Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
Vom Netzwerk:
flüsterte er.
    Sie standen so dicht nebeneinander, dass ihre Körper sich fast berührten. Und dann spürte Valerie plötzlich seine Hand auf ihrer Taille, sah das Verlangen in seinen Augen. Ihr Atem ging schneller. Seine Hand glitt an ihrem Bein hinab. Warum jetzt?
    Sie verstand erst, als er hatte, was er wollte.
    Das Messer aus ihrem Stiefel.
    »Entschuldige«, sagte er nachträglich. Mit den Gedanken
woanders, war ihm gar nicht klar gewesen, was er tat. Jetzt drehte er sich um und bereitete sich darauf vor, einen möglichen Angriff abzuwehren.
    Aber Valerie wusste, dass Widerstand zwecklos war. Sie hatten keine Chance. Man würde sie im Handumdrehen gefangen nehmen. Und alles wäre vorbei.
    Aber dann sah Henry sie an. »Die Kirche!«
    Er hatte recht. Der Wolf konnte heiligen Boden nicht betreten und als Geistlicher sollte Vater Solomon die Kirche als Zufluchtstätte respektieren. Aber zuerst einmal mussten sie hinkommen …
    Henry betrachtete das Messer in seiner Hand und überlegte einen Moment lang verzweifelt.

    Augenblick später stürmten Solomons Männer das Silo – und fanden nur blaue Blütenblätter, von denen einige zwischen den Brettern, die herausgebrochen worden waren, auf die Straße quollen.

    Valerie und Henry blieb nichts anderes übrig, als ohne Deckung über den Platz zu rennen.
    Trotz des Lärms, den die Soldaten beim Durchkämmen des Dorfes machten, trotz des Hufschlags galoppierender Pferde und des Geschreis der Dorfbewohner hörte Valerie das Flüstern.
    »Valerie, wohin gehst du?«
    Diese unheimliche Stimme, zusammengesetzt aus all den
Stimmen, die sie je gekannt hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wusste es, bevor sie hinsah. Der Wolf war zurückgekehrt, um sie zu holen.
    Sie blickte zu Henry, der nichts gehört hatte. Am Rande ihres Gesichtsfelds sprang ein dunkler Schatten über Dächer, verschwand und tauchte wieder auf. Nur wenn sie aus dem Augenwinkel hinsah, konnte sie sicher sein, dass er noch da war.
    Sie konnten die Kirche jetzt sehen. Aber hinter ihnen ertönten Rufe, das Geräusch schwerer Stiefel, die ihnen rasch folgten.
    Ein Pfeil pfiff dicht an ihnen vorbei. Ein zweiter, noch dichter.
    Valerie schaute sich um – und schrie, als sie den silbernen Bolzen auf sich zufliegen sah, der dazu bestimmt war, ihr Leben zu beenden. Doch irgendwie, im allerletzten Moment, als sie eigentlich hätte spüren müssen, wie das Metall in sie eindrang, spürte sie nichts.
    Stattdessen wurde sie zur Seite gestoßen und mit einem klatschenden Geräusch bohrte sich der Bolzen in Henrys Seite. Er hatte sie mit seinem Körper gedeckt.
    Das Geschoss versetzte ihm einen Stoß, doch er rannte so schnell, dass er noch ein paar stampfende Schritte machte, bevor er stehen blieb.
    Es steckte in der linken Schulter. Es hatte sein Herz verfehlt und, wie es schien, auch seine Lunge nicht getroffen.
    »Lauf, Valerie, lauf.« Er schubste sie mit dem unversehrten Arm weiter.
    Sie kannte ihn schon ihr Leben lang, doch erst jetzt begriff sie, was für ein guter, tapferer und ehrenhafter Mensch er war. »Nein, Henry, ich kann dich doch nicht im Stich
lassen.« Sie blickte sich nach den Soldaten um, die immer näher kamen.
    Aber die Kirche war so nah.
    Sie legte sich seinen gesunden Arm über die Schulter und gemeinsam taumelten sie die letzten zehn Meter durch den Schnee. Sein Blut färbte ihren roten Mantel noch dunkler.
    Sie wankten auf die Tür des Gotteshauses zu. Noch zwei Schritte … doch auf der Schwelle, wo der heilige Boden begann, stand Solomon und versperrte ihnen den Weg.
    »Wir verlangen Asyl.« Valerie schleuderte ihm die Worte entgegen.
    »Aber das könnt ihr nicht«, erwiderte Solomon mit rasierklingenscharfer Stimme. »Ihr befindet euch noch nicht auf heiligem Boden.« Er hob die Hand und ergriff den Pfeil, der in Henrys Schulter steckte.
    »Und der gehört mir.« Mit einem schmatzenden Geräusch, wie es ein Löffel macht, wenn er das Fleisch einer Wassermelone zerteilt, riss er den Bolzen aus Henrys Wunde.
    Henry biss vor Schmerz die Zähne zusammen, taumelte rückwärts und presste die andere Hand an die Schulter, um die Blutung zu stillen.
    Valerie hätte gern in die klaffende Wunde gespäht, um festzustellen, was da in Henrys Innerem war, das so viel Güte ausstrahlen konnte. Es machte klick, und mit einem Mal wusste sie, dass sie zusammen ein glückliches Leben führen könnten. Es wäre das Beste, für sie alle.
    Alles in ihr erbebte, als sie wieder die Stimme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher