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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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Toterlay, wie man ihn gekannt, verachtet, widerwillig bewundert und in Ausnahmefällen sogar geschätzt hatte. Die Vorstellung war gut gewesen, das glaubte ich zu wissen.
    »Hoffentlich«, gab Hannibal durch. »Mann, sieh schleunigst nach meiner Pumpstation. Mir wird schon wieder übel.«
    »Auch das noch! Reiß dich zusammen, Kleiner. So flach wie möglich atmen.«
     
     
7.
     
    Hannibals Schwierigkeiten waren bei tiefster Dunkelheit behoben worden. Ich hatte gut sehen können, denn der Nachtsichtsektor meines modifizierten Gehirns hatte augenblicklich angesprochen.
    Die Ursache für die schlechte Zusatzblut- und Sauerstoffversorgung seiner aufwendigen Vollfolienmaske hatte in einem abgerissenen Kontakt der Blutpumpe gelegen. Das venöse Ma gnetventil hatte sich nicht mehr geöffnet.
    Kleinigkeiten dieser Art konnten bei einem gewagten Einsatz das Leben kosten.
    Anläßlich der Reparatur hatte ich Gelegenheit gefunden, den Inhalt seines »Buckeltornisters« zu überprüfen. Wenn die Neo-Calthurs geahnt hätten, welche Spezialitäten wir bei uns trugen, wären wir sofort hingerichtet worden.
    Ich erwartete ohnehin mit einem sich ständig steigernden Ge fühl innerer Panik eine medizinische Untersuchung. Infolgedessen hatten wir unsere Notwehrwaffen einsatzbereit gemacht.
    Sie waren genial verborgen, äußerst wirkungsvoll und unauffällig in Schußposition zu bringen.
    Oder hätten Sie erwartet, aus dem knotigen Handrücken eines älteren Mannes plötzlich die Strahldüse einer Säureschleuder von verheerender Wirkung hervorgleiten zu sehen?
    Die Lösung für den Effekt war einfach. Sie lag in der Maske an sich begründet.
    Wenn man schon notgedrungen zentimeterstarkes Bioplastgewebe auftragen muß, dann sollte jeder Mikrowaffen-Spezialist auf die Idee kommen, in dem unempfindlichen Polster diverse Notwehrinstrumente einzubauen. Wir waren damit fast überreichlich versorgt.
    Es hatte mich daher nicht sonderlich berührt, daß man uns die Kampfanzüge mitsamt den marsianischen Strahlwaffen abgenommen hatte. Das war zu erwarten gewesen. Leute, denen man nicht hundertprozentig vertraut, läßt man nicht als zweibeinige Festungen herumlaufen.
    Unsere Schutzschirmprojektoren besaßen wir allerdings noch. Gegen die Aushändigung hatte ich mich so massiv und mit schußbereiter Strahlwaffe gewehrt, daß sich Moroina zum Nachgeben entschlossen hatte.
    Wir schrieben den 31. Juli 2011, es war 15:34 Uhr Stationszeit. Wir waren vor fast genau zwei Tagen Erdzeitrechnung angekommen.
    Meinen Kommandokodator hatte man nicht gefunden. Er befand sich in Hannibals Biohöcker. Meine zynische Behauptung, das unersetzbare Gerät hätte ich selbstverständlich »zu Hause« gelassen, war sogar von Moroina anstandslos geglaubt worden.
    In der vergangenen Nacht hatte ich erstmals Kontakt mit dem Robotgiganten ZONTA aufgenommen und meine Ankunft auf dem Mond gemeldet. Selbstverständlich war das überflüssig gewesen, denn er hatte es bereits »gewußt«. Meine IV-Daten waren erneut gespeichert worden. Die vom KLAUSENWÄCHTER vorgenommene Erhebung zum Interessenbewahrer des Reiches laut Rangnachfolgegesetz war zur Kenntnis genommen, aber nicht ebenfalls bestätigt worden. ZONTA hatte lediglich die programmunterstützende Abstrahlung eines Kodeimpulses verlangt, den er mit dem Begriff »Höchstrang-Sonderbevollmächtigung auf Zeit« versehen hatte. Ich hatte die Aufforderung befolgt, ohne zu wissen, was ich damit einleitete, falsch oder richtig machte.
    Jedenfalls waren nur wenige Minuten später die über der Mondrückseite strahlenden Energieschirmkuppeln abgeschaltet worden. Kiny hatte es uns sofort in höchster Erregung mitgeteilt und wissen wollen, was das zu bedeuten hätte.
    Wir wußten es auch nicht! Ich dagegen hatte das sichere Gefühl, daß uns Zauberlehrlingen die Initiative immer mehr aus der Hand glitt.
    Nochmals einige Minuten später war Nathbor mit einem Kommando seiner Wache erschienen. Wir waren durchsucht und mit technischen Meßgeräten überprüft worden. Anschließend hatte er wissen wollen, wieso kurz nach meiner Ankunft die Schirmkuppeln zusammengebrochen wären.
    Wir waren noch einmal glimpflich davongekommen, aber der Zustand unserer Unantastbarkeit konnte nicht mehr lange anhalten.
    Vor etwa einer Stunde waren wir abgeholt worden. Man gab sich zurückhaltend und schweigsam. Meine harten Vorwürfe und Forderungen wurden ohne Entgegnung angehört. Sonst geschah nichts.
    Nun befanden wir uns mit drei schnellen
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