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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Lydia Joyce
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pointiert in Richtung der Auffahrt, die sich einen Kilometer weit den Hügel hinaufzog.
    Der Pförtner lachte sie, keuchend und pfeifend, aus, was seine dürre Gestalt erschütterte und in einem markerschütternden Husten endete. Victoria konnte nur fassungslos zusehen, wie er nach Atem rang, um sprechen zu können. Immer noch vor Heiterkeit bebend, presste er heraus: »Zu Fuß!« Er duckte sich ins Pförtnerhaus zurück und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Victoria hörte den Querbalken an seinen Platz krachen, während in der Ferne über den Kalksteinhöhen der Donner grollte.
    Victoria und Dyer sahen einander verwundert an. Dann raffte Victoria, weil es nichts anderes zu tun gab, die Röcke und machte sich auf den langen mühsamen Weg den Hügel hinauf zum grauen Koloss Raeburn Court. Als sie sich umdrehte, um sicherzugehen, dass die beleibte Kammerzofe Schritt hielt, sah sie die gekrümmte Gestalt des Pförtners hastig das Gepäck ins Pförtnerhaus schleppen.
    Es donnerte wieder, näher diesmal. Ein dicker Regentropfen landete direkt auf ihrer Nase, während eine Windböe den Reif ihrer Krinoline erfasste, ihn von hinten wild an ihre Beine presste und sie die Auffahrt hinaufschob. Sie wahrte das Gleichgewicht, hielt mit einer Hand den Hut fest und machte größere Schritte, um die Eingangshalle zu erreichen, bevor der Sturm losbrach.
    Dyer eilte tapfer neben ihr her und mühte sich, auf kurzen dicken Beinen mit Victorias langen Schritten mitzuhalten. Der nächste Regentropfen klatschte an Victorias Wange, der nächste drang durch Umhang und Kleid nass auf ihre Schulter. Sie presste die Lippen zu einem dünnen, missmutigen Strich zusammen und wünschte dem arroganten Duke fünfzig Höllenfeuer an den Hals. Sie würde sich unzweifelhaft das Reisekleid ruinieren, was dem wachsenden Sündenregister des Herzogs eine Sachbeschädigung hinzufügte.
    Trotz ihrer Wut lachte sie über die Absurdität des Gedankens.
    Sie erreichten die Tür genau in dem Augenblick, als ein dröhnendes Donnern den Boden erschütterte und der Himmel seine Pforten öffnete und einen Sturzbach aus Wasser über sie ausgoss. Victoria klopfte nicht erst an. Sie drückte die eiserne Klinke nach unten, warf sich mit der Schulter gegen die abgenutzte Tür und stolperte, als sie sich öffnete, halb nach drinnen. Dyer taumelte hinter ihr drein und wischte sich die triefenden Haare aus den Augen.
    Ein heftiger Windstoß zerrte Victoria die Tür aus der Hand und riss sie weit auf. Das Wasser trieb herein und durchnässte sie. Dyer quiekte hilflos und sprang zur Seite.
    Victoria verbiss sich ihren Lieblingsfluch, packte die Tür und stemmte sie zu. Sie lehnte sich eine Sekunde lang dagegen und unterdrückte die verräterische Erregung, die ihren Magen kitzelte und ihr die Luft abdrückte.
    Sie versuchte, sich angemessen über das Wetter zu empören, wie sie es immer tat – es war schließlich wirklich schlecht, redete sie sich unerbittlich ein -, aber der verrückte Wind und der Regen hatten etwas an sich, das einen dunklen Winkel ihrer Seele berührte und in wildes Wirbeln versetzte.
    Sie keuchte immer noch von der hastigen Flucht die Auffahrt hinauf, drehte sich um und entdeckte staunend, dass kaum zwei Meter entfernt eine plumpe, ältere Frau stand.
    »Verzeihen Sie«, sagte Victoria mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, auch wenn ihr die Sinnlosigkeit des Unterfangens bewusst war.
    »Lady Victoria, nehme ich an?«, sagte die Frau, und ihr Gesicht legte sich in tausend Falten, während sie Victoria im Licht der erhobenen Kerze musterte.
    Sind bei diesen verfluchten Hinterwäldlern alle blind? , wunderte sich Victoria, während die Frau sie anblinzelte und ein Anflug von Belustigung zurückkehrte. »In der Tat.«
    Ihre kühle Antwort stieß auf ein zahnloses Lächeln und freundliche Vertrauensseligkeit. »Seine Gnaden hat Sie nicht so früh erwartet, nicht bevor George heute Abend mit der Kutsche zurückkommt. Wie sind Sie beide hergekommen?« Die Hausangestellte sah sie tadelnd an und nahm ihnen die vom Regen schweren Umhänge ab. »Sie müssen zu Fuß gegangen sein, so nass, wie Sie sind. Stell man sich das vor! Zwei Ladys, bei diesem Wetter zu Fuß...«
    Victoria zwang sich zu lächeln. »Ich versichere Ihnen, Madam, das war nicht unsere Idee. Dieser Pförtner...« Sie hielt inne und suchte nach einer zivilisierten Möglichkeit, ihre Antwort zu formulieren.
    Die Frau schüttelte nur den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Dieser
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