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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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dass die Spiele prächtiger und größer inszeniert worden waren. Die Veranstalter waren anfangs wohlhabende Privatpersonen gewesen, denen jeder Anlass willkommen war, sich auf diese Weise die Achtung des römischen Volkes zu verschaffen. Und je außergewöhnlicher die Veranstaltung gewesen war, desto eher stiegen die Wohlhabenden in der Gunst des Volkes. Später hatten sich auch Kaiser dieser Spektakel bedient, um das Volk bei Laune zu halten. Ähnlich machte es wohl heute Zoran Balakov mit Freunden und Geschäftspartnern. Raven hatte in der Zwischenzeit einige andere Leute gesehen, die sich hier aufhielten. Manche trugen eine Toga und Masken und wirkten voller Vorfreude. Andere waren normal gekleidet und schienen mit Vorbereitungen emsig beschäftigt zu sein. Eine vage Erinnerung kam in Raven hoch, Ähnliches schon einmal erlebt zu haben. Er würde kämpfen müssen, um anderen Menschen mit diesem blutigen Spiel Vergnügen zu bereiten. Das war nun gewiss. Und der Preis für Sieg und Überleben würde Lianne sein. Balakov war nicht nur ein gewiefter Verbrecher und Terrorist, er hatte eine besondere Vorliebe für hohe Wetteinsätze und dekadente, elitäre Spektakel der grausamen Art. Er musste definitiv irre und vollkommen übergeschnappt sein. Welche Rolle wohl Frank zugedacht war? Raven überlegte hin und her, während er in seinem kämpferischen Aufzug auf und ab ging. Er fühlte sich wie ein Tier im Käfig. Vielleicht sogar wie ein Clown im Zirkus. Für den Anfang hatte er keine andere Wahl, als bei diesem üblen Spiel mitzumachen. Jegliche Gegenwehr konnte böse Folgen für Frank oder Lianne haben. Sobald er jedoch einen Weg gefunden hatte, die z wei zu schützen, würde Balakov an der Reihe sein. Und dieser Kampf würde auch Raven große Freude bereiten. Er ballte die Fäuste, während sich seine Muskeln enorm anspannten. Am liebsten hätte er laut gebrüllt, um den inneren Druck loszuwerden, aber er wurde sicherlich beobachtet. Jegliche Überreaktion war kontraproduktiv. Daher behielt er seine kühle Fassade bei. Er beschwor eine innere Kälte und Gelassenheit, die ihn schützen sollte. Er brauchte einen klaren Verstand, auch wenn das Warten zermürbend war. Ein Kampf auf Leben und Tod erwartete ihn, in dem er alle Kräfte brauchte. Minuten schienen zu Stunden zu werden, während er in einem verschlossenen, engen Raum ohne Sonnenlicht ausharren musste. Er versank in meditative Stille. Körper und Geist verschmolzen zu einer Einheit.
     
    *

Man hatte Liannes Körper in eine dünne Toga gehüllt, die mehr Einblicke erlaubte, als ihr lieb war. Der zarte Stoff legte sich eng um ihre Brüste, ihre Hüften und ihren Po. Die Haare waren hochgesteckt und wenige Strähnen fielen in Nacken und Gesicht. An einem Pfahl inmitten eines großen, ähnlich einer Arena umgebauten Raumes hatten sie die beiden Männer angebunden. Hohe Gitterstäbe grenzten diesen Bereich von festlich geschmückten Tribünen ab, auf denen sie in helle Togen gehüllte und maskierte Menschen ausmachen konnte. Mehrere Scheinwerfer blendeten sie, sodass sie nur blinzeln konnte. Die Leute schienen sich prächtig zu amüsieren, sie vernahm viele Stimmen, Gelächter und Gejohle. Sie meinte, die Blicke wie unangenehme Berührungen auf ihrem Körper zu fühlen. Sie sah nach oben und erstarrte. Aus einer der Logen winkte ihr der scheinbar bestens gelaunte Guerrero zu. Er hielt ein Glas mit Champagner in der Hand und wurde umsäumt von zwei Frauen in hauchengen Togen. Dieses elende Schwein.
    Dann wurde es still und kurz darauf dunkel.
    Als das Licht wieder anging, wurde Frank unter tosendem Applaus und lautem Fanfarenchor in die Arena gezerrt. Lianne hielt die Luft an und biss sich auf die Unterlippe. Ihr Bruder sah erbärmlich aus. Man musste ihn geschlagen und gequält haben. Die kraftlose Art, wie er in den Armen seiner drei Bewacher hing, sagte mehr als Worte. Lianne rief ihm zu, doch ihr Bruder reagierte nicht. Frank war an Armen und Beinen gefesselt und unter Jubelstürmen der Zuschauer wurde zeitgleich ein gut zwei mal ein en Meter großes Bassin von der Decke hinab in den Raum gelassen. Halb nackte Mädchen tanzten wie Showgirls in einem Varieté eine anzüglich frivole Choreografie, während einige Männer Frank in das Bassin verfrachteten. Er leistete keine Gegenwehr. Sein Blick war seltsam leer. Sie hatten ihn offensichtlich unter Drogen gesetzt. Heiße Tränen rannen aus Liannes Augen, als sie mit ansehen musste, wie er in dem Becken fixiert
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