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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS
Autoren: Eileen Janket
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die Küche aufräumte, nahm sie es wieder hervor, riss die Verpackung grob herunter und stellte die Pfanne zurück in den Schrank.
     
    Mit beiden Händen den Griff der Pfanne fest umklammert, stand sie plötzlich hinter der Couch und starrte wie gebannt auf Sabris lichtes Hinterhaupt.
    Er hatte sie kommen hören und wollte »Na endlich« sagen, kam aber nur bis »Na e… », was daran lag, dass Selin weit ausgeholt und ihm das robuste Ding mit gehöriger Wucht über den dicken Schädel gezogen hatte.
    Einige Sekunden stand sie ungerührt da, konnte keinen klaren Gedanken fassen, während ihr das Haushaltsgerät aus den Händen glitt und dank des alten Perserteppichs sowie der nachgiebigen Dielen relativ geräuscharm auf dem Wohnzimmerboden landete.
    Die Zeit blieb für eine halbe Ewigkeit stehen, als hätte jemand auf Pause gedrückt. Der Raum um sie herum verzerrte sich surreal. Sie war regelrecht erstarrt.
    Und er?
    Er gab keinen Laut von sich, keinen Mucks … kein Zucken, rührte sich kein bisschen. Nur sein Kopf war etwas nach vorn gefallen, als wäre er plötzlich eingenickt. Doch Blut sickerte seinen Nacken herab …
    Blut … oh Gott!
    Selin schaffte es, mit einem Ruck tief Luft zu holen und schließlich jegliche Paralyse von sich abzuschütteln, stolperte hektisch ins Schlafzimmer und setzte sich kerzengerade auf das kitschige, blassblaue Himmelbett - eines der vielen unerwünschten Hochzeitsgeschenke ihrer überengagierten Schwiegereltern - um ihre Schnappatmung unter Kontrolle zu bekommen, um ihre Gedanken zu ordnen, die jetzt unaufhaltsam kamen, als wäre ein Damm gebrochen: Ich brauche Geld und meinen Ausweis … und meinen Pass! Meinen Ausweis brauch ich unbedingt … und Geld! Alles, was wir da haben. Ich brauch das Geld, meinen Ausweis und Pass, mehr brauch ich nicht, oh Gott ... Scheiße ...
    Es ratterte in ihrem Kopf, während sie mit aufgerissenen Augen ihre Fingerspitzen gegeneinander tippte. Mehr brauch ich nicht … Doch! Eine Hose! Ich brauche eine Hose.
    Im hintersten Winkel des klobigen Kleiderschranks lag unter einem Berg alter zusammengelegter Klamotten, unbrauchbarer Taschen und Schuhe, in eine Aldi-Plastiktüte gestopft, eine abgewetzte Jeans, die sie als Teenie gerne getragen hatte. Sie zerrte die Tüte hervor, riss sie auf, zog die Jeans heraus, schüttelte sie einmal kräftig aus ihrem jahrelangen Tiefschlaf und zwängte sich mit großer Entschlossenheit hinein, schlüpfte aus ihrem ausgeleierten Baumwollkleidchen, das an ihr gehangen hatte wie ein alter ausrangierter Kartoffelsack, streifte das Kopftuch ab, schüttelte ihr Haar, zog sich einen kurzen, schwarzen Wollpullover über und packte mit einem schnellen Griff noch einige Slips in ihre Umhängetasche.
    In ihrem Portemonnaie war weniger Bargeld, als sie angenommen hatte. Sicher hatte sich Fettsack daraus bedient, ohne es ihr zu sagen. Aber es gab da zum Glück das Kästchen mit dem Notgeld, das sie in einem lächerlichen »Geheimfach« in der Kommode neben dem Bett aufbewahrten. Einige Hunderter von der Hochzeitsfeier waren drin und etwas Erspartes, sie hatte nie wirklich nachgezählt. Sabri sagte immer, man könne nicht wissen, wie was komme und plötzlich brauche man dringend Geld! Wie wahr! Also wurde das Geld im Kästchen nicht angerührt. Es war Tabu. Manchmal legte er sogar einen Schein rein, wenn der Monat gut gelaufen war, aber sehr häufig kam das nicht vor. Selin griff sich den Batzen Geldscheine und stopfte ihn schnell in ihre Tasche. Die Ausweise, die in der Schublade darüber lagen, folgten hinterher.
    Mittlerweile weniger panisch, eher wie berauscht, lief sie hinaus in den Flur, zog sich rasend schnell ihre Stiefeletten und ihre Winterjacke an, warf einen letzten Blick auf den heftig blutenden Hinterkopf ihres bewusstlosen Gatten und verließ schließlich die ungeliebte Wohnung - Auf Nimmerwiedersehen , wie sie hoffte.
    Sie hatte fürs Erste genug Geld. Sie hatte jede Menge aufgestauter Wut im Bauch, die sich nun überraschend Bahn brach, ein Herz voller Hunger nach sich selbst, nach einem Ort, wo sie, Selin, sich endlich wieder finden konnte, und ja, es brannte mehr als genug unterdrückte Sehnsucht in ihr, um eine längst fällige Flucht anzutreten, wenn auch ohne irgendeinen Plan ...
    Sie war endlich in Bewegung, was überwältigend war, denn ihre Beine trugen sie mühelos fort, ihr ganzer Körper drängte vorwärts. Unaufhaltsam peitschte sie der Wunsch nach einem anderen Leben auf einen unbekannten Trip. Für
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