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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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und Hague streichelte beinahe mitfühlend über Liannes Hand. Es war nur ein Zeichen, ein Symbol, doch Lianne verstand.
    „Das tut mir leid, Miss Morgan. Ich möchte Ihnen mein Mitgefühl aussprechen.“
    „Danke.“ Lianne schnäuzte sich dezent.
    „Wie lautet der Name Ihres Bruders?“, fuhr er mit ruhiger Stimme fort.
    „Lieutenant Colonel Frank Morgan.“
    Hague dachte einen Moment lang nach und Lianne hoffte inständig, dass er ihr wenigstens ein paar Details geben würde. Doch seine Miene verschloss sich wieder und ihre Hoffnung war dahin. Er würde für sie keine Ausnahme machen können. Das war nicht verwunderlich, aber persönlich enttäuschend.
    „Ich bedaure, Miss Morgan, aber manche Fragen kann ich Ihnen einfach nicht beantworten.“ Lianne registrierte, dass seine Anteilnahme weder gespielt noch geheuchelt war. „So leid es mir tut.“
    „Ich weiß.“ Sie hielt sich so tapfer wie möglich unter dem strengen Blick der drei Männer. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen diese Frage gestellt habe.“
    Natürlich war er zur Verschwiegenheit verpflichtet und sie hatte eine Frage gestellt, die man einem Mann in dieser mächtigen Position auf gar keinen Fall stellen durfte.
    Aber sie war nicht nur eine Reporterin, sondern auch Schwester und direkt Betroffene.
    „Ihre Reaktion und Sorge sind verständlich, Miss Morgan. Wenn Ihr Bruder für unser Land tätig war, dann wusste er um die Gefahren, die notwendige Diskretion und alle Konsequenzen“, fuhr Hague fort, ohne seine Gefühle preiszugeben. „Er ist demnach für unser Vaterland gefallen und für die Freiheit der Menschen in diesem Land. Damit können Sie stolz auf ihn sein. Er ist ein Held.“
    „Das bin ich auch“, gab Lianne zu. „Ich bin stolz auf Frank als Mensch und Bruder.“
    „Ich würde Ihnen gern mehr dazu sagen. So bleibt mir nur, Ihnen für die Zukunft alles Gute zu wünschen. Denken Sie daran, dass die Zeit Wunden zu heilen vermag. “
    „Ich Ihnen auch, Herr Minister. Vielen Dank für Ihre Worte.“
    „Ich habe zu danken. Für Ihr Verständnis.“
    Hague schenkte ihr noch einen prüfenden Blick, dann verließen die drei Männer den Raum und die Tür schloss sich wieder. Lianne blieb minutenlang in dem kleinen, stickigen Besprechungsraum der City Hall sitzen und ihre heißen Tränen wollten nicht trocknen. Sie hatte Frank verloren und gerade ganz sicher ihre Karriere ruiniert. Viel schlimmer konnte es kaum noch kommen. Was zum Kuckuck hatte sie sich bloß dabei gedacht, dem britischen Außenminister diese provokante Frage zu stellen? Hatte sie wirklich geglaubt, dass er ihr eine ehrliche und deutliche Antwort geben würde? Dass sie auf diese Art und Weise etwas über Franks nebulöses Schicksal herausfinden konnte? Sie musste wirklich wahnsinnig geworden sein. Ihr Chef würde außer sich sein und sie vielleicht rauswerfen, oder für immer in den Archivkeller des Guardian zum Akten ordnen abkomman dieren. Lianne seufzte und raufte sich die Haare. Das war kein Fettnapf, sondern eine ganze Wanne voll. Sie hatte den Verlust ihres Bruders längst nicht überwunden und viel zu früh wieder angefangen. Und das seltsame Gefühl von Gefahr in ihrem Inneren wuchs von Sekunde zu Sekunde an. Steigerte sich in panikartigen Intervallen. Was hatte all das bloß zu bedeuten? Alles in ihr schrie Flucht, als ob eine innere Stimme sie warnen wollte. Vielleicht sollte sie sich doch in psychologische Behandlung begeben, wie es ihr Freunde angeraten hatten. Oder für einige Monate in ein Kloster gehen und sich in völliger Abgeschiedenheit regenerieren. Das war keine gute Idee. Die ungewohnte Ruhe würde sie wahrscheinlich umbringen.
    Ein infer nalisches und bösartiges Grollen, das in gewaltigen Explosionen mündete, gab ihr schließlich die Antwort auf ihre Fragen. Der Boden gab nach und sie stürzte.
     
    *

Raven konzentrierte sich. Er untersuchte den klobigen Sprengsatz an einer hinteren Eckwand der Tiefgarage mit aller Vorsicht. Der Zünder lag seitlich, einige Kabel und Drähte, ein Verbindungsstück, ein mittelgroßes Behältnis, in dem er Plastiksprengstoff vermutete. Hier war ganz klar ein Könner am Werk gewesen, keine Frage. Im Normalfall hätte er dieses tödliche Paket durch einen Roboter entschärfen lassen, aber dafür war keine Zeit. Eine ungeschickte Bewegung, ein falsch gesetzter Schnitt, dann würde alles vorbei sein. Alles hing nun von ihm ab. Er überbrückte zwei Kabel mit einstudierten Griffen und Spezialklammern und
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