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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod
Autoren: Kjell Ola Dahl
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gesamten Mageninhalt mit einem Mal aus. Das Erbrochene platschte in die Brühe. Er berührte Metall. Griff danach und zog sich hoch. Es war ein Rand. Fester Boden. Er aalte sich vorwärts. Kam auf die Knie, schüttelte groggy den Kopf und versuchte, sich aufzurichten. Gleichzeitig spürte er, dass jemand ihn würgte und versuchte, ihn wieder unterzutauchen.
    »Du kannst selbst wählen«, zischte eine Stimme an seinem Ohr, »entweder du wirst in fünfzig Meter Tiefe in den Oslofjord gespült, oder sie pflügen dich irgendwo draußen vor der Stadt auf einem Acker unter. Entscheide dich jetzt!«
    Die Panik setzte das Adrenalin in seinem Körper frei. Er stützte sich auf, taumelte, öffnete die Augen und sah einen Schatten, der eine Stange schwang. Er duckte sich, war aber nicht schnell genug. Es fühlte sich an, wie erschossen zu werden. Er fiel um wie ein Sack. Scheiße strömte über seinen ganzen Körper. Der Schmerz lähmte jeden Muskel, aber er hielt das Gehirn wach. Frølich mobilisierte all seine Kräfte und rollte sich zur Seite, kam auf die Beine und erhob sich aus der stinkenden Masse.
    »Geht es dir besser, wenn du weißt, dass ich das Arschloch getötet habe?«, rief Karl Anders. »Dann bitte, ich habe es getan! Der Trottel mit Glatze war in ihrer Wohnung.«
    Frølich versuchte, seine Augen von der Feuchtigkeit frei zu blinzeln.
    »Der Widerling und ich haben dem Bullen zugesehen, wie er ihre Unterwäsche durchsucht hat, so wie der Typ immer dagestanden und Veronika beobachtet hatte. Das war der halbe Kick, Frank, dass niemand mich aufhalten konnte. Ich habe dem Gewürm den Hals durchgeschnitten, während du um uns herumgewuselt bist, der Trottel, der du immer schon warst.«
    Seine Augen waren frei. Er blinzelte immer wieder. Für einen kurzen Moment sah er einen Schatten, der sich in einem Tigersprung nach vorn warf. Frank Frølich fiel auf den Rücken, zurück in die Kloake. Die Finger, die seinen Hals zusammendrückten, waren zäh und hart wie Manilaseil. Er brauchte Luft. Presste den Kopf nach oben, wurde aber wieder nach unten gedrückt.
    Aber seine Hände waren frei. Frølich tastete über das Gesicht des anderen. Fand die Augenpartie, streckte den Zeigefinger und stieß mit aller Kraft zu. Der Griff um seinen Hals löste sich. Frølich stand auf und rang nach Luft.
    Karl Anders kauerte auf allen vieren und schrie. Er war nur ein Schatten, aber das war genug. Frølich ballte beide Fäuste zu einer Schleuder und rotierte wie ein Diskuswerfer vor dem Wurf. Neunzig Kilo Lebendgewicht trafen ins Schwarze. Karl Anders fiel auf die Seite. Frølich tastete mit den Händen, fand die Eisenstange und hob sie über den Kopf. Schlug zu. Hob die Stange wieder. Schlug zu. Er schrie jedes Mal, wenn die Stange traf. Er schlug zwanzig Jahre Selbstverachtung aus sich heraus. Sein Kopf war vollkommen leer. Er rächte sich einfach nur - bis der magere Körper unter ihm sich nicht mehr rührte.

51
    Insgeheim hatte er gar nicht erwartet, dass sie ihn hereinlassen würde.
    Sie stand in der Türöffnung und betrachtete ihn einige Sekunden lang kühl, bis sie den Blumenstrauß entdeckte. »Für mich?«
    Gunnarstranda nickte. Sie machte die Tür ganz auf und trat zur Seite. Er dachte: Diamanten sind vielleicht die besten Freunde, aber Blumen sind die besten Türöffner.
    »Lilien?«, fragte sie.
    Er nickte. »Türkenbund. Meine eigenen. Hab sie am Sommerhaus stehen. War am Wochenende da.«
    Er setzte sich auf das weiße breite Sofa und spielte mit Toves Pendel, während Lena in die Küche ging. Er hörte, wie sie Schranktüren öffnete und schloss. Aus einem Hahn lief Wasser. Durch die Türöffnung konnte er sehen, wie sie Stiele schnitt und die Blumen in einer Vase arrangierte. Schließlich kam sie zurück und stellte das eindrucksvolle Produkt auf den Tisch.
    »Wunderschön«, sagte sie und betrachtete seine Hände. »Was machst du da?«
    »Das ist ein Pendel«, sagte er und zeigte es ihr. »Tove interessiert sich für esoterisches Zeug, Tarot und so was. Und sie behauptet, diese Schraube sei die Antwort auf viele Fragen.« Er umschloss das Pendel mit der Hand und blinzelte ihr zu. »Wir haben auch so unsere Themen in der Beziehung, Tove und ich. Eigentlich bin ich froh, dass es nicht schlimmer ist als das hier. Wie geht es dir?«
    »Okay«, nickte sie, »bin wohl Mittwoch wieder bei der Arbeit, denke ich.«
    »Wie geht's dem Fahrrad?«
    Lena sah wachsam auf.
    Gunnarstranda grinste und spielte mit dem Pendel.
    Sie sah ihm
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