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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit
Autoren: Robert Silverberg
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Er besaß Macht.
    Er war der Mann an der Spitze.
    Nun, nach seiner Rückkehr aus China, fanden die Abteilungsleiter sich zur Berichterstattung ein. Es waren Männer in Altersstufen zwischen fünfzig und sechzig Jahren und ausschließlich Multimillionäre. Seit Regans Machtübernahme war noch zu kurze Zeit verstrichen, um sie schon abservieren zu können; es war noch keine zwölf Monate her, seit er Onkel Bruce nach harter Auseinandersetzung von der Position des Ersten Geschäftsführers suspendiert und ihn abgelöst hatte. Allerdings war es ihm bereits gelungen, eigene Vertraute in die zweitwichtigsten Positionen aller großen Abteilungen zu schieben, und alsbald würde er diese alten Knaben, einen nach dem anderen, kaltstellen, um sie durch seine Leute zu ersetzen.
    Die Abteilungsleiter mochten ihn nicht. Aber sie verstanden es, ihre Abneigung vollständig zu verbergen.
    Vom Tischende her musterte Regan die Gesichter mit den zusammengekniffenen Lippen. Dann sah er den Mann zur Rechten an. »Donnelly?«
    »Zuwachs der Halbleiterproduktion beträgt zwölf Prozent, Faktorist Regan. Der Monatsbruttoertrag liegt nun – einschließlich der Erträge aus überseeischen Quellen – bei dreihundert Millionen. Wir ...«
    Regan verzichtete auf den Rest. »Lee?«
    »In diesem Jahr ist bereits der sechzehnte Reaktor übergeben worden, Faktorist Regan. Die gesamte Elektrizitätsproduktion in Kilowattstunden beläuft sich auf ...«
    Und so weiter. Chemieprodukte, Medikamente, Transportmittel, Grundstücke, alle Tochtergesellschaften, bis zu den ursprünglichen Herstellerfirmen. Regan lauschte, merkte sich Statistiken, rasselte Anregungen, Hinweise und Befehle herunter.
    Der letzte Berichterstatter war in diesem Kreis Regans einziger Kandidat für die angestrebte neue Geschäftsleitung – Tim Field, Präsident der Global Factors International, der neuen Tochtergesellschaft, die der Koordination aller überseeischen Geschäfte diente. Field war zweiunddreißig und während Regans Aufstieg sein ständiger Begleiter gewesen. Wie Regan war er von kleinem Wuchs, aber er sprach langsamer als der Faktorist.
    »Unsere Übersee-Tätigkeit hat sich in diesem Monat ganz hervorragend entwickelt«, sagte er. »Ich bin gerade aus Brasilien zurückgekommen, Faktorist, und wie es aussieht, wird man uns nun doch ein Automobilwerk bauen lassen.«
    »Mit Garantie gegen Enteignung?« erkundigte sich Regan.
    »Wir bemühen uns noch darum, Faktorist.«
    »Was ist mit Nigeria?«
    »Henderson vertritt uns bei der Staudammübergabe. Er führt heute ein Gespräch mit dem Premierminister und wird mich umgehend unterrichten.«
    Regan nickte. Für die Zukunft der Gesellschaft war es von lebenswichtiger Bedeutung, in den neuen Industriestaaten Fuß zu fassen. Die Global war in Europa und dem Nahen Osten längst fest verankert – doch im kommenden Jahrhundert würden Nigeria, Brasilien und China über das große Geld verfügen. Den Einflußbereich nach China auszudehnen, würden sich als schwierig erweisen, weil es kommunistisch war. Aber Nigeria und Brasilien, dessen war Regan sicher, würden ins Imperium der Global eingebettet sein, bevor das 21. Jahrhundert heraufdämmerte.
    »Sie haben zweifellos alle von meiner Ernennung zum Veranstaltungsleiter der nächsten Weltausstellung gehört«, sagte Regan, nachdem Field seinen Bericht beendet hatte. »Ich gehe davon aus, daß die entsprechenden Vorbereitungen während der kommenden zwei Jahre einen großen Teil meiner Zeit beanspruchen werden. Mit heutiger Wirkung wird Tim Field es übernehmen, mich auf den Besprechungen zu vertreten. Außerdem wird er zahlreiche meiner Funktionen innerhalb der Gesellschaft ausüben.« Er sah Field an, der ein bißchen verwirrt dreinschaute. »Tim, ich möchte, daß du mit deinem nächsten Untergebenen Maßnahmen absprichst, die geeignet sind, dich etwas von deinen Verantwortlichkeiten zu entlasten. Dieses Entlastungsprinzip ist bis in die unteren Ränge durchzusetzen.«
    Jemand räusperte sich verhalten. Es war der alte Rex Bennett, ein abgefeimter Bankier, in dessen Händen die Steuerpolitik der Global lag. Er war ein Erbstück aus dem Regime von Regans Onkel, zu wichtig, um gegenwärtig entbehrt werden zu können.
    »Bennett?«
    »Glauben Sie, Faktorist, daß Ihre Ernennung im besten Interesse unserer Firma ist?«
    »Sie liegt im besten Interesse der Vereinigten Staaten, Bennett.«
    »Ja, Sir, aber diese Interessen stimmen nicht immer überein.«
    Regan widmete ihm einen
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