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Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Titel: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit
Autoren: Manfred Wegener
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nicht«, meinte er gehässig, »kann ich Ihnen mit einwandfreien Kontaktlinsen dienen, die alles stark vergrößern.«
    Nach diesen Worten löste sich die Spannung. Stafford stellte fest, daß alle erleichtert wirkten.
    Colnar wollte erst aufbrausen, doch dann beließ er es bei einem verlegenen Grinsen.
    »Prä-senile Demenz«, murmelte er verlegen. »Vorzeitige Altersverblödung kommt in den besten Familien vor.«
    »Hatten Ihre Vorfahren das auch schon?« erkundigte sich Bonelli mit leiser Besorgnis. Aber diesmal erntete er nur einen vernichtenden Blick des Astrophysikers.
    Unvermittelt wurde das schwache Lohen um sie herum farbiger. Eine eisblaue Schicht, offenbar aus purer Energie, tauchte wie eine riesige Barriere auf.
    Stafford, obwohl ein hervorragender Theoretiker, wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Alles war absolut neu und unbekannt.
    Im ersten Reflex wollte er auf den Impulsschalter drücken, doch als die blaue Energiebarriere sprunghaft näher rückte, nahm er die Hand wieder zurück und überließ die HERAKLES sich selbst. Sie waren ohnehin nur ein Spielball unfaßbarer Kräfte.
    Während alle gebannt und schweigend auf den Schirm blickten, kam die Barriere blitzartig auf sie zu – oder umgekehrt.
    Grellblaues Leuchten durchzuckte die Zentrale. Ein Schmerz setzte ein, der ihr Innerstes nach außen zu kehren schien. Jeder hatte das Gefühl, von einer Riesenzwinge zerquetscht zu werden.
    Bevor jemand den Mund zu einem Schrei aufreißen konnte, war abrupt alles vorbei.
    Eine unglaubliche Kraft schleuderte den Raumer aus der Existenz des Black Hole durch ein White Hole. Das alles wurde von einem hallenden Donnerschlag begleitet, der noch lange nachklang.
    Für Sekundenbruchteile wurde es dunkel. Gleich danach leuchteten Sterne in der Schwärze. Der Alptraum war vorbei.
     
    *
     
    Das Funkeln der Sonnen war ein vertrautes Bild, das alle mit Erleichterung erfüllte.
    Aber eine Kleinigkeit war anders, wie die Spezialisten an Bord gleich herausfanden. Beauregard hatte es als erster entdeckt.
    »Wir stehen etwas außerhalb vom Cygnus-System«, sagte er. »Aber das Black Hole ist von hier aus nicht zu entdecken. Außerdem erscheint mir der Raum extrem gekrümmt. Es ist, als hätten wir eine andere Raumzeit.«
    »Wir befinden uns in einer Art Schlauch«, meinte Stafford. »Oder, um es präziser auszudrücken, wir bewegen uns in einem Gebilde, das einer antiken Sanduhr verteufelt ähnelt.«
    Niemand lachte über den Vergleich, denn er entsprach durchaus den Tatsachen. Die HERAKLES bewegte sich in einem abgeflachten Gebilde. Augenblicklich befanden sie sich im oberen Becken der Sanduhr. Vor ihnen lag ein enger Schlund, eine Art Passage, wo hypothetische Sandkörner in das andere Glas rannen. Dieses Gebilde war anscheinend in sich geschlossen und unterstand anderen physikalischen Gesetzen als der normale Raum. Durch die Passage wirkte alles ein wenig verzerrt, und trotzdem waren deutlich am Rand Sterne zu sehen, die Stafford gerade mit den Ergebnissen des Rechners verglich.
    Eine Weile blickten sie sich schweigend an, bis der Captain die Stille durchbrach.
    »Unser Ausstoß aus dem White Hole hat offenbar etwas bewirkt, das man als Wurmloch bezeichnet. Ein in sich gekrümmter Tunnel, ähnlich, als könnte man sich mitten durch einen Planeten bewegen, anstatt außen herum. Jener schwach glimmende Stern vom Typ G 1 ist zweifellos unsere Sonne. Die Reise dorthin würde wieder etliche Jahre dauern. Eine Zeit, die für uns ohne Gray unüberbrückbar wäre. Wenn wir uns aber durch diesen Tunnel bewegen, könnten wir die Zeit ganz erheblich verkürzen.«
    »Es fragt sich nur«, meinte Beauregard nachdenklich, »wie lange dieses Wurmloch stabil bleibt. Es kann auch jeden Augenblick in sich zusammenfallen.«
    »Es ist unsere einzige Chance«, meinte Stafford. »Wir müssen sie sofort wahrnehmen, wobei wir von Glück sagen können, daß so etwas überhaupt geschehen ist. Die Entstehung dieser Passage wird die Sensation des Jahrhunderts sein. Man hat es nur für theoretisch möglich gehalten, und jetzt haben wir dieses Wunder vor Augen. Ich habe zwar militärische Kommandogewalt an Bord, möchte aber doch abstimmen lassen, weil es unser aller Schicksal betrifft und eine folgenschwere Entscheidung bedeutet. Also – wer ist dafür, diese Passage sofort zu durchqueren? Es ist fast wie eine Zeitmaschine, oder ein galaktischer Transmitter.«
    »Ist das sicher?« fragte Bonelli zweifelnd.
    »Sicher ist überhaupt nichts,
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