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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod
Autoren: Kjell Ola Dahl
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in die Augen. »Das ist total Schrott. Es tut mir schrecklich leid um das Fahrrad, und gleichzeitig bin ich unheimlich froh, dass ich so glimpflich davongekommen bin. Stell dir vor - sich auf dem Fahrrad bergab zu überschlagen mit Promille im Blut ist keine Kleinigkeit.«
    »Was übrigens das Trinken angeht«, sagte Gunnarstranda freundlich, »so nehme ich gern Milch in den Kaffee.«
    Sie stand auf. »Jetzt dachtest du, du hättest mich erwischt«, sagte sie. »Aber ich habe den Kaffee schon aufgesetzt, als ich in der Küche war.«
    Eine Minute später kam sie mit zwei großen Bechern zurück.
    Sie tranken.
    Ihre Augen blinzelten über dem Tassenrand.
    Gunnarstranda setzte die Tasse ab. »Jetzt brauchst du ja die Stunde bei deinem Psychologen nicht mehr abzubestellen«, warf er leicht dahin.
    Sie senkte den Blick.
    »Sein Fahrrad ist auf jeden Fall im Eimer.«
    Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    Gunnarstranda schwang wieder das Pendel.
    »Bitte«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Bitte lass das.«
    »Lena.«
    Sie öffnete die Augen.
    »Die Blumen kommen von Herzen«, sagte Gunnarstranda. »Und ich freue mich wirklich, wenn du wieder zur Arbeit kommst. Aber du musst aushalten, eine Weile auf der Bank zu sitzen.«
    »Warum?«
    Er schwang wieder das Pendel. »Du hattest ein Schweineglück, Lena. Erik Valeur ist total durchgeknallt, und das weißt du jetzt. Aber es war eine umständliche Art, das rauszufinden. Unprofessionell. Du hättest dich niemals auf einen Clinch mit dem Typen einlassen dürfen - ich meine, dich mit dem Fahrrad überschlagen. Du weißt so gut wie ich, dass er auf dem Weg in die Mausefalle war. Wir hätten Valeur auf jeden Fall gehabt, ohne dass ein einziges Fahrrad zu Schrott gefahren oder ein Mensch hätte verletzt werden müssen.«
    Er trank Kaffee.
    Sie sagte nichts.
    Er stellte die Tasse ab. »Wenn du wieder in die Mannschaft willst, musst du zeigen, dass du keine Alleingängerin, sondern eine Mannschaftsspielerin bist, verstehst du?«
    »Hast du die Schraube das auch gefragt?«, fragte sie. »Ob ich das verstehe?«
    Er grinste und hob wieder die Tasse. »Ungewöhnlich guter Kaffee«, murmelte er. »Ich glaube, ich weiß, wozu wir dich brauchen können, Lena.«
    »So was hättest du niemals zu Frølich gesagt.«
    Gunnarstranda stellte die Tasse ab und lehnte sich gegen die Wand. »Du hast es noch nicht gehört?«, sagte er mit gesenktem Blick.
    »Was gehört?«
    »Liest du auch keine Zeitung?«
    »So wenig wie möglich - wie jeder Mensch mit einem gewissen Bedürfnis nach Würde im Alltag.«
    »Frølich ist draußen.«
    Sie runzelte die Stirn und sah ihn an. »Wie bitte?«
    »Er hat einen Prozess am Hals.«
    »Was?«
    »Er hat seinen Kumpel angegriffen, Karl Anders Fransgård . Frølich ist angeklagt wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung in besonders schwerem Fall. Schade, aber so ist es. Des einen Not, des anderen Brot. Wir brauchen Leute.« Er stand auf. »Also komm wieder zur Arbeit.«
    Sie saß fassungslos da. »Frølich, gefeuert?«
    »So ist es.«
    Gunnarstranda ging zur Tür, öffnete sie und trat hinaus. Drehte sich um und sah sie an. Wartete, bis sie Blickkontakt hatten, hob dann einen langen, knorrigen Zeigefinger und richtete ihn auf sie. »Werde gesund, Lena. Ganz gesund.«
    Sie saß noch immer stumm da.
    Gunnarstranda schloss leise die Tür hinter sich und ging langsam die Treppe hinunter.

 
    Kjell Ola Dahl , 1958 in Norwegen geboren, schreibt seit einigen Jahren mit großem Erfolg Kriminalromane, seinen Beruf als Lehrer hat er dafür aufgegeben. Er wurde in Norwegen 2001 mit dem angesehenen Riverton-Krimi-Preis ausgezeichnet.
    Seine Kriminalromane erscheinen in elf Ländern. In REIN WIE DER TOD schickt Kjell Ola Dahl seine beiden Kommissare Gunnarstranda und Frølich zum siebten Mal auf die Straßen Oslos.
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