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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck
Autoren: Matthias P. Gibert
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»Du warst auf dem Heimweg. Und du warst so betrunken, dass du dich schon allein
deswegen vermutlich an nichts mehr erinnern kannst.«
    »Vielleicht, ja.«
    »Es hat geschneit in dieser Nacht?«
    »Ja, das hat mir meine Mutter erzählt. Alles war verschneit und weiß.
«
    »Bestimmt, ja. Dann bist du bei dem alten Bauwagen angekommen. Was
ist dort passiert?«
    Das dick vermummte Gesicht bewegte sich wieder hin und her. »Keine
Ahnung.«
    »Die Kerle, die dich so übel zugerichtet haben, waren stumm? Die haben
nichts gesagt? Keinen Ton?«
    »Ich kann mich einfach an nichts erinnern.«
    Weiler beugte sich nach vorne und kam mit seinem Gesicht ganz nah an
den Verletzten heran. »Stimmt es, dass du vor ein paar Monaten Ärger mit ein paar
Türken hattest?«
    Schmitt dachte kurz nach. »Ja, warum?«
    »Ach, nur so.«
    »Meinen Sie, die könnten was damit zu tun haben?«
    »Wer weiß? Ausgeschlossen ist bei diesem Geschmeiß nichts, würde ich
sagen.«
    »Aber dass die einem auf dem Nachhauseweg auflauern?«
    »Kann doch sein.«
    »Und wenn es so wäre, ich kann mich einfach nicht daran erinnern«,
stöhnte der Mann auf dem Bett.
    »Das macht nichts, Gerold«, wurde er von seinem Besucher beschwichtigt.
»Aber ich muss noch einmal auf diese Sache mit den Türken zurückkommen.«
    »Das war doch nichts Großes. Die waren einfach scheiße laut, als wir
an ihrem Partykeller vorbeigekommen sind, und wir haben die Jungs ein bisschen geklatscht.
Wirklich nichts Schlimmes, das können Sie mir glauben.«
    »Die Polizei und die Staatsanwaltschaft sehen das leider ganz anders.
Die sagen, du hättest auf ein am Boden liegendes Mädchen eingetreten.«
    »Moment«, wollte Schmitt dazwischenrufen, doch eine schnelle Handbewegung
Weilers bremste ihn.
    »Egal. Mir würde es auch nichts ausmachen, wenn du diese kleine Fotze
totgetreten hättest. Hätten wir ein Problem weniger in Deutschland. Bedauerlich
ist nur, dass es Zeugen gibt, die es gesehen haben wollen.«
    »Diese Wichser«, fluchte Schmitt mit zusammengebissenen Zähnen, »denen
glaubt doch hoffentlich keine Sau!«
    Wieder eine beschwichtigende Handbewegung Weilers. »Darum kümmern wir
uns, wenn es Zeit dafür ist«, erklärte er mit der Andeutung eines Lächelns. »Stimmt
es, dass dich, nachdem die Polizei angekommen war, einer der Türken lautstark bedroht
hat?«
    Der Geschäftsmann zog einen kleinen Zettel aus der Tasche und fing
laut an zu lesen. »›Ich ficke deine Mutter‹«, soll er gesagt haben. »Und, dass er
dir den Schädel einschlagen will.«
    Schmitt nickte. »Solche Sachen hat er, glaube ich, gesagt, ja. Aber
das war ein Lutscher, einer von der Sorte, die ich noch vor dem Frühstück auf links
mache.«
    Der Geschäftsmann aus Kassel betrachtete erneut und sehr ausführlich
Schmitts Verletzungen. »Und das gibt dir überhaupt nicht zu denken?«
    Nun wurde der Mann mit dem dick verbundenen Gesicht unsicher. »Sie
meinen …?«
    Weiler nickte. »Wie gesagt, ganz auszuschließen ist das nicht. Ich
würde sogar sagen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass es diese Dreckschweine
waren. Kennst du den Kerl, der dich beschimpft hat?«
    »Ach was, nein. Ich habe den Arsch an diesem Abend zum ersten Mal zu
Gesicht gekriegt.« Er sah seinen Besucher irritiert an. »Wieso? Sollte man den kennen?«
    »Nein, nicht unbedingt. Er kommt aus Kassel, so viel habe ich bereits
in Erfahrung gebracht. Er war an besagtem Abend bei seinen anatolischen Eseltreiberfreunden
zu Besuch.«
    Schmitt atmete schwer ein. Sein beeindruckender Brustkorb hob sich
dabei um ein paar Zentimeter an. »Meinen Sie, dass ich wegen der Geschichte Ärger
kriege? Immerhin habe ich noch Bewährung offen wegen der Sache vom See.«
    »Ich weiß, Gerold. Aber auch darum kümmern wir uns, wenn die Zeit dafür
gekommen ist. Hast du eine Ahnung«, deutete der Geschäftsmann wieder auf die Verletzungen
des Mannes im Bett, »wie viele es gewesen sein könnten? Oder einen kleinen, ganz
kleinen Verdacht vielleicht, wer es sonst gewesen sein könnte?«
    Schmitt drehte verlegen den Kopf Richtung Tür und schloss die kaum
zu erkennenden Augen.
    »Eigentlich«, begann er nach ein paar Sekunden, »dachte ich, dass es
die Kameraden waren.«
    Wieder eine längere Pause.
    »Weil ich, wie Sie es vorhin ausgedrückt haben, manchmal nicht weiß,
wo ich zu Hause bin.«
    »Du meinst die Sache mit der Freundin des Kameraden Rattay?«
    Schmitt nickte kaum merklich. Offensichtlich war ihm das Thema unangenehm.
    »Erzähl«, forderte
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