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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS
Autoren: Eileen Janket
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behauptete Atilla mit tiefster Überzeugung. Ihre Coups seien eher als illegale Kunst zu verstehen, welche die Opfer zur Reflexion zwingen sollte.
    Die Opfer wiederum waren betuchte Privathaushalte, die um leicht transportable Dinge wie kleine Kunstgegenstände, edlen Schmuck, Pelzmäntel, Silberbesteck und natürlich auch mal um herumliegendes Bargeld erleichtert wurden. Das künstlerische Moment ihrer Taten - so Atilla mit geschwollener Brust - sei das feine Zusammenspiel von Präzision und Perfektionismus und nicht zuletzt die Ästhetik in der Durchführung. Das alles diene im Übrigen zum Zweck einer gerechteren Umverteilung von Ressourcen, was mit der obligatorischen Hinterlassung von kryptischen oder nach Laune auch nur lapidaren Botschaften am Tatort auch den Opfern und der Presse netterweise mitgeteilt würde.
    Ja, das klang doch alles sehr bedeutungsvoll, auch wenn Niklas und Jimmy insgeheim wenig Verständnis dafür aufbrachten, was Atilla da eigentlich schönreden wollte. Doch solange sie den Kick verspürten, die Beute problemlos an ihren Hehler für gutes Geld loswurden und mit allem ungeschoren davonkamen, spielte es auch keine Rolle. Atilla blieb für sie, trotz seiner Extravaganzen - schick in jeder Lebenslage und unbedingt teuer duftend -, ein fähiger und äußerst fairer Anführer, der im Minutentakt geniale Ideen produzieren konnte und ein Höchstmaß an Feingefühl für richtiges Timing besaß, insbesondere wenn es um heikle Aktionen ging.
    Und Alex, wie gesagt, war jetzt einer von Atillas Jungs, denn Alex konnte alle möglichen Vehikel steuern, als wäre er der Leibhaftige höchstselbst, aber halt … das war noch lange nicht alles und wäre für Atilla niemals ausreichend gewesen. Alex war, und darauf kam es schlussendlich an, auf eine beherzte, natürliche Art ultracool , eine Eigenschaft für die Atilla im Laufe seines Lebens todsichere Antennen entwickelt hatte. Und er hatte es jedes Mal in Alex‘ kühlem Blick gesehen!: Wenn dieser Junge als Sieger eines halsbrecherischen Straßenrennens - die von der illegalen Sorte natürlich - von knarrenden Motorrädern absprang oder aus den frisierten Autos irgendwelcher dubiosen Hintermänner stieg und der überschwängliche Jubel und Respekt der Zuschauer ihm nicht das Geringste bedeutete, dann hatte er diesen Blick, distanziert und zielsicher zugleich.
    Mit seiner reservierten Höflichkeit und seiner offensichtlichen Immunität gegenüber den rauen Umgangsformen des Milieus wirkte er, trotz einer imposanten physischen Gestalt, nicht wirklich zugehörig und erfüllte damit weitere, nicht minder entscheidende Kriterien.
    In so einer teuflischen Nacht, außerhalb der Stadtgrenzen Berlins, hatte Atilla - in Schale geworfen wie der klassische James Bond - Alex zum ersten Mal angesprochen, natürlich sehr diskret und ohne Aufsehen bei den Bandenchefs und ihrem zwielichtigen Dunstkreis zu erregen, und ihm schließlich ein Angebot unterbreitet, das die läppischen Gewinnanteile, die man diesem ungewöhnlichen Kerl sonst so zusteckte, wie Trinkgeld aussehen ließ.
    Einen Fahrer wie Alex hatten die ‚Crime Artists‘ … nein ... hatte Atilla lange gesucht, einen, der jedes motorisierte Fahrzeug beherrschen konnte und dessen Reflexe so gut waren, dass er sich bis zum Speedlimit traute, einen, der sogar dem Tod ins Auge blicken und ihn verhöhnen würde.
    Atilla, der Perfektionist, hatte endlich den Richtigen, den einzig Passenden für den Job aufgespürt.
    Die ‚Crime Artists‘ standen vor ihrem vielleicht letzten und für sie außergewöhnlichen Coup, denn diesmal hatten sie es, entgegen ihrem Kodex und all ihren Prinzipien, auf die schmutzige Beute von wirklich bösen Buben abgesehen.
     
    ***
     
    In der Urberliner Eckkneipe ‚Zum Neuköllner Absacker‘, eine der letzten hartnäckigen Raucherkneipen, saß die übliche Kiezkundschaft bei Bier und Korn und verstaubten Träumen und glotzte träge und mitunter auch verblüfft, als Selin, durchgefroren bis auf die Knochen, durch die quietschende Kneipentür eintrat und sich unsicher und etwas außer Atem nach einem Zigarettenautomaten umsah, um, was? ... hm, vermutlich um absichtsvolles Handeln vorzutäuschen, auch wenn es für dieses abgewrackte Kneipenpublikum eigentlich vollkommen unnötig war.
    Sie entdeckte einen Automaten genau vor den Toiletten, in einem kurzen schmalen Gang, unweit vom Eingang entfernt. In ihrem Portemonnaie kramte sie hastig nach Kleingeld, spürte dabei die neugierigen Blicke im
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