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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen
Autoren: Klaus Fischer
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einer Steuerzentrale, die allein Leben auszustrahlen schien, wie aus diesem irrationalen, ihm unsäglich fremd erscheinenden Gebilde allmählich das wurde, was es heute war: DAS SCHIFF.
    Ein eigener Kosmos, voller Dynamik, in dem Menschen ein Leben lebten, mit dem sie vielleicht nicht immer zufrieden waren, das jedoch ihr Leben war, das Leben der Raumgeborenen.
    Weit draußen, in der Peripherie des SCHIFFES, waren die gewaltigen Fabrikationsstätten entstanden, von deren Bändern die Robotmaschinen liefen, erdacht und konstruiert für jeden nur erdenklichen Zweck.
    Sie begannen mit der Erweiterung der Schiffshülle, um die Antriebs- und Treibstoffanlagen, Kraftwerke und Kernreaktoren nach außen zu verlegen, sie vom übrigen SCHIFF zu trennen, um so den Raum zu gewinnen, den die Menschen für ein existenzfähiges, lebenswertes Dasein brauchten.
    Die alten Wohnhallen wurden demontiert, und von innen heraus, vom Kern her, wuchs das neue Straßen- und Wohnsystem empor. Ein Wunderwerk der Technik und der Baukunst. Nach allen Seiten, nach rechts, links, oben und unten, dehnte sich das Netz der Horizontal- und Vertikalstraßen, durchzog wie das Atomgitter eines Kristalls die neuen, geräumigen Wohnstätten, die sich würfelförmig umeinander aufbauten.
    Zusammen mit dem Verwaltungs- und Schulungszentrum bildeten sie den lebendigen Kern des SCHIFFES. Um ihn herum der Kranz der Freizeit-, Erholungs- und Amüsierstätten und die klinischen Systeme, und an den Polen Labors, Nahrungsmittelfabriken und andere Fabriken.
    Dies alles hatte Zeit gebraucht, Jahre. Manche der Bilder hatten den Eindruck erweckt, als wäre das SCHIFF zuweilen eine einzige gigantische Baustelle gewesen, eine überdimensionale Konstruktionshalle …
    Und als Marc die Szenen erblickt hatte, in denen die Maschinen die alten Wohnhallen demontiert hatten, war ihm zum ersten Mal eine Ahnung davon angekommen, was früher »Leben« auf dem SCHIFF wirklich bedeutet haben mochte. Es erschien ihm unvorstellbar, wie die Menschen (Tausende von ihnen in einer einzigen dieser freudlosen, unbeschreiblich engen und niedrigen Behausungen) hier hatten existieren können, ohne dem Wahnsinn zu verfallen. Hatte hier das eingesetzt, was später zum Riß, zum sogenannten »Konflikt der Generationen« geführt hatte? Hatte damals schon der Geist der »Alten« Schaden genommen, irreparablen Schaden? Wieweit hatte dann aber dieser Schaden auch bereits auf sie, die junge Generation, übergegriffen, ohne daß diese sich dessen bewußt war …?
    ›Marc …!‹ echote es zwischen seinen Reminiszenzen.
    »Marc …!«
    Er sah Tanne wieder vor sich, stirnrunzelnd, kopfschüttelnd. Er lachte verlegen.
    »Dahinten kommt schon Großer Stern! Ich hatte gefragt, ob wir nicht umsteigen müssen?«
    »Nein! Das Aquadrom liegt am Ostpol. Wir passieren den ›Stern‹, fahren bis zum Ende und müssen dann den Rohrgleiter nehmen.«
    Über ihren Köpfen leuchteten die Anzeigen der Orientierungstafeln. Rote Signalscheiben und Blinklichter lenkten ihre Aufmerksamkeit auf die Umleitungstafeln:
    West-Ost-Durchfahrt gesperrt. 841.
    Tanne und Marc hoben ihre Armbänder hoch und drückten die angegebene Zahlenfolge.
    »Auf der West-Ost-Durchfahrt«, klang es aus den Sprechern, »findet innerhalb Abschnitt 16 eine Demonstration der Oppositionalen statt. Der Ostteil der WOD zwischen Großer Stern und Einstein bleibt bis 16.50 Uhr gesperrt. Umleitung über West-Süd-Knie. Anschluß an die Rohrbahn Terminal-Ost .«
    »Also doch umsteigen! – Die Oppos, finde ich, werden immer frecher. Warum unternimmt der Senat nichts?«
    Marc löste die Arme von ihren Schultern, ergriff ihre Hand und machte mit ihr ein paar Schritte seitwärts, zwischen den Sicherheitsstangen hindurch. Sie erreichten die Außenzone, die sich allmählich vom Bahnkörper der Hauptdurchfahrt trennte, und näherten sich dem Verkehrszentrum des SCHIFFES.
    Warum der Senat nichts tat? Krupp Anatoli war der Verantwortliche. Marc hatte ihn einmal kurz interviewt. Ein freundlicher, alter Mann. Hatte viel von seinen Lieblingsspeisen geredet. Politische Probleme …? »Das löst sich alles von selbst, junger Mann …«
    Hm, vielleicht. Vielleicht aber sollten auch die Herren und Damen im Senat, die »Lenker« des SCHIFFES, wie sie sich selbst nannten, sich einmal die Mühe machen, zu fragen, was die Oppos wirklich wollten, oder auch – was sie nicht wollten …
    »Ich weiß es auch nicht – Hella meint, sie halten es nicht für nötig«, sagte er und
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