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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
Autoren: Diana Reddas
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liebte sie. Gerade deshalb belastete ihr Gewissen sie. Aber sie wusste, würde er ahnen, was sie vorhatte, würde er es verhindern. Das konnte und wollte sie nicht zulassen. Niemals. Ihre Entscheidung stand felsenfest.
    Ralf hatte seine Ecken und Kanten. Für sie war das Haus eine dieser Ecken. Es stellte seinen Status in der Gesellschaft dar. Doch ihr fiel es weiß Gott nicht leicht, in einem Haus zu leben, das vollkommen unpersönlich war. Ein Heim zum Wohlfühlen war es niemals gewesen und würde es für Noel auch niemals werden.
    War es dann nicht zu vertreten, dass auch sie ihre Ecken und Kanten hatte? Okay, gegen das Geheimnis, das sie vor ihm verbarg, waren seine Macken Peanuts. Dafür war das Motiv für ihr Geheimnis viel bedeutender als sein Statusproblem. Noel hatte einen Grund für ihr Handeln. Einen Antrieb, der so tief in ihr saß, dass er ihr Leben bestimmte. Sie liebte Ralf, dessen war sie sich sicher. Trotzdem nahm sie in Kauf, ihre Ehe durch dieses gut gehütete Geheimnis zu riskieren. Niemand auf der Welt sollte von ihren Beweggründen erfahren, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Niemand!
    Noel stand auf und ging in die Küche. Der lichtdurchflutete Raum glänzte, wie das Spitzenmodel eines Versandhauskataloges. Nicht ein Fleck haftete auf den elfenbeinfarbenen Einbauschränken, die bis unter die Decke reichten. In der Mitte der Küche thronte die überbreite Kochinsel. Darüber hingen Töpfe, Pfannen und Rührlöffel jeder Art. Natürlich alles staub- und fettfrei. Manchmal plagten Noel richtige Hemmungen, etwas zu benutzen. Die Haushälterin, die jeden Tag mehrere Stunden den Haushalt führte, wischte jeden Krümel fort den Noel einmal fallen ließ. War Noel nicht schnell genug, kam es gar nicht erst dazu, dass sie Krümel hinterlassen konnte. Oftmals war das Essen fertig, wenn sie selbst gern gekocht hätte. Herr Doktor hätte es so angewiesen hieß es dann. Noel wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Lieber lebte sie mit dem ein oder anderen Krümel und Staubkorn, als sich nicht mehr im eigenen Haus bewegen zu können. Doch Ralf erkannte nicht, dass er sie damit quälte. Er war davon überzeugt, dass er ihr damit den größten Gefallen tat, den man einer Frau tun konnte. Vielleicht bin ich nur undankbar, dachte Noel oft genug.
    Aber heute konnte dieses Problem warten. Noel hatte freie Bahn und freute sich, selbst etwas Leckeres zuzubereiten. Selbst auf das Aufräumen danach freute sie sich.
    Sie öffnete die Kühlschranktür und überlegte, wie sie ein besonders schönes Abendessen zaubern könnte, um ihm die Neuigkeit auf dem Silbertablett zu präsentieren. Zum Glück entdeckte sie die benötigten Zutaten für seinen innig geliebten Geflügelsalat im Kühlschrank. Sie nahm alles heraus, bereitete den Salat und deckte den Tisch im Esszimmer. Wie ein Schmuckstück lag es direkt zwischen Küche und Wohnzimmer im Wintergarten. Ralf hatte die Außenwände beider Räume einreißen lassen. Vorher befand sich die Terrasse zwischen Küche und Wohnzimmer, heute dieser imposante Wintergarten. Efeu und Klematis rankten um die Wette und hüllten das Glas in einen romantischen Vorhang, wie nur die Natur es vermochte. Die untergehende Sonne warf verspielte Schatten auf den Esstisch. Noel stellte Weingläser, einen Weißwein und zwei Kerzen auf den Tisch. Alles war perfekt. Fast alles. Sie sah an sich hinab und lachte. In Küchenschürze, befleckter Bluse und zerrissener Jeans war sie der einzige Schmutzfleck, der nicht in das Ambiente passte.

    Bis Ralf durch die Tür kam, hatte sie es geschafft, zu duschen und sich angemessen anzuziehen. Das schwarze Top, das Ralf ihr von der letzten Kongressreise mitgebracht hatte, passte ausgezeichnet zu der olivgrünen Cordhose. Noel setzte ihre Brille auf, band sich das schwarze Haar zu einem straffen Zopf und ging in die Küche, um Ralf zu begrüßen.
    Er zog sein Jackett aus und hängte es über die Lehne des Küchenstuhls. Die Anzughose brachte seinen sportlichen Körperbau zur Geltung. Die hellen Haare auf seinen Armen ließen seine Haut jedoch noch blasser erscheinen, als sie tatsächlich war. Er brauchte unbedingt mehr Zeit an der frischen Luft. Stattdessen arbeitete er nahezu rund um die Uhr, ohne sich eine Pause zu gönnen.
    Er zog die Schuhe aus, stellte sie im Flur unter die Garderobe und kam zurück in die Küche. Erst dann gab er Noel einen Kuss, wandte sich jedoch schneller von ihr ab, als sie es begreifen konnte.
    „Ich muss noch einige Telefonate
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