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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Lydia Joyce
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starrte ihn böse an, die blauen Augen silbrig blitzend. »Sie hatten offenkundig nie die Absicht, einen Kompromiss zu erzielen, und ich werde keine Sekunde länger hier sitzen bleiben und mich von Ihnen beleidigen lassen. Falls es wirklich mein eigener Stolz ist, den ich zu retten wünsche, dann gehe ich jetzt besser. Guten Tag, Sir.« Sie machte mit unnatürlich geradem Rücken auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür.
    Weg von ihm.
    Der Gedanke missfiel ihm, und als sie nach dem Türknauf griff, rief er ihr intuitiv hinterher, um sie aufzuhalten.
    »Sie sind noch nicht entlassen!«
    Sie zögerte, Wut und Kraft spannten ihre Muskeln. Er konnte es durch den ganzen Raum hindurch spüren, wie sie darauf wartete, dass er ihr einen Grund zum Bleiben gab. Es traf ihn wie ein Schlag und drang durch Lungen und Magen in seine Lenden. Spürte sie es auch? Diese sonderbare Faszination, die sie beide verband? Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er sagen sollte, und suchte nach irgendetwas, um sie aufzuhalten, bis er wieder klar denken konnte.
    »Wir haben Sturm«, sagte er und gab seiner Stimme einen lässigen, sachlichen Ton. »Die nächste Postkutsche fährt nicht vor morgen.«
    »Dann werden Sie mir Ihre Kutsche leihen, da bin ich sicher«, erwiderte Lady Victoria eisig, wobei sie sich zum Zeichen ihrer schicklichen Entrüstung noch gerader aufrichtete, falls das überhaupt möglich war. Sie drehte den Türknauf.
    »Wenn ich Sie wäre, hätte ich es nicht so eilig, zu gehen«, versuchte er Zeit zu gewinnen, während ihn eine bizarre Verzweiflung überkam.
    »Ach?« Ihr Tonfall war desinteressiert, aber die Hand auf dem Türknauf erstarrte, auch wenn sie ihn nicht losließ. Von hinten konnte nicht einmal die Kontur des unvorteilhaften Korsetts die Anmut ihrer geschmeidigen Gestalt verbergen, den ungewollten Reiz im Schwung ihres Nackens.
    Das züchtige Kleid und der strenge Haarknoten ließen ihn wütend werden. Er betrachtete sie als Barriere, die ihn hinter ihrer altjüngferlichen Verteidigungslinie hielt. Sie dachte, sie könne ihn so einfach besiegen? Sie würde gleich sehen, was ihre Sittsamkeit wert war. Er hatte die Chance auf Vergeltung eingebüßt – hätte er nur gewusst, dass sie schon vertan gewesen war, bevor er angefangen hatte, sie zu planen. War er so wenig Mann, dass er eine Frau nicht einmal halten konnte? Ein Anflug von Reizbarkeit schärfte seine Stimme.
    »Sie wollen, dass ich Ihrem Bruder die Zahlungen erlasse. Unmöglich. Es hat mich zu viel gekostet, diese Schuldscheine aufzukaufen; sie sind eine vielversprechende Investition. Aber das Geld erst einzufordern, wenn er geerbt hat... das wäre nicht so absurd.«
    Lady Victoria ließ den Türknauf los, drehte sich aber immer noch nicht zu ihm um. »Was wollen Sie dafür als Gegenleistung?«
    Byron verschränkte die Arme vor der Brust. Der Traum von Vergeltung, der ihm noch vor wenigen Minuten so lieb gewesen war, verblasste bereits. Aber wenn er schon keine Rache nehmen konnte, warum sollte er sich dann auch noch die Schwester versagen?
    »Sie.«

2. Kapitel
     
    Victoria wirbelte herum. »Was?«, schrie sie, hin und her gerissen zwischen Belustigung und Wut.
    »Sie.« Die Stimme dröhnte aus dem Schatten, als handle es sich um den vernünftigsten Vorschlag der Welt, und überzeugte sie beinahe. Sie zitterte plötzlich. Der Herzog war zweifelsohne ein gefährlicher Mann.
    »Euer Gnaden, ich bin kein Handelsgut.« Sie hatte forsch und entrüstet klingen wollen, doch die Worte entglitten ihr und kamen in einem einladenden Tonfall heraus, als warte sie nur darauf, überredet zu werden. Sie verfluchte ihre Zunge, die sie wie eine eingeschüchterte, naive Sechzehnjährige klingen ließ und nicht wie eine desillusionierte Frau von zweiunddreißig. Sie hatte schon früher mit unliebsamen Verehrern zu tun gehabt. Das hier war auch nichts anderes, und auch wenn es absurd war, jemandem ihres Alters eine Liaison anzutragen, konnte sie sein Ansinnen nicht anders verstehen, wie sehr sie es auch drehte und wendete.
    Raeburn ließ ein kurzes, bellendes Lachen hören. Sie ballte, zwischen den Falten ihres Rocks versteckt, die Fäuste.
    »Jeder hat seinen Preis? Welcher ist Ihrer? Respektabilität? Geld? Macht?« Er schüttelte den Kopf. »Dass die Schulden Ihres Bruders vergessen sind, bis er sein Erbe antritt, könnte für Sie alles drei bedeuten. Das Gesicht wahren, den Verlust kostbaren Kapitals abwenden, zur Retterin werden. Wie viel würden Sie geben, um Gifford
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