Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Hypatia Cade, ihre Mutter ist Doktor Pota Andropolous-Cade, und ihr Vater ist Doktor Braddon Maartens-Cade. Tia, das ist Tomas
    Delacorte-Ibanez.«
    »Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Tomas«, sagte sie mit vorsichtiger Förmlichkeit. »Mum und Dad werden in…«
    Sie blickte auf ihr Armbandchronometer. »… zehn Minuten hier sein. In der Zwischenzeit gibt es frischen Kaffee. Darf ich dir etwas zu essen anbieten?«
    Einmal mehr war er verblüfft. »Kaffee, bitte«, erwiderte er nach einem kurzen Augenblick. »Wenn du so freundlich
    wärst.«
    Sie holte ihn aus der Küche. Als sie mit der Tasse in einer Hand und den Erfrischungen in der anderen aus der Küche kam, hatte er inzwischen seinen Anzug abgelegt. Sie mußte zugeben, daß er in dem hautengen Schiffsanzug, den er
    darunter trug, sehr attraktiv aussah. Aber schließlich hatten ja alle von Moiras Piloten gut ausgesehen. Das war auch eines ihrer Probleme. Sie hatte die Neigung, sich ihre Piloten in erster Linie nach ihrem Aussehen und erst in zweiter nach ihrer Persönlichkeit auszusuchen.
    Ernst und ein wenig vorsichtig nahm er Kaffee und Speisen entgegen, es schien, als habe er den Entschluß gefaßt, sie wie eine Art neues, unbekanntes, aber vernunftbegabtes Lebewesen zu behandeln. Tia bemühte sich, nicht zu kichern.
    »Das ist wirklich ein sehr ungewöhnlicher Name, den man dir gegeben hat«, sagte er nach einer peinlichen Pause.
    »Hypatia, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich wurde nach dem ersten und einzigen weiblichen Bibliothekar der großen Bibliothek von Alexandria auf Terra benannt. Sie war dort auch die letzte Bibliothekarin.«
    In seinen Augen schimmerte wenigstens das Erkennen der
    Namen wider. Er war also nicht völlig ignorant, was
    Geschichte betraf, so wie es Julio gewesen war. »Ah. Das war also zu der Zeit, als die Römer sie verbrannten, als
    Kleopatra…« fing er an. Sie unterbrach ihn mit einem
    Kopfschütteln.
    »Nein, damals wurde die Bibliothek nicht vernichtet. Sie bestand als berühmte Bibliothek weiter bis in die Zeit des Konstantin«, fuhr sie fort und erwärmte sich für ihre
    Lieblingsgeschichte, rezitierte sie genauso, wie Pota sie ihr erzählt hatte und sie in der historischen Datenbank
    niedergeschrieben war. »Als Hypatia Bibliothekarin war, wurde die Bibliothek von einer Meute ungewaschener
    christlicher Fanatiker gestürmt – angeführt von sogenannten Propheten und heiligen Männern –, die sie bis auf die
    Grundmauern niederbrennen wollten, weil sie ›heidnische Bücher, Lügen und Ketzereien‹ enthielt. Als Hypatia versuchte sie aufzuhalten, wurde sie ermordet, zu Tode gesteinigt und dann zertrampelt.«
    »Oh«, erwiderte Tomas matt. Er schien irgend etwas sagen zu wollen. »Äh… Warum hast du sie als ›ungewaschene
    christliche Fanatiker‹ bezeichnet?«
    »Weil sie das waren«, erwiderte Tia ungeduldig. »Es waren Fanatiker, und die meisten von ihnen waren Säulenheilige oder andere Einsiedler, die darauf achteten, niemals zu baden, weil das Baden römische und heidnische Sitte war, während das Nichtbaden als christlich galt.« Sie rümpfte die Nase. »Ich nehme an, daß es ihnen gleichgültig war, daß es ihnen auch Flöhe bescherte und sie riechen ließ. Die Krankheiten will ich gar nicht erst erwähnen!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie je daran gedacht haben«, meinte Tomas vorsichtig.
    »Jedenfalls glaube ich, daß Hypatia sehr tapfer war, aber ruhig ein wenig klüger hätte sein können«, schloß Tia. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich einfach dagestanden wäre, um mich von ihnen steinigen zu lassen. Ich würde wenigstens weglaufen oder die Tür versperren.«
    Tomas lächelte völlig unerwarteterweise. Er hatte ein sehr schönes Lächeln; strahlendweiße Zähne leuchteten in seinem gebräunten Gesicht. »Nun, vielleicht hatte sie nicht viel Auswahl«, meinte er. »Ich vermute, sie hat erst gemerkt, daß sie die Leute nicht mehr aufhalten kann, als es schon zu spät war, um zu fliehen.«
    Tia nickte, dachte dabei an die alte alexandrinische Kleidung, wie unförmig sie war und wie schwierig es gewesen sein
    dürfte, darin zu laufen. »Ich nehme an, du hast recht«, stimmte sie ihm zu. »Ich fände es unangenehm, glauben zu müssen, daß die Bibliothekarin dumm war.«
    Da lachte er. »Du meinst, daß du es unangenehm fändest, glauben zu müssen, daß die große Dame, die dir ihren Namen geliehen hat, dumm war«, neckte er sie. »Und das kann ich dir auch nicht verübeln.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher