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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit
Autoren: Robert Silverberg
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war gesichert.
    Die Marsianer waren die größte Attraktion aller Zeiten. Jeder redete von ihnen. Jeder wollte sie sehen. Folglich entwickelten die Finanzen der Weltausstellung sich erstmals seit dem Beginn des Projekts positiv. Nach dem Stand der Ticketvorverkäufe und der Einnahmen aus Pachtverträgen für Pavillons bestand nun immerhin die Gewißheit, daß die Weltausstellung kein Verlustgeschäft werden würde. Das war das wichtigste. Regans Zwischenrechnungen ergaben, daß der Rückkauf der Obligationen plangemäß erfolgen konnte, das Sachvermögen der Weltausstellung einen guten Preis erzielen und die Ausstellung ohne Verluste für die Investoren beendet werden konnte. Das Ansehen der Vereinigten Staaten würde steigen, und das Publikum durfte sich an Sehenswürdigkeiten berauschen. Regan war überzeugt, daß sich diese Entwicklung mit Recht als Erfolg bezeichnen ließ.
    Die Aufsichtsräte der Global Factors begannen, ihrem eigenwilligen ersten Geschäftsführer wieder freundlichere Blicke zu schenken. Sogar Rex Bennett lächelte gelegentlich, wenn die Finanzlage der Weltausstellung sich erneut besserte.
    Eines Tages unterhielt sich Tim Field mit Regan über die Zukunft. »Beabsichtigst du noch immer, den Ausstellungssatelliten an die Global Factors zu verkaufen, wenn die Weltausstellung 1993 endet?«
    »Sicherlich.«
    »Und die Marsianer?« erkundigte sich Fields. »Bleiben sie auch zu unserer Verfügung?«
    »Auf gar keinen Fall«, erklärte Regan grob. »Das Abkommen, das ich mit ihnen getroffen habe, bezieht sich ausschließlich auf die Weltausstellung. Sie können unmöglich für immer Ausstellungsstücke bleiben. Sobald die Weltausstellung schließt, kehren sie zum Mars zurück.«
    »Aber es wäre außerordentlich zum Vorteil der Global Factors, Marsianer zu Besichtigungszwecken verfügbar zu haben«, wandte Field ein. »Wenn wir den Satelliten als eine Art Vergnügungspark benutzen, wäre es doch profitabel, dort auch Marsianer zu zeigen.«
    Regan schüttelte seinen Kopf. »Das wäre zum Vorteil der Global Factors, aber keineswegs zum Vorteil der Marsianer. Sie gehören nicht in einen Zoo. Deshalb werden sie heimkehren. Die Global Factors wird sich andere Methoden ausdenken müssen, um Besucher in den Satelliten zu locken, Tim.«
    Field wirkte ein wenig verblüfft darüber, daß der Faktorist Claude Regan das Wohlergehen einiger Marsianer über den Vorteil der Global Factors stellte. Regan lächelte. »Was ist los, Tim?«
    »Nichts.«
    »Doch. Du denkst, daß ich der guten alten Firma allmählich untreu werde, oder?«
    »Nun ...«
    »Die Marsianer werden zum Mars heimkehren. Das ist meine endgültige Entscheidung, Tim.«
    Anscheinend fand Field sich damit ab. Künftig wurde nicht mehr über das Thema gesprochen. Regan besuchte seine Marsianer ein weiteres Mal, um sicherzugehen, daß sie nach wie vor gut versorgt wurden. Sie beschwerten sich nicht. Sie schienen weder glücklich noch unglücklich. Sie wirkten – nun, eben wie Marsianer.
     

 
15.
     
    12. Oktober 1992.
    Fünfhundert Jahre zuvor, zwei Stunden nach Mitternacht, rollte ein Kanonenschuß über die stille karibische See, und eine fünf Wochen dauernde Reise über den unerforschten Atlantik hatte ihren Höhepunkt erreicht. Ein Seemann schrie aus rauher Kehle: »Tierra! Tierra!«, als er Land sichtete. Ein genuesischer Kapitän namens Christofero Colombo erhielt auf diese Weise seinen Platz in der Geschichte, trotz aller Ansprüche früherer Entdecker wie Hoei-Shin aus China, Ari Marson aus Island, Leif Erikson und Prinz Madoc aus Wales.
    Und nun, fünfhundert Jahre später, röhrten nach Anbruch der Dämmerung drei kleine Raumschiffe himmelwärts. Irgendein Witzbold in der Presseabteilung der Weltausstellung hatte die Raumschiffe Nina, Pinta und Santa Maria getauft, und Claude Regan war durchaus nicht dagegen.
    Die Passagierlisten der drei Raumschiffe enthielten prominente Namen aus aller Welt. Die Santa Maria als das Flaggschiff beförderte die hervorragendsten Persönlichkeiten: den Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, den Premierminister der Europäischen Gemeinschaft und die politischen Häupter solcher Staaten wie der Sowjetunion, der Volksrepublik China, Brasiliens, Nigerias, des Kongos und Argentiniens. Auch Faktorist Claude Regan befand sich an Bord. Ein Schwarm von Würdenträgern vervollständigte die Passagierlisten der drei Fährschiffe. Ein Nihilist hätte in diesem
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