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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit
Autoren: Robert Silverberg
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Humor, Claude. Ich finde es prachtvoll, daß ein Mann mit deiner Verantwortung noch einen Spaß machen kann.«
    Regan erlaubte sich ein schwaches Lächeln. Der Präsident der Vereinigten Staaten war eine närrische und zugleich pathetische Gestalt, und nicht allein, weil es sich um den närrischen und pathetischen Tom Hammond handelte. Der Posten selbst hatte sein Ansehen verloren. Da saß der Mann nun in der Hauptstadt, versehen mit allen Attributen der Macht – aber nur den Attributen.
    »Was ist los, Tom?«
    »Ich würde dich gerne sehen«, sagte der Präsident.
    »Du siehst mich bereits.«
    »Nein – im Weißen Haus, meine ich.«
    »Mißtraust du dem Personal deiner Vermittlung?« erkundigte sich Regan.
    Präsident Hammond hob die Schultern. »Darum geht's mir nicht. Diese Angelegenheit – nun, man sollte sie persönlich besprechen, das ist alles. Kannst du einen Umweg machen?«
    Regan widerstand der Versuchung, Hammond mit einem Termin in der Mitte des nächsten Monats abzuwimmeln. Immerhin mußten bestimmte Hirngespinste bestehen bleiben. Dieser Mann war der Präsident der Vereinigten Staaten, und Claude Regan nur ein fünfunddreißigjähriger Geschäftsmann.
    »Ich kann um sieben Uhr bei dir sein«, versicherte Regan. »Ich muß nur dem Piloten Bescheid sagen.«
     
    *
     
    Sie trafen sich im Monroe Room, in dem Lincoln und seine Generale ihre Strategie diskutiert hatten. Roosevelt und Churchill hatten hier während des Zweiten Weltkriegs über Karten gebrütet. Hier waren Kennedy und Castro einander begegnet. Und nun legte Thomas Hammond, einundvierzigster Präsident der Vereinigten Staaten, eine klamme Hand um die Rechte des Faktoristen Claude Regan.
    Der Gegensatz verblüffte. Präsident Hammond war ein schwabbliger Bär von einem Mann, dick und fett, weich und rundlich wie ein Wattebausch. Regan war klein, schmal und mager. Der Präsident besaß einen fast kahlen Schädel und befand sich in mittlerem Alter; Regan trug einen dichten roten Haarschopf und wirkte jünger als er war.
    Hammonds braune Augen blickten in die hellblauen, nahezu farblosen Augen Regans. »Ich habe einen Auftrag für dich, Claude«, sagte der Präsident. »Mir ist klar, daß du viel Arbeit hast, aber ich habe eine Woche lang das gesamte Kabinett mit dieser Sache geplagt, und wir sind zu dem Schluß gelangt, daß du der einzige Mann bist, der sie durchzuführen vermag.«
    In Regans Gesicht zuckte kein Muskel. »Sprich nur weiter, Tom.«
    Hammond seufzte und wandte sich ab, als könne er sich zum Weiterreden nicht entschließen. Schließlich tat er es doch. »Du weißt von der Weltausstellung, oder?«
    »Die mit Kolumbus? Sicher.«
    »Sie soll in kaum zwei Jahren eröffnet werden. Am 4. Juli 1992. Claude, wir stecken bis zum Hals im Dreck. Die ganze Planungsgruppe hat in einem Anfall von Übellaunigkeit die Arbeit hingeschmissen. Wir können die Vorbereitungen nicht bis zum Eröffnungstag beenden, falls kein dynamischer und energischer Mann die Leitung dieser Geschichte in die Hand nimmt. Du, Claude.«
    Regan starrte ihn an. »Ich? Die Weltausstellung?«
    »Es ist lebenswichtig für die Sicherheit der Westlichen Welt.«
    »Ein nebensächlicher Rummel, und ...«
    »Nein. Es ist mehr.« Hammond straffte seine breiten Schultern. »Der Westen steht auf dem Prüfstand, Claude. Diese Ausstellung muß eine Demonstration unserer Lebenskraft, unserer Ideale und unserer nationalen Stärke werden. Wir müssen diesen gelben und schwarzen Bastarden zeigen, daß wir noch immer zu allem in der Lage sind. Die Welt muß vor uns zittern, Claude. Wir ...«
    »Warum werfen wir nicht einfach H-Bomben auf Nigeria?« fragte Regan. »Damit würde der gleiche Zweck mit weit geringerem Aufwand erfüllt, und ...«
    »Du bist vielleicht witzig«, sagte der Präsident in gedämpftem Tonfall. Er trat dicht vor den Faktoristen, überragte ihn bei weitem. »Claude, du solltest die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich sage dir, es ist von höchster Bedeutung, daß die Weltausstellung richtig durchgeführt wird, und zwar von dir. Du bist der einzige Mann, der dazu fähig ist. Du mußt es tun.«
    Regan musterte ihn mit steinerner Miene.
    »Du übernimmst die Aufgabe, nicht wahr?« winselte Hammond. »Tu's für mich, Claude. Für uns alle.«
    »Du mußt glauben, ich sei verrückt«, sagte Regan. »Nun, du hast wahrscheinlich recht.«
    Genau das hatte ihm noch gefehlt: Im Durchschnitt war er täglich sechzehn Stunden lang mit der Leitung der Global
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