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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen
Autoren: Klaus Fischer
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selbst im gleichen Maße.
    Außerdem – glaubte er zu wissen – würde die Zentrale, also der Senat, sicherlich über Mittel verfügen, das SCHIFF vor größerem Schaden zu schützen.
    Die Straße, auf der sie sich befanden, ging unvermittelt in eine Dezelerationszone über. Optische und akustische Signale erschienen, und dann nahm sie eine breite Halle auf.
    Terminal Ost – sie hatten die Endstation erreicht. Sie waren nicht weit von der Peripherie des SCHIFFES entfernt, durch deren Hohlräume die Fahrzeuge der magnetischen Rohrbahn donnerten.
    Ihre Benutzung war, entgegen dem Transport auf den Mobilstraßen, nicht kostenlos. Marc steckte, als er und Tanne im Innern eines Gleiters saßen, seinen Kreditschlüssel in den Schlitz und sprach die Zielangabe in die Membran. Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung.
    »Marc …«, Tanne sah ihn an. Sie hatte plötzlich rote Wangen. »Ich habe ein bißchen Angst …«
    »Wie …?« Er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was sie meinte. Sie saßen in dem Sechspersonen-Gleiter, und nur ein Platz war leer. Es war »Mai-Zeit«. Eine Periode, die, wie er aus den Statistiken wußte, nicht allzu viele Personen umfaßte. Wie mußte es erst auf den Straßen aussehen, wenn »Dezember–« oder »Januar-Zeit« war!
    »… Ich war noch nie im Aquadrom. Habe nur als kleines Mädchen einmal in einem Film gesehen, wie Frauen und Männer auf riesigen Fischen ein Rennen ausfochten. Aber ich habe nur noch eine ganz vage Erinnerung daran. Was für Fische sind das, auf denen wir reiten werden? Delphine?«
    Marc schüttelte den Kopf. »Es sind Stelzbarsche. Gutmütige Tiere. Sie werden von den Verhaltens-Labors übernommen und dann entsprechend dressiert. Es ist völlig ungefährlich.«
    »Sag mal …«, das Mädchen wurde nachdenklich, »ob es wirklich das auf der ERDE nicht gegeben hat, ich meine, all diese Aquadrome, Jolly-Scooter, die Joy-Center, die Magnet-Arenen, die Submarinduelle …?«
    Marc musterte sie aufmerksam. »Wie kommst du darauf?«
    »Vater sagt’s!«
    Es klang ein wenig trotzig, fand Marc, und er registrierte ein Gefühl, das er schlechthin als Eifersucht definierte. Der Vater sagt’s! Basta …! Vielleicht rührte ein Teil seiner Unsicherheit daher, daß er im Grunde genommen nie einen Vater besessen hatte, einen Vater, eine Mutter, eine Autorität, auf die er sich berufen konnte …
    »Sie hatten ähnliche Dinge. Sie veranstalteten zum Beispiel Pferderennen. Das weiß ich aus den Filmen.« Er sagte es ein wenig schroff.
    »Pferde …« Sie sprach das Wort vor sich hin, lauschte dem Klang nach. »Was waren das für Tiere?«
    »Säugetiere. Huftiere …« Er wollte noch mehr sagen, ihr einen kleinen Vortrag halten über die Tierwelt der ERDE. Aber dann fragte er sich: wozu? Worin bestand eigentlich der Nutzen, über eine Vergangenheit zu sprechen, die für sie, die Jungen, nicht einmal mehr Erinnerung war. Und plötzlich gewann Carezzinis Forderung des totalen Bruchs mit der Bildungspolitik des Senats für ihn eine neue Sicht. Gewiß, Carezzinis Methoden waren nicht die feinsten, und wenn seine Leute versuchten, das Verwaltungszentrum zu stürmen, wurden sie mit Recht daran gehindert. Doch die Motivation, die hinter den Aktionen stand, war legitim.
    »Marc, noch vier Tage, dann ist unser Stretch zu Ende. Dann beginnt ›Juni-Zeit‹. Und dann …«
    Dann durften sie nur alle vier Tage die Wohnzellen verlassen. Verdammt! Carezzini hatte recht, wenn er die Freiheit des Ausgangs forderte. Auch dieser Punkt ging an die Oppos …!
    Links über ihnen leuchtete ein grünes Licht. Marc steckte den Schlüssel ein zweites Mal in den Schlitz. Die Tür glitt auf. Sie waren am Ziel.

 
2.
     
    Tanne und Marc verließen das Fahrzeug. Auf einer schmalen Straße fuhren sie aus der Station hinaus. Marc sah sich um. Hinter ihnen hielt schon der nächste Gleiter, entließ seine Fahrgäste, setzte sich wieder in Bewegung, um Platz zu machen für den folgenden. Als sie die bläulich schimmernde Halle erreichten, den Eingang zum Aquadrom, waren die Standnischen hinter ihnen besetzt.
    Tanne schob ihre Hand unter seinen Arm. Neugierig, erwartungsvoll, auch ein bißchen ängstlich betrachtete sie alles, die vielgestaltigen, bunten Fische, deren Konturen in dem milchigen Blau schwebten, das durch die Decke, die Seitenwände und unter ihren Füßen heraufleuchtete, die glitzernden Fontänen, die zu beiden Seiten der Mobilstraße aus dem Boden schossen, die Nischen, in denen Magnetplastiken
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