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Red Shark: Thriller (German Edition)

Red Shark: Thriller (German Edition)

Titel: Red Shark: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Sasgen
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wiederholte Tokugawa täglich morgens und abends. Es fiel ihm schwer, alte Gewohnheiten abzulegen.
    Früher an diesem Tag hatte er ein Zweihundert-Milliarden-Yen-Geschäft über die Lieferung von computerisierten elektrischen Schalttafeln für die Kernenergieanlagen des Iran abgeschlossen, die von einer der Fabriken der Meji-Gruppe hergestellt wurden. Jetzt kommunizierte er mit den Geistern seiner Ahnen. Es schien kaum möglich, diese beiden Welten unter einen Hut zu bringen, von denen die eine von nüchternem Pragmatismus und eiskaltem Profitstreben beherrscht wurde, die andere jedoch von volkstümlichem Geisterglauben und uralten Mythen. Tokugawa selbst hätte keine zufriedenstellende Erklärung für diesen schroffen Gegensatz geben können.
    Bald würde er seinen Kimono gegen einen Maßanzug aus der Savile Row austauschen und für die Delegation aus dem Iran und ihre Anwälte in einem Sex-Club in Kabukicho, Tokios so genanntem Rosafarbenen Unterhaltungsbezirk, den Gastgeber spielen. Plötzlich überkam ihn eine vage schlechte Vorahnung, und seine überschwängliche Begeisterung machte einer Unruhe Platz: Wenn er diesen Weg, zu dem er sich entschlossen hatte, erst einmal einschlug, würde es keine Umkehr mehr geben. Die Konsequenzen der Ereignisse, die er nun schon bald auf den Weg bringen würde, würden die Welt in einem Ausmaß verändern, wie sie es bisher noch nie erlebt hatte. Dennoch, er hatte zu lange gelebt und war zu weit gereist, um noch Zweifel an der Berechtigung seiner Handlungen zuzulassen. Zu schwer wog der Gesichtsverlust, den seine Familie hatte hinnehmen müssen, und er war aus tiefster Seele davon überzeugt, dass bei der Durchführung einer Rache der Zweck immer die Mittel heiligt.
    Plötzlich verflogen Tokugawas Vorahnungen, und er spürte eine Aufwallung köstlicher Vorfreude. Die Mädchen, die für das Vergnügen seiner iranischen Kunden bereitgestellt wurden, waren jung und außergewöhnlich schön. Vielleicht würde er sich auch mit einer vergnügen.
    Tokugawa nickte in Richtung des Hausaltars und sagte: » Domo arigato. «
    Scott stand am Anfang der King Street in Alexandria, Virginia, beim Einkaufsbereich am Hafen. Dem beißend kalten Wind, der vom Potomac her wehte, hatte er den Rücken zugedreht. Es war eine Menge los in Old Town. Teure Autos blockierten die Straßen, während die gut betuchten Geschäftsleute mit ihren Verabredungen sich auf den Bürgersteigen stauten und auf einen Platz in den diversen schicken Restaurants warteten. Scott kam sich in seinen Jeans, dem Rollkragenpullover und einer abgetragenen Lederjacke auffällig und deplatziert vor.
    Er hatte den Druck sofort gespürt, als er aus seinem Flugzeug aus Norfolk ausgestiegen war. In der Hauptstadt war ein politischer Feuersturm ausgebrochen. Der Kongress hatte sofort auf die Bombenanschläge in New York City reagiert und mit einer Kriegserklärung gegen Nordkorea gedroht. In beiden Häusern war verlangt worden, dass der Präsident die Verantwortlichen für die innere Sicherheit sowie die Chefs der CIA und des FBI feuern sollte. Karl Radford war ihrem Zorn nur deshalb entgangen, weil er sich bedeckt gehalten hatte und weil mächtige Freunde im Kongress und im Weißen Haus ihn schützten. Selbst die Mitteilung des nordkoreanischen Marschalls Jin, Kim Jong-il sei wahnsinnig geworden und würde im Gefängnis wegen des in New York begangenen Verbrechens auf seinen Prozess und möglicherweise auf seine Exekution warten, hatte weder den Kongress noch die amerikanische Öffentlichkeit besänftigen können. Der Präsident mühte sich nach wie vor ab, die Situation unter Kontrolle zu bringen, bevor sie ihm völlig entglitt. Scott hatte keine Ahnung, wie heiß die Sache noch werden würde. Er wusste nur, dass der Druck schnell anstieg und die Uhr tickte.
    Er bemerkte einen grauen Buick Regal, der schon zum zweiten Mal um den Block fuhr. Jedes Mal blickten die Insassen, ein Mann und eine Frau, zu ihm. Nach einer dritten Runde zwängte sich der Buick in einen knappen Parkplatz ein Stück weiter im Block. Scott sah das Paar aus dem Wagen steigen und auf ein Restaurant zuschlendern. Wurde er beobachtet? Von ihnen? Oder von jemand anderem? Er war U-Boot-Kapitän, kein Spion. Auf der anderen Seite ähnelten sich beide Beschäftigungen manchmal so sehr, dass sie eigentlich kaum voneinander zu unterscheiden waren. Er hatte schon öfter für Radford gearbeitet und fragte sich, was ihn wohl diesmal erwartete. Sicher hatte es mit den
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