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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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Herbststürmen. Doch er hielt stand. Er schwitzte und das Blut lief an seinem Körper hinab. Die Schmerzen waren vernichtend, unmenschlich, aber er hielt durch . Minutenlang. Solange er musste. Irgendwann wurde es still. Staub und Qualm tränkten die Luft. Seine Augen waren blind. Er spürte den Herzschlag von Lianne und Frank in seinem Inneren. Er lächelte. Sie lebten, die Feinde waren besiegt. Nur das zählte in diesem Augenblick. Egal, was aus ihm wurde. Er hatte durchgehalten und sein Trumpf gestochen. Balakov war nicht mehr. Selbst er würde diesem Inferno nicht entkommen können. Sein Plan würde aufgehen. Um die Handgelenke der blutgierigen Besucher und Gäste würden sich bereits Handschellen schließen. Ein Auflauf von Agenten und Polizeibeamten würde sie vor dem Theater in gebührenden Empfang genommen haben. Dafür hatte er gesorgt. Alles war gut. Er konnte loslassen und sich ausruhen. Seine Kräfte waren verbraucht, sein Körper ausgezerrt. Frieden überkam ihn. Er fühlte sich leicht. Die Liebe, die er für Lianne empfand, wärmte seine Seele. Diese Liebe würde er mit sich nehmen, wohin auch immer. Dann wurde es kalt. Bitterkalt. Aber auch das war okay. Es musste wohl so sein, wenn man starb. Sein Körper gab nach und fiel zu Boden. Den Aufprall spürte er kaum. Er fühlte, wie sein Herzschlag sich verlangsamte. Dunkelheit senkte sich über ihn wie ein schwerer Mantel, der seinen Körper einhüllte. Dann war alles still.
     
    *

„Es ist vorbei. Wir kommen zu spät.“
    Ein Notarzt und drei Rettungssanitäter blickten Lianne und Frank mitfühlend an. Sie hatten minutenlang um sein Leben gekämpft.
    „Sie haben getan, was möglich war.“ Frank hatte seinen Arm um Liannes Schulter gelegt und schluckte schwer. „Wir müssen ihn gehen lassen.“
    Der mehrfache Einsatz eines Defibri l lators hatte keinen Erfolg gebracht. Die Mediziner schüttelten bedauernd mit den Köpfen und schienen , aufzugeben. Raven gehen lassen? Nein, das würde sie nicht zulassen. Lianne machte sich von Frank los. Sie würde ihn nicht aufgeben und kämpfen. So wie er es getan hatte. Raven hatte den Tod nicht verdient. Er musste leben! Er hatte sie so oft gerettet und nun war sie an der Reihe, den Tod zu besiegen und ihn ins Leben zurückzuholen. Und wenn sie es mit dem Teufel persönlich aufnehmen musste.
    „Du wirst jetzt nicht aufgeben.“ Sie hieb schier hysterisch auf Ravens Brustkorb ein. „Verdammter Kerl, komm zurück!“ Ihre Stimme brach und Tränen flossen wie Sturzbäche aus ihren geröteten Augen. Sie nahm die Mund-zu-Mund-Beatmung wieder auf und wiederholte die Herzmassage. „Komm schon, atme.“
    „Lianne, es hat keinen Sinn“, mahnte Frank mit leiser, trauriger Stimme. Frank kniete sich neben sie und fasste nach ihrer Hand.
    „Doch!“ Lianne schlug die Hand beiseite.
    „Er ist tot.“
    „Nein!“ Lianne ließ sich nicht beirren. Sie drang mit ihrem Talent in Ravens Kopf, durchwühlte sein Innerstes und rief seinen Namen. Immer wieder. Das durfte nicht sein. Nicht er. Nicht jetzt. Sie schickte ihm all ihre Liebe und hoffte, dass er noch irgendwo war und sie verstehen konnte. Wenn er starb, wollte auch sie nicht mehr leben müssen. Er war ihre zweite Hälfte, das Stück, das sie komplett machte. Raven hatte sie gerettet und all das hier möglich gemacht. Er hatte Balakov mit seinen eigenen Mitteln geschlagen.
    „Es tut mir unendlich leid“, erklang Guerreros Stimme. „Das hatten wir anders geplant.“
    Er trat neben Frank und Lianne und blickte auf Raven. „Ich hatte mich als reicher Geschäftsmann in die Kreise um Balakov eingeschlichen. Das war Ravens Plan.“
    „Sehr mutig“, lobte Frank und schüttelte Guerreros Hand. „Wir hielten dich kurzzeitig für einen Verräter.“
    „Raven und ich haben eine Zeit lang im gleichen Waisenhaus verbracht. Das verbindet“, gab er zu. „Ich kann nicht glauben, dass es vorbei sein soll. Er ist für mich wie ein Bruder.“
    „Ich auch nicht.“ Frank kämpfte mit den Tränen. „Er ist mein bester Freund.“   
    Lianne registrierte das Gesprochene wie einen Hall aus weiter Ferne. Sie konnte sich nur auf Raven konzentrieren, der blass und geschunden dalag.
    „Du darfst nicht tot sein. Ich liebe dich, du schottischer Dickschädel.“  
    Ihre Schläge auf seine Brust erlahmten irgendwann. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie schluchzte auf und warf sich über seinen Körper, als könne sie ihn auf diese Weise beschützen und ihm nahe sein. Ihre
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