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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot
Autoren: dtv
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gepflasterten Weg, breit genug für Autos, sogar für den Müllwagen. Zur Vorsicht fuhren sie zunächst dort entlang und hielten hinter dem, wie sie hofften, richtigen Garten. Barber stieg aus und linste durch das Seitenfenster der alten Ziegelsteingarage. Er nickte und setzte sich zurück ins Auto. Drinnen stand eine Art Van. Ja, er sah aus wie ein Van, den man für so was benutzte.
    Hume fuhr zurück auf die Straße und parkte ein paar Häuser entfernt. Selbst mit einem zivilen Wagen versuchte man, möglichst unauffällig zu bleiben. Jacobson klingelte, die anderen standen hinter ihm. Die Tür zurvorderen Veranda war geschlossen, genau wie die Haustür selbst. Das war in der Gegend eigentlich nicht üblich, es sei denn, man war den Tag über nicht da oder im Urlaub. Er klingelte erneut, und noch ein drittes Mal. Drinnen waren Schritte zu hören, und John Barnfield tauchte auf, in Shorts und einem Sweatshirt, mit einem Drink in der Hand. Hinter ihm drang Musik aus dem Haus.
    »Inspector Jacobson. Das ist jetzt gerade kein günstiger Zeitpunkt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Rap-Fan sind, John.«
    »Ach das. Das ist Caroline. Sie ist für ein paar Tage hier. ›Zeit zu Hause‹ nennen sie das. Es ist Teil der Therapie.«
    »Ich muss zu Ihnen hinein, John.«
    Barnfield hatte die freie Hand an der Tür, bereit, sie zuzuschlagen.
    »Warum das in aller Welt? Sollten Sie nicht lieber nach der Bestie Johnson suchen? Glaubt man den Nachrichten, ist er Ihnen entwischt. Es heißt, die Leute sollen nach ihm Ausschau halten. Selbst sein Foto zeigen sie. Das kommt verdammt spät . . .«
    »Lassen Sie mich hinein, John.«
    »Das muss ich nicht, nicht ohne die entsprechende richterliche Anordnung.«
    »Ich habe keine, John. Aber ich kann eine bekommen. Ich würde so lange meine Kollegen hierlassen, vor und hinter dem Haus, wenn ich sie mir holen müsste.«
    Einerseits drängte Jacobson einfach hinein, andererseits versuchte Barnfield auch nicht wirklich, ihn aufzuhalten. Linda Barnfield und ihre Tochter saßen im Wohnzimmer, kerzengerade auf gepolsterten Regency-Stühlen,deren Stoffbezug das Rosenmuster der Tapete aufnahm. Snoop Dogg hatte noch nie so fehl am Platz geklungen. Jacobson drehte die Lautstärke herunter, und da niemand ein Wort sprach, war es auf einmal ganz still. Caroline Barnfield war groß, blass und blauäugig. Sie sah Jacobson so ausdruckslos an wie alles andere um sich herum auch. John Barnfield blickte von der Tür zu ihr hinüber.
    »Was hätten Sie denn gemacht, Inspector? Gar nichts?«, und dann: »Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«
    Sie folgten ihm in den zweiten Stock zu einem nach hinten hinaus gelegenen Zimmer.
    »Hier hat er sie festgehalten«, erklärte Barnfield ihnen, als er die Tür öffnete. »An den Heizkörper gekettet.«
    Die Kiste stand mitten im Raum, gestützt von zwei Gerüstpfählen, die fest mit Boden und Decke verschraubt waren. Die Klappe vorn war mit einem halben Dutzend Riegeln verschlossen, die mit Vorhängeschlössern gesichert waren. Alles in allem ein beeindruckendes Stück Heimwerkerarbeit. Barnfield öffnete die Schlösser und schob die Riegel zurück. Hume und Barber hoben Johnson aus der Kiste und legten ihn auf den Boden, fast schon sanft. Er hatte etwas gemurmelt, als sie ihn angefasst hatten, war aber gleich wieder bewusstlos geworden. Sergeant Ince war bereits an seinem Funkgerät und rief einen Krankenwagen.
    »Wo ist hier die Toilette?«, fragte Mick Hume, die Hände nass von Johnsons uringetränkter Hose.

29
    Am Mittwochmorgen rasierte sich Chris Parr zunächst, zog dann sein bestes Hemd und seine beste Levi’s an. In seinem Krankenwagen fuhr er hinüber nach Beech Park, fand die Straße und parkte zwischen einem leuchtend blauen Corsa und einem neuen Fiesta.
    Er war selbst in einem Viertel wie diesem aufgewachsen. Mit ordentlichen Gärten und gut gepflegten Autos. Alles bestens in Schuss. Er wollte zu den Swains, Jenny Mortimers Mum und Dad. Der Mord an Gus Mortimer hatte die Arrangements in Bezug auf Jennys Beerdigung gründlich durcheinandergebracht. Die Staatsanwaltschaft hatte die Leiche für eine Beerdigung am Freitag freigegeben oder, so es gewünscht wurde, auch schon am Donnerstag. Aber das Bestattungsinstitut brauchte jemanden, der für die Rechnung aufkam. Vorzugsweise jemanden, der noch lebte. Jennys Vater hatte sich eingeschaltet und gesagt, er werde die Kosten übernehmen, das sei kein Problem. Wenn er sich da mal nicht täuscht, hatte Parr
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