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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit
Autoren: Robert Silverberg
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einziger Fährenplatz mehr frei.«
    Regan nickte. »Wie kommen die Arbeiten an den zusätzlichen Flugverbindungen voran?«
    »Die erste wird im Februar den Betrieb aufnehmen«, sagte Henderson. »Drei weitere sollen den Betrieb im Mai beginnen. Das müßte ausreichen.«
    »Hoffen wir es. Welche Zahlen liegen für das zweite Vierteljahr vor?«
    Henderson schaute in seine Unterlagen. »Zwischen dem 12. Oktober und dem nächsten Juni sind sämtliche Wochenendflüge ausgebucht. Außerdem mehr als dreiundsiebzig Prozent der Flüge an Werktagen zwischen dem 12. Januar und dem 12. April. Der Rest dürfte ziemlich schnell gebucht werden. Ich schätze, daß die Weltausstellung am Eröffnungstag für mindestens das erste Veranstaltungsjahr gänzlich ausgebucht sein wird.«
    »Es gibt bereits einen schwarzen Markt für Tickets«, bemerkte Hal Martinelli. »Ein Fährenplatz innerhalb der beiden ersten Monate wird mit ungefähr fünfhundert Dollar gehandelt.«
    Regan lächelte schwach. »Schließlich entwickelt sich doch alles recht gut, nicht wahr?«
    »Es ist wegen der Marsianer«, sagte Henderson.
    »Ja. Die Marsianer.«
    »Wie nehmen sie es auf?« fragte Martinelli.
    Regan hob die Schultern. »Anscheinend macht es ihnen nichts aus«, sagte er. »Ehrlich, sie machen wirklich den Eindruck, als ginge sie alles gar nichts an.«
    Das war die reine Wahrheit. Erst vor zwei Tagen hatte Regan nochmals den Satelliten routinemäßig inspiziert. Natürlich hatte er auch den inzwischen fertiggestellten marsianischen Pavillon begutachtet. Die Marsianer lebten nun seit acht Wochen darin.
    Sie verhielten sich in ihrem Pavillon ganz so, als sei er tatsächlich ihre heimatliche Höhle. Allerdings sah es im Pavillon auch genauso aus. Er war eine perfekte Nachbildung, ausgenommen die Tatsache, daß eine Wand aus nur von draußen durchsichtiges Glas bestand, damit die Besucher die fremden Wesen aus der Nähe betrachten konnten. Regan hatte einen Schutzhelm angelegt und die Höhle betreten, um mit seinen Gefangenen zu sprechen. Sie hatten ihn mit dem empfangen, was er inzwischen den marsianischen Blick nannte: mit vollständig unbeteiligten, ausdruckslosen und nichtssagenden Mienen.
    »Ich wollte nachschauen, ob es euch hier bequem genug ist«, sagte Regan.
    »Es geht uns gut.«
    »Das ist sehr wichtig«, sagte Regan. »Ich möchte, daß ihr es wirklich angenehm habt. Ihr sollt euch wirklich wie daheim fühlen.«
    »Es geht uns gut.«
    Wie es schien, nahmen sie es ihm nicht einmal übel, daß er sie entführt hatte. Ihre Augen drückten nicht den geringsten Vorwurf aus. Ihr neuer Aufenthaltsort schien ihnen durchaus zu gefallen. Die Entführung schien sie nicht zu bekümmern. Regans Gewissen jedoch war dadurch kaum erleichtert. Die Tatsache, so dachte er, daß seine Gefangenen allem Anschein nach keine Unannehmlichkeiten litten, änderte nichts daran, daß er eine Schandtat begangen hatte.
    Doch mittlerweile stand es fest, daß die Anwesenheit der Marsianer im Satelliten tatsächlich über Erfolg oder Mißerfolg der 1992er Weltausstellung entschieden hatte. Daran gab es nichts zu rütteln. An jenem Tag, an dem Regan ihre Teilnahme an der Weltausstellung öffentlich bekanntgegeben hatte, war eine Welle der Überraschung um die Welt gerast, für deren Ausmaße er keinen Vergleich wußte. Plötzlich wollte jedermann Tickets für die Weltausstellung. Regan ließ eine Truppe von ausgewählten Korrespondenten aller Medien zum Satelliten fliegen und sie den marsianischen Pavillon besichtigen, und sie kehrten mit Fotografien zurück zur Erde, die das Interesse der Menschen weiterhin verstärkten. Lebende Marsianer! Auf der Weltausstellung zu sehen! Wer hätte da widerstehen können?
    Niemand konnte widerstehen.
    Seltsamerweise gab es weniger Aufruhr um die Entführung der Marsianer, als Regan erwartet hatte. Hauptsächlich lag dies jedoch daran, daß niemand auf den Gedanken kam, die Anwesenheit der Marsianer könne unfreiwilliger Natur sein. Sie machten in ihrem Pavillon einen ganz und gar normalen Eindruck. Die Marsianer auf dem Mars reichten keine Proteste ein. In ihrer passiven Art kümmerten sie sich nicht um das Verschwinden ihrer sechs Rassegefährten. Die Siedler auf dem Mars gaben ihrer Verwunderung Ausdruck, daß die Marsianer sich scheinbar bereit erklärt hatten, ihre Höhle zu verlassen und an der Weltausstellung teilzunehmen. Aber falls irgend jemand die Wahrheit ahnte, so drang jedenfalls nichts davon an Regans Ohren.
    Die Weltausstellung
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