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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Situationen. Die Sehnsucht, sich zu öffnen, verstanden und bestätigt zu werden, macht Schüchterne verletzlich. Nur die sichere Distanz schafft Kontrolle über die Mitmenschen und die eigenen Gefühle. Von der Verstandesseite her ist das Motto klar: »Wer wagt, gewinnt!« Von der Gefühlsseite her können schüchterne Menschen jedoch das Risiko von innerer Verletzung und äußerer Kritik oder gar Ablehnung nur schwer eingehen. Schüchterne befinden sich in einem Konflikt zwischen dem Streben nach Individualität und dem Bestreben nach Konformität, zwischen dem Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung und dem Wunsch nach Anpassung an kulturelle Standards bzw. vermeintliche Erwartungen anderer Menschen, zwischen der Akzeptanz des Andersseins und dem Wunsch nach Gleich- oder Ähnlichsein.

Normale soziale Ängste:
Angst vor Peinlichkeit, Bewertung und Ablehnung
Soziale Angst: Mittelpunktsangst in sozialen Situationen
    Läuft bei Ihnen, während Sie mit anderen sprechen oder Sie sich in der Öffentlichkeit befinden, ein innerer Monolog ab, der so lauten könnte? »Bin ich gut genug? Wie sehe ich aus? Wie komme ich an? Was halten die anderen von mir? Wer beurteilt mich kritisch? Was ist, wenn sie mich nicht mögen? Was passiert, wenn ich versage? Hoffentlich mache ich nichts falsch!« Sind Sie vor wichtigen Auftritten öfter nervös und ängstlich verspannt? Ist es Ihnen unangenehm, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen? Beobachten Sie sich in sozialen Situationen oft sehr penibel, ob Sie alles richtig machen, um Kritik zu vermeiden? Würden Sie manchmal lieber die Flucht ergreifen, wenn Ihnen etwas peinlich ist? Grübeln Sie öfter nach, welchen Eindruck Sie wohl hinterlassen haben? Haben Sie einerseits Angst, zu viel beobachtet zu werden, und andererseits Angst, übersehen zu werden? Je mehr dieser Fragen Sie bejahen, desto mehr beeinflussen soziale Ängste Ihre zwischenmenschlichen Kontakte.
    Soziale Ängste zeigen sich in vielfältigen Formen. Vor einer Gruppe zu reden, Personen des anderen Geschlechts anzusprechen oder vor Autoritäten aufzutreten, gelten als die häufigsten Angst machenden Situationen. Wer kennt nicht die Aufregung vor Auftritten und Präsentationen, die Furcht vor Prüfungen, die Peinlichkeit, durch eine kleine Ungeschicklichkeit unfreiwillig in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu gelangen, die Unsicherheit in einer Gruppe unbekannter Menschen? Wer mag es schon, wenn der Körper die innere Angespanntheit und Nervosität durch Erröten, Schwitzen oder Zittern offenbart? Wer lässt sich gerne beobachten in Situationen, denen man sich nicht gewachsen fühlt?
    Es ist ganz normal, sich in manchen sozialen Situationen unsicher zu fühlen und dann mit Befürchtungen oder Angst zu reagieren. Angst zeigt, dass uns etwas wichtig ist . Wem etwas nicht wichtig ist, der hat auch keine Angst, es zu verlieren. Soziale Ängste drücken aus, dass wir in unserer Eigenart von den anderen angenommen werden möchten, dass wirgut sein wollen und dafür von der Umwelt die Bestätigung erwarten. Soziale Ängste könnten uns daher motivieren und müssten uns nicht ständig blockieren. Geben wir es ehrlich zu: Die Anerkennung der anderen Menschen ist uns wichtig für unser seelisches und soziales Wohlbefinden. Doch um welchen Preis? Schüchterne und sozial ängstliche Menschen pendeln ständig hin und her zwischen ihrer unkontrollierbaren Angst, in der Öffentlichkeit zu versagen, und ihrem fast zwanghaften Bedürfnis nach optimaler Selbstdarstellung. Sie sind im Umgang mit anderen total fixiert auf die tatsächlichen oder vermeintlichen Schwächen ihrer Person und können nicht glauben, dass andere Menschen auch ihre guten Seiten entdecken und sie deswegen liebenswert finden könnten.
    Die Bezeichnung soziale Angst wird heute als Überbegriff für alle normalen und krankheitswertigen Formen des Unbehagens in sozialen Situationen verwendet: von belastender Schüchternheit über soziale Unsicherheit bis hin zur sozialen Phobie. Das Konzept der sozialen Angst ist wesentlich präziser als der vieldeutige Begriff der Schüchternheit und wird daher von Fachleuten bevorzugt. Allerdings sind sie sich über die Zusammenhänge zwischen Schüchternheit und sozialer Angst noch nicht ganz im Klaren. Schüchternheit in der Bandbreite von vorsichtiger Zurückhaltung bis leichter Gehemmtheit ist jedenfalls keine psychische Störung im Sinne einer krankheitswertigen sozialen Angst.
    Die Aussage »Wenn Schüchternheit krank
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