...« Als Tove nickte, fuhr er fort: »Sie kommt aus Syrien. Und weil sie Muslimin ist, haben sie es auf Muslimisch gemacht, aber da musste er eben auch Moslem werden. Er konvertierte in der Moschee im Åkebergveien zum Islam. Man muss einen muslimischen Namen haben, und er hat sich für Mustafa entschieden, also heißt er Mustafa Rindal.«
    »Aber du brauchst ihn nicht so zu nennen.«
    »Er hat den Namen schließlich angenommen, in der Begegnung mit Allah.«
    »In der Begegnung mit Allah? Vergiss nicht, dass du Kollegen hast, die von Geburt an Moslems sind. Die finden das nicht komisch. Wie wir beide wissen, kannst du Rindal nicht leiden und findest es merkwürdig, dass dein Chef ein Moslem ist, aber schließlich hat er das getan, weil er diese Frau liebt. Und ganz im Inneren weißt du auch, dass das toll von ihm war. Rindal weiß natürlich Bescheid über die Witze, die ihr hinter seinem Rücken macht. Das wusste er garantiert auch schon vorher. Rindal hat sich für die Liebe geopfert. Worüber lachst du?«
    Gunnarstranda kicherte und wiederholte: »Hat sich für die Liebe geopfert? Hallo? Wir reden von Rindal!«
    Sie wollte gerade antworten, als er abrupt aufstand.
    »Was ist?«
    Gunnarstranda hob seinen Zeigefinger an den Mund. »Hör mal«, flüsterte er.
    Tove spitzte die Ohren. Nach einer Weile zog sie fragend die Augenbrauen hoch.
    »Dieses Summen.« Gunnarstranda zeigte nach oben unter das Terrassendach.
    Eine Hand voll Bienen schwirrte dort herum.
    Sie sahen sich an. Tove riss die Augen auf und lief ins Haus.
    Gunnarstranda blieb stehen und betrachtete die Bienen. Er kannte dieses Summen. Das waren Späher auf der Suche nach einem neuen Heim, und sie hatten sich das Terrassendach der Hütte ausgesucht. Das konnte er nicht zulassen.
    Späher auf Haussuche bedeuteten irgendwann einen Bienenschwarm in Trauben.
    Er stand auf und ging eilig zu den Bienenstöcken hinunter. Wo war der Schwarm? Er befand sich immer in der Nähe des Korbes. Er zuckte zusammen, als er die Traube von Bienen entdeckte. Hier war eindeutig die Königinmutter unterwegs. Ihre dicke Majestät hatte es bisher nicht weiter als zum nächsten Baum, zur alten Eiche, geschafft. Aber sie hatte noch keinen Ast ausgesucht. Nein, sie hatte sich an der Rinde festgesetzt, mit dem Ergebnis, dass die Traube riesig und länglich aussah, wie eine Verdickung des Stammes - eine Geschwulst. Er ging zurück, um den Strohhut zu holen, das Rauchgerät und ein weißes Laken.
    Tove stand hinter dem Fenster in Sicherheit. Sie mochte keine Bienen. Sie mochte Insekten generell nicht. Hier herrschte enormer Informationsbedarf, aber er würde sowieso auf taube Ohren stoßen. Bienen, die im Schwarm umziehen, stechen nicht. Sie sind mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Das hatte er sicher schon fünfzig Mal gesagt. Trotzdem hatte sie es nicht begriffen.
    Er breitete das Laken auf der Erde vor dem Baum aus. Dann hielt er den Strohhut unter den dicksten Teil der Traube und fing sie ein. Drehte dann blitzschnell den Hut herum. Jetzt flogen Zehntausende von Bienen durch die Luft, aber sie waren relativ harmlos. Sie wollten nur zu ihrer Königin. Gunnarstranda suchte nach einem Stock und hob den Hut leicht an. Stand da und betrachtete das Gewimmel. Eine Biene nach der anderen krabbelte unter den Hut. Also hatte er die Königin gefangen. Er zündete das Rauchgerät an und benutzte Besen und Rauch, um den Nachzüglern Beine zu machen. Als alle bei der Frau Mama versammelt waren, knotete er das Laken um den Strohhut zusammen und hob es in den Schatten. Nun galt es, ein neues Zuhause für den Schwarm zu finden. Das bedeutete, einen neuen Bienenstock zu zimmern.

5
    Doch, doch, die Frau hinter dem Tresen war sich ziemlich sicher. Es gab keinen Zweifel. Das Mädchen war so was von schön gewesen. Schwarz, nicht wahr? Und vor allem
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