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Red Shark: Thriller (German Edition)

Red Shark: Thriller (German Edition)

Titel: Red Shark: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Sasgen
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und jegliche weiteren Offiziere, die gegen Kim in Opposition gehen sollten, hingerichtet worden waren – von dem Großen Führer persönlich erschossen. Wer konnte schon sagen, was davon stimmte und was nicht, überlegte Sim. Er wusste im Augenblick nur, dass ihm eine schwierige Konferenz bevorstand. Angeblich sollte sein Verhandlungspartner aus Südkorea, Nak-chung Paik, ein geschickter Unterhändler sein.
    Der Mercedes schob sich auf dem Bürgersteig langsam an dem liegen gebliebenen Hertz-Laster vorbei. Dabei fiel Sims Blick auf den Fahrer, der an dem Motor arbeitete, und er stellte überrascht fest, dass es ein junger Koreaner war. Einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke, aber diese kurze Zeit reichte aus, um Sim die abgrundtiefe, eisige Verachtung des Mannes spüren zu lassen; dann explodierten die tausend Pfund Semtex in dem Lieferwagen und beendeten abrupt Sims letzten Gedanken.
    Nicht weit davon entfernt in der East 44th Street spürte der südkoreanische Gesandte Nak-chung Paik eine gewaltige Explosion, die den gesamten Stadtkern von Manhattan erschütterte. Der Luftdruck in dem gepanzerten Mercedes stieg schlagartig an, was Paik schmerzhaft an seinem Trommelfell spürte. Der Donner der Explosion ließ manche Passanten erschreckt Deckung suchen, während andere wie erstarrt stehen blieben. Ein Polizeibeamter ging leicht in die Hocke und legte eine Hand auf sein Pistolenhalfter. Ein weiterer Polizist, der neben dem FedEx-Lieferwagen stand, winkte Paiks Fahrer wild zu und rief: »Weiterfahren! Weiterfahren!«
    Paik spürte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Er senkte den Blick und sah, dass ihn ein gezacktes Stück der Panzerung des Wagens, das noch vor einem Sekundenbruchteil ein Teil der Hintertür des Mercedes gewesen war, in zwei Hälften geschnitten hatte. Unter Paiks entsetztem, zugleich aber fasziniertem Blick ergoss sein zerschnittener Körper seinen ekelerregenden Inhalt auf den Ledersitz, während er zugleich eine sengende Hitzewelle von dem detonierenden Semtex fühlte, das den rot-weiß-blauen FedEx-Lieferwagen, den Mercedes-Benz, die entsetzten Passanten und den gestikulierenden, rufenden Polizeibeamten in Stücke riss.
    P JÖNGJANG
    Zweihundertzwanzig Kilometer nördlich der entmilitarisierten Zone rauchte Kim Jong-il in dem festungsähnlichen Gebäude, das der isolierten und paranoiden Regierung des kommunistischen Nordkorea als Nervenzentrum diente, eine Zigarette, während er auf die Ankunft der beiden Männer wartete, die er herbestellt hatte.
    Kim, der Große Führer und Diktator der Demokratischen Volksrepublik Korea, stieß Luft durch seine Zähne aus, während er unruhig in seinem gigantischen Amtszimmer auf und ab ging. Kims gefürchtetes Temperament stand kurz vor einem Ausbruch, als er endlich draußen im Gang vor seinem Büro die Tritte schwerer Stiefel hörte, die auf dem Marmorboden knallten wie Pistolenschüsse.
    Marschall Kim Gwan Jin und General Chung Hyun Yi, sein Stellvertreter, passierten die drei verschiedenen Metalldetektoren und ließen sich dann noch von Wachtposten mit Handgeräten genau überprüfen. Erst nach einer eingehenden Leibesvisitation und einer genauen Prüfung der mitgeführten Besitztümer – Zigarettenpackungen und Feuerzeuge, Füller, Brillen, Krawattenklemmen, sogar der Orden an ihren braunen Wolluniformen – wurden die beiden Offiziere in das Vorzimmer von Kims Amtszimmer eingelassen.
    Sicherheitsriegel wurden knallend aufgeschoben. Die Tür zum Amtszimmer des Großen Führers öffnete sich mit leisem Zischen. Davor stand ein Leibwächter in blauer Uniform mit weißen Handschuhen. Er winkte die beiden Offiziere mit steifen Bewegungen herein.
    »Seien Sie gegrüßt, Großer Führer«, sagte Jin und ging auf Kim zu, der hinter einem fünf Meter langen und einen Meter achtzig breiten Schreibtisch mit Glasplatte stand.
    »Ich bin so entsetzt wie Sie von –«, begann Jin.
    » Ihr beiden habt den Staat verraten! «, kreischte Kim.
    Jin und Yi blieben wie erstarrt stehen. Jin versuchte, etwas zu sagen, aber Kim ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Ihr seid beide Verräter, und ich habe eure Verhaftung befohlen! Eure Leute haben diese Bomben hochgehen lassen, die die zwei Gesandten in New York getötet haben! Wagt es nicht, das zu bestreiten! «
    Jin, ein drahtiger Mann Ende sechzig mit einer Glatze, unter deren straffer Haut sich die Ecken und Kanten des Schädels abzeichneten, reagierte nicht auf Kims Ausbruch. Er blieb vielmehr unbeweglich in
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