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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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soll denn in der alten Kirchengruft passieren?«, fragte Tara. »Befürchtest du, dass dort etwas sehr Wertvolles verborgen ist, hinter dem jemand her ist? Schweben die Arbeiter in Gefahr? Weißt du etwas Konkretes?«
    Er blickte von den Flammen auf und sah ihr in die Augen. Dann schüttelte er den Kopf. »Du würdest es nicht verstehen. Aber du musst für mich herausfinden, was dort los ist.«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das tun werde. Doch du weißt ja, im Flugzeug bekomme ich kein Auge zu. Ich bin völlig erledigt. Aber gleich morgen ziehe ich los.«
    »Heute!« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Katia macht uns einen starken Kaffee. Solange du in Bewegung bleibst, schaffst du das schon. Die Zeitverschiebung macht sich erst bemerkbar, wenn du dich hinlegst und schläfst.«
    »Du verstehst mich nicht – ich bin wirklich fix und fertig. Vor meinem Abflug musste ich noch ein Projekt zu Ende bringen, ich habe seit Tagen nicht mehr genug Schlaf bekommen.«
    »Dann spielt ein Tag mehr auch keine Rolle.«
    »Hey! Du bist mein Großvater, du solltest dir um meine Gesundheit und mein Wohlergehen Sorgen machen.«
    »Glaub mir, das tue ich. Sehr sogar. Aber du wirst noch heute Nachmittag losziehen und mir sämtliche Informationen besorgen, die es über diese Ausgrabung gibt. Die Namen aller Beteiligter. Du musst direkt an die Stelle, an der sie arbeiten.«
    »Womöglich lassen sie mich gar nicht …«
    »Himmel noch mal! Dann musst du eben deinen weiblichen Charme spielen lassen.«
    »Du willst doch nicht etwa, dass ich meinen Körper verkaufe?«, neckte sie ihn.
    Er schnaubte ungeduldig und setzte eine strenge Miene auf. »Die Sache ist ernst!«
    »Jacques!« Sie sprach ihn immer mit seinem Vornamen an, wenn sie so tat, als gehöre sie zu dem literarischen Zirkel, in dem er in New York zu verkehren pflegte. »Ich weiß nicht, was ich tue. Es wäre hilfreich, wenn ich es verstehen könnte. Was, glaubst du, geht dort vor und muss unbedingt gestoppt werden? Ann hat mir erzählt, dass du von einer Allianz gesprochen hast.«
    »Ja, die Allianz. Ich gehöre zu dieser Allianz, aber es sind nicht mehr viele übrig. Den Ruf haben wahrscheinlich nur sehr wenige vernommen. Bestimmt gibt es noch andere, aber vielleicht wissen die noch nicht Bescheid. Vielleicht schaffe ich es, ein paar von ihnen zu mobilisieren. Aber zuallererst muss ich die Ausgrabung aufhalten!«
    »Jacques, was ist das denn für eine Allianz? Eine Gruppe aus dem Krieg? Eine Gruppe von Schriftstellern?«
    »Die Allianz … die Zeit ist zu kurz. Vielleicht könnte man sagen, dass wir eine Gruppe aus dem Krieg sind. Aber darüber könnten wir endlos reden. Zuerst musst du deinen Auftrag erledigen. Wenn du das nicht tust, werde ich selbst aufbrechen müssen und mir womöglich eine weitere Lungenentzündung oder andere Atembeschwerden holen. Wenn ich mit meinen Befürchtungen recht habe, was man dort unten finden wird … wen man dort finden wird … dann musst du unbedingt hin.«
    »Wenn du einen bestimmten Verdacht hast, solltest du die Polizei verständigen.«
    »Die Polizei wird mich nicht verstehen. Sie würden mich ins Irrenhaus stecken. Bitte, Tara – wenn du mich liebst, musst du mir helfen. Ich brauche dich.« Er klang so verzweifelt, dass sie tatsächlich an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln begann.
    »Die Polizei kann nichts tun«, fuhr er fort. »Jetzt nicht. Es geht nicht um einen Dieb oder einen gewöhnlichen Mörder.«
    »Großpapa, worum geht es denn dann?«
    »Es geht um das Böse, das Böse schlechthin. Tara, ich flehe dich an: Tu, was ich dir gesagt habe!«
    Seine Worte überraschten sie. Sie wollte Einspruch erheben gegen das, was er da von sich gegeben hatte, doch plötzlich kam ihr kein Wort mehr über die Lippen.
    Kälte hatte sie gepackt, eine Kälte, die durch Mark und Bein ging.
    »Gehst du?«, fragte er. »Geh bitte für mich. Heute. Tust du das, bitte?«
    »Ja, natürlich.«

2
    In der Gruft war es düster und unheimlich. Trotz der vielen tragbaren Lampen an den Wänden des unterirdischen Gewölbes waren die Ecken dunkel. Finstere Schatten schienen sich in einem makabren Tanz zu bewegen und die Engel, Heiligen und steinernen Fratzen in einem unheimlichen Wechselspiel von Licht und Dunkel mit Leben zu erfüllen.
    »Seid vorsichtig!«, mahnte Professor Dubois.
    Vorsichtig! Wie sollte man bei dieser schlechten Sicht vorsichtig sein?
    »Vorsicht! Vorsicht!«, wiederholte Dubois.
    Der Mann war aufgeregt. Aber auf Jean-Luc
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