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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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können.
Medikamentöse Therapie: Wenn Sie es anders nicht schaffen
    Kommen Menschen mit sozialen Ängsten alleine nicht zurecht, ist primär eine Psychotherapie angezeigt. Personen mit einer sozialen Phobie oder sozialen Angststörung können daneben auch von einer Behandlung mit Psychopharmaka profitieren, wie verschiedene Wirksamkeitsstudien ergeben haben. Es gibt gegenwärtig keine speziell dafür entwickeltenMedikamente, vielmehr werden mit mehr oder weniger Erfolg jene Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Betablocker eingesetzt, die auch bei Menschen mit anderen Angststörungen und anderen psychischen Störungen (vor allem bei Depressionen) verordnet werden.
    Bestimmte Antidepressiva – die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – gelten als die Mittel erster Wahl. Sie dämpfen über die Beeinflussung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn die Erregbarkeit der Nerven und schaffen eine gewisse Distanziertheit zu den Angst machenden Gedanken und Vorstellungen. Laut Studien helfen sie zumindest jedem zweiten Sozialphobiker. Bei gleichzeitiger depressiver Verstimmung können sozialphobische Patienten zusätzlich davon profitieren. Um Nebenwirkungen wie Übelkeit oder innere Anspannung zu vermindern, sind diese Mittel anfangs einige Tage lang in halber Dosierung einzunehmen. Nach dem Absetzen der Antidepressiva (ebenfalls langsam über den Weg einer Dosisreduktion) kommt es allerdings häufig zu Rückfällen, wie dies bei psychologisch-psychotherapeutischen Behandlungskonzepten nicht in diesem Ausmaß vorkommt. Die Medikamentengruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ist derzeit auf dem Markt mit sechs Substanzen vertreten, die wiederum in Form zahlreicher Originalpräparate und »Kassenpräparate« (sogenannter Generika, einem »Nachbau« der Originalpräparate mit ausgelaufenem Patentschutz) verordnet werden.
    Neben den chemischen Bezeichnungen werden in Klammern einige bekannte Markenpräparate in Deutschland und Österreich angeführt: Fluoxetin (Fluctin, Fluctine) , Fluvoxamin (Fevarin, Floxyfral) , Paroxetin (Seroxat) , Sertralin (Zoloft, Gladem, Tresleen) , Citalopram (Cipramil, Seropram) und Escitalopram (Cipralex) . In neuerer Zeit hat sich auch ein anderes modernes Antidepressivum als wirksam herausgestellt, nämlich der sogenannte Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Venlafaxin (Markenpräparate Trevilor, Efectin ). Im Gegensatz zur rascher einsetzenden antidepressiven Wirkung (nach etwa zwei Wochen) tritt die antiphobische Wirkung dieser Antidepressiva oft erst mit zeitlicher Verzögerung auf. Die Einnahme derartiger Substanzen ist nur sinnvoll, wenn sie konstant über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten erfolgt, um einen stabilen Spiegel aufzubauen. Darüber hinaus scheinen auch bestimmte Mittel, die primär bei Epilepsie eingesetzt werden, bei krankhaften sozialen Ängsten wirksam zu sein, vor allem die Substanz Pregabalin (Lyrica) .
    Beruhigungsmittel , bekannt als »Tranquilizer« aus der Gruppe der Benzodiazepine, können vorübergehend in der Akuttherapie einige Wochen lang erfolgreich eingesetzt werden, bei längerer regelmäßiger Einnahme besteht jedoch die Gefahr der Abhängigkeit. Bewährt haben sich vor allem die hochpotenten, rasch wirksamen Substanzen. Es handelt sich dabei um folgende Mittel (in Klammern die Markenpräparate in Deutschland und Österreich): Alprazolam (Tafil, Xanor) , Clonazepam (Rivotril) und Lorazepam (Tavor, Temesta) . Wirksam sind aber auch andere bekannte Benzodiazepine wie etwa Diazepam (Valium, Psychopax-Tropfen) , Bromazepam (Lexotanil) oder Oxazepam (Praxiten, Adumbran) .
    Beta-Rezeptoren-Blocker besetzen (blockieren) die Beta-Rezeptoren des Herzens, verhindern die Reizübertragung und verringern damit die aktivierende Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Herzschlag und Blutdruck werden gesenkt, stressbedingtes Erröten durch starken Blutdruckanstieg bleibt damit aus. Beta-Rezeptoren-Blocker wirken im Gegensatz zu Tranquilizern nicht auf die »Angstzentrale« im Gehirn – das limbische System mit der Amygdala – ein, sondern auf die »Peripherie«, das heißt auf den Körper, um die Symptome Herzklopfen, Herzrasen, Blutdrucksteigerung, Schwitzen und Zittern zu verhindern oder zu vermindern. Das Problematische daran ist: Die Ursachen der Angst – die ängstlichen Gedanken im Kopf – werden dadurch aber nicht beeinflusst, es geht primär um eine geringere soziale Auffälligkeit.
    Die Wirkung von Betablockern setzt
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