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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck
Autoren: Matthias P. Gibert
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schränkte die Amerikanerin
ein, »aber ich glaube, dass Paul, und speziell dein Erich ganz schön unter dir zu
leiden hatten.«
    »Na«, erwiderte Maria lachend, »dann kann ich aber nicht verstehen,
warum dieser mit mir so gestrafte und so furchtbar schlecht Behandelte immer noch
versucht, mich zurückzugewinnen.«
    »Immer noch? Ich dachte, das sei vorbei?«
    »Ach was. Erst letzte Woche kam eine SMS, in der er mich inständig
gebeten hat, zu ihm zurückzukehren. Wobei ich mich immer noch frage, woher er eigentlich
meine neue Mobilnummer hat.«
    »Was du natürlich sofort und ganz ernsthaft in Erwägung gezogen hast«,
giggelte Judy.
    »Klar«, stimmte Maria in ihr fröhliches Lachen ein.
    In diesem Augenblick kam Lenz um die Ecke geschlendert, der offenbar
nach seiner Freundin Ausschau hielt. Er sah die beiden bestens gelaunten Frauen
und wollte sich schon zurückziehen, um nicht zu stören, doch Maria hatte ihn entdeckt
und bedeutete ihm, näher zu kommen.
    »Na, Mädels, so fröhlich?«
    »Ja«, bestätigte seine Freundin noch immer lachend, »wir sind fröhlich,
obwohl wir gerade von dir gesprochen haben.«
    Damit warf sie sich in seine Arme und küsste seinen Hals. Lenz warf
Judy einen entschuldigenden Blick zu.
    »Keinen Alkohol mehr für diese Frau«, forderte er grinsend.
    »Dann würde dir aber vielleicht im weiteren Verlauf der Nacht etwas
entgehen«, flüsterte Maria ihm ins Ohr.
    »Ich lasse euch besser mal allein«, meinte Judy und drückte sich an
ihnen vorbei. »Und wegen des Alkoholkonsums musst du dir, glaube ich, keine Sorgen
machen«, gab sie Lenz noch mit. »Ich habe Maria nur ein einziges Mal richtig blau
erlebt. Danach hat sie so gelitten, dass es vermutlich für den Rest ihres Lebens
reicht.«
    Damit war sie auch schon aus dem Blickwinkel des Polizisten verschwunden.
    »Stimmt das?«, fragte Lenz scheinheilig.
    Maria nickte. »Leider, ja.«
    »Wann war das?«
    Sie schmiegte sich etwas enger an ihn. »Irgendwann.«
    »Genauer.«
    »Ach, Paul, ich weiß es wirklich nicht mehr. Wir hatten uns gestritten,
weil ich mich mal wieder blöd benommen habe. Danach wollte ich mich bei dir entschuldigen,
aber du warst einfach nicht zu erreichen. Dann nahm das Schicksal eben seinen Lauf.
Mir wird heute noch ganz übel, wenn ich an diesen Ramazotti-Abend denke.«
    Sie sah ihm tief in die Augen. »Obwohl der Morgen danach war viel,
viel schlimmer.«
    »Und seitdem bist du vorsichtiger geworden mit dem Alkoholgenuss.«
    »Absolut«, bestätigte sie.
    »Na, dann will ich zufrieden sein. Jetzt komm, lass uns wieder rüber
gehen, sonst denken die Leute noch, dass wir es uns auf dem Klo gemütlich gemacht
haben.«
     
    Ein paar Stunden später standen der Kommissar und seine große Liebe
eng umschlungen auf der improvisierten Tanzfläche im Saal des Restaurants. Aus den
Lautsprecherboxen drang gedämpft die Stimme von Eric Clapton, der davon sang, dass
ein Mann sich in der Nähe seiner Frau Wonderful Tonight fühlt.
    »Lass uns nach Hause fahren«, murmelte Maria. »Ich bin gut angeschickert
und mir ist, als bräuchte ich jetzt einen starken Arm unter meinem Kopf und eine
sonore Stimme, die mich in den Schlaf redet.«
    »Und was ist mit dem, das mir vielleicht im Lauf der Nacht noch entgehen
könnte?«, hakte Lenz nach.
    »Oh je«, erwiderte Maria kleinlaut, »da habe ich den Mund wohl etwas
zu voll genommen. Vielleicht können wir es auf morgen früh verschieben?«
    Der Kommissar streichelte zärtlich ihren Nacken. »Ganz gern. Ich glaube
nämlich, dass ich in dieser Nacht auch nicht mehr zum großen Caruso tauge.«

4
     
    Frank Weiler stellte sein elegantes Sportcoupé am äußersten Ende des
großen Parkplatzes ab, schaltete den Motor aus, öffnete die Fahrertür, griff nach
seinem Mantel, und drückte dann auf einen Knopf des kleinen Senders in seiner Hand.
Der Geschäftsmann aus Kassel entfernte sich langsam von dem Fahrzeug und ging auf
den Eingang des großen, etwas heruntergekommen wirkenden Baus des Krankenhauses
von Ziegenhain zu. An der Information fragte er nach dem Patienten, den er besuchen
wollte, und fuhr danach in den dritten Stock. Dort angekommen sah er sich kurz um,
fand das Zimmer, das er suchte, und trat ohne anzuklopfen ein.
    »Hallo, bitte warten Sie einen Moment draußen, bis ich fertig bin«,
wurde er von einer erschrocken dreinblickenden Krankenschwester zurechtgewiesen.
»Und das nächste Mal versuchen Sie es mit anklopfen«, schickte sie ihm genervt hinterher.
    Weiler schloss die
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