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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
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höflich und kehrte in ihr Zimmer zurück.
    Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihn sich richtig anzuschauen, seit Tomas ihn ihr überreicht hatte. Auf Moiras letztem Besuch hatte sie Tia einige Geschichten darüber erzählt, wie es gewesen war, in das
    Schalenmenschenprogramm einzusteigen, denn anders als die meisten Schalenmenschen hatte man sie erst in ihre Schale befördert, als sie bereits vier Jahre alt gewesen war. Bis dahin hatte noch Hoffnung bestanden, daß es für ihre genetisch bedingte Verfassung noch ein Heilmittel geben könnte –
    nämlich für die Frühvergreisung, die dazu führte, daß ihr Körper mit drei Jahren einer Sechzigjährigen glich. Aber es gab keine Heilung. Also verfrachtete man sie in eine Schale, und da ihr Gehirn völlig in Ordnung gewesen war, konnte sie viele ihrer Klassenkameraden, die ihr Leben schon von Geburt an in einer Schale zugebracht hatten, einholen und überrunden.
    Eines ihrer früheren Spielzeuge war ein ausgestopfter
    Teddybär gewesen. Sie hatte Abenteuer für Iwan den Bärigen erfunden und ihn in einer Troika über die windzerfurchten Steppen von Nowi Gagarin geschickt. Zusammen mit dem
    Zen-Buches, das Moira ihr mitgebracht hatte, hatte das bei Tia eine Sehnsucht Gestalt annehmen lassen, mit der sie nicht gerechnet hatte.
    Denn Tia war von den Geschichten über Puh fasziniert
    gewesen – und hatte einen Bären gewollt. Ein einfaches Spielzeug ohne Chips, das überhaupt nichts tat, ein Spielzeug, das weder sprechen noch lehren noch gehen konnte. Irgend etwas, das einfach nur dazu da war, umarmt zu werden.
    Moira hatte es ihr versprochen. Moira hatte es nicht
    vergessen.
    Tia schloß die Tür zu ihrem Zimmer und stellte die
    Verbindung zur KI her. »Sokrates, würdest du bitte für mich hier drin eine Leitung zu Moira herstellen?« bat sie. Moira wäre durchaus dazu in der Lage, die Konversation in dem anderen Raum mitzuverfolgen und gleichzeitig mit ihr hier drin zu sprechen.
    »Tia, gefällt dir dein Geschenk wirklich?« fragte Moira besorgt, als die Verbindung hergestellt war.
    »Er ist wunderbar«, antwortete Tia entschieden. »Ich habe sogar schon einen Namen für ihn: Theodor Iljitsch Bär.«
    »Abgekürzt ›Ted I. Bär‹?« Moira kicherte. »Das gefällt mir.
    Das paßt zu ihm. Der kleine Bursche sieht so ernst aus. Man könnte denken, daß er ein Softwaremanager wäre. Er sieht aus wie ein Bär, der ziemlich viel um die Ohren hat.«
    Tia musterte Ted sorgfältig. Moira hatte recht: Er war
    wirklich ein ernster kleiner Bär mit sehr konzentrierter Miene, als würde er ganz angestrengt auf alles lauschen, was gerade gesagt wurde. Seine hellblaue Farbe stellte keinerlei
    Widerspruch zu seinem ernsten Gesicht dar, ebensowenig wie das frivole kleine rote Hemd, das er anhatte und auf dessen vorderer Seite der blaugelbe Kreis mit dem Blitz, das Emblem des Kurierdienstes, zu sehen war.
    »Ist irgend etwas los, wovon ich wissen müßte, Moira?«
    fragte sie und beendete die sorgfältige Untersuchung ihres neugewonnenen Freunds, um ihn statt dessen an die Brust zu drücken.
    »Die Ergebnisse deiner letzten Testreihe scheint die Leute in der Psychologischen Abteilung davon überzeugt zu haben, daß du ein völlig ausgewogenes und unabhängiges Mädchen bist«, antwortete Moira, die auch ohne Tias ausdrücklichen Hinweis genau wußte, was ihr auf dem Herzen lag. »Es ist also keine Rede mehr davon, deine Eltern dazu zu bringen, dich aufs Internat zu schicken.«
    Tia seufzte erleichtert. Bei Moiras letztem Besuch war das tatsächlich eine ernste Sorge gewesen. Das Schiff war mit den Ergebnissen einer ganzen Batterie von Tests und
    Psychoprofilen wieder abgereist, deren Fertigstellung zwei Tage in Anspruch genommen hatte.
    »Ich muß dir mitteilen, daß ich etwas hinzugefügt habe«, fuhr Moira fort. »Ich habe ihnen erzählt, um was für ein
    Geburtstagsgeschenk du mich gebeten hast.«
    »Was haben sie dazu gesagt?« wollte Tia nervös wissen.
    Hatten sie gedacht, daß sie sich unreif verhielt – oder, noch schlimmer, daß es irgendeine Neurose bedeutete?
    »Ach, das war komisch. Sie haben mich über den offenen
    Funkverkehr danach gefragt, als wäre ich irgendeine Art von KI, die auf nichts reagiert, was keine direkte Frage beinhaltet, und so bekam ich natürlich alles mit, was sie sagten. Einen Augenblick herrschte Schweigen, und dann platzte der
    Schlimmste von dem Haufen plötzlich heraus: ›Meine Güte, das Kind ist ja normal‹, als hätte er erwartet,
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