Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
sie keine anderen Spielkameraden hatte.
    Über die Datenbank erhielt sie den besten Unterricht im bekannten Universum, und für Gespräche hatte sie die KI. Sie hatte jede Menge Spielsachen und konnte sich ihre Freizeit weitgehend selbst einteilen. Vor allem aber hatte sie Mum und Dad, die mehr Stunden mit ihr zubrachten, als es die meisten Leute mit ihren Kindern taten. Das wußte sie genau, denn sie hatte es in den Statistiken der Bücher nachgelesen, die von Kindern handelten, und außerdem hatte Sokrates, die KI, die sie überallhin begleitete, ihr das gleiche gesagt. Sie waren niemals langweilig und sprachen immer mit ihr, als sei sie erwachsen. Wenn sie etwas nicht verstand, brauchte sie sie nur zu fragen, dann gingen sie alles noch einmal durch und
    erklärten es ihr, bis sie es begriff. Wenn sie nicht gerade mit etwas beschäftigt waren, das ihre volle Konzentration
    beanspruchte, ermunterten sie Tia dazu, nach dem Unterricht zur Ausgrabungsstelle hinauszukommen.
    Tia hatte noch nie von allzu vielen Kindern gehört, die ihre Eltern sogar bei der Arbeit sahen.
    Es war vielmehr eher so, daß Mum und Dad manchmal zu viel erklärten. Tia erinnerte sich noch an die Zeit, als sie damit begonnen hatte, zu allem die Frage ›Warum?‹ zu stellen.
    Sokrates hatte ihr gesagt, daß diese Warum-Fragerei eine Entwicklungsphase sei, durch die alle Kinder gingen –
    meistens, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber Pota und
    Braddon hatten sie wörtlich genommen…
    Die KI hatte ihr vor gar nicht langer Zeit mitgeteilt, daß ihre Warum-Phase möglicherweise die kürzeste war, die je
    beobachtet wurde – und zwar weil Mum und Dad jedes
    ›Warum?‹in allen Einzelheiten beantwortet hatten. Und weil sie dafür gesorgt hatten, daß Tia alles verstand, damit sie dieses eine Warum? nicht wieder stellte.
    Nach einem Monat machte das Warum keinen Spaß mehr,
    und so widmete sie sich anderen Dingen.
    Andere Kinder fehlten Tia überhaupt nicht. Wenn sie ihnen begegnete, geschah es meistens mit dem vorsichtigen Gefühl eines Anthropologen, der sich einer neuen und potentiell gefährlichen Art näherte. Das Gefühl schien auf
    Gegenseitigkeit zu beruhen. Und außerdem hatten sich andere Kinder bisher doch als ziemlich langweilige Kreaturen
    herausgestellt. Ihre Interessen und ihre Welt waren sehr eng begrenzt, ihr Vokabular nur ein Bruchteil so groß wie Tias. Die meisten von ihnen hatten beispielsweise nicht einmal die leiseste Ahnung vom Schachspiel.
    Mum hatte eine Geschichte auf Lager, die sie gern auf Partys erzählte, wie Tia nämlich im Alter von zwei Jahren einen überaus gesprächigen professoralen Ehemann völlig sprachlos gemacht hatte. Auf einem Tisch außerhalb von Tias
    Reichweite hatte ein wunderschönes, antikes Schachspiel gestanden. Sie hatte es schon fast eine halbe Stunde
    sehnsüchtig angeblickt, als ihre Mutter bemerkte, was sie da betrachtete.
    Auch Tia konnte sich noch sehr gut an diesen Vorfall
    erinnern. Die Dame hatte einen reich verzierten, geschnitzten Springer aufgenommen und ihr damit vor dem Gesicht
    herumgewedelt. »Siehst du das Pferdchen?« rief die Dame.
    »Ist das nicht ein hübsches Pferdchen?«
    Tias Empfinden für Schicklichkeit war in Aufruhr geraten –
    und ihre Intelligenz war beleidigt worden. Sie war
    aufgestanden und hatte der Dame geradewegs ins Auge
    geblickt. »Das ist kein Pferdchen«, hatte sie in kaltem, klarem Tonfall verkündet. »Das ist ein Springer. Er zieht wie der Buchstabe L. Und Mum sagt, daß es die Figur ist, die am häufigsten geoper… geopper… geo…«
    Inzwischen war Mum herbeigekommen, als Tia errötete und sich zu erinnern versuchte, wie sie das Wort aussprechen mußte, das sie sagen wollte. »Geopfert?« hatte Mum
    nachgeholfen. »Das bedeutet ›aufgegeben‹.«
    Strahlend vor Dankbarkeit hatte Tia genickt. »Am meisten aufgegeben wird, nach dem Bauern.« Dann blickte sie die Dame wütend an. »Der übrigens kein ›Männchen‹ ist!«
    Die Dame hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und kam
    nicht wieder daraus hervor, solange Tia und ihre Eltern anwesend waren, obwohl Mums Vorgesetzter daraufhin das
    Spiel vom Tisch genommen und Tia zu einer Partie
    herausgefordert hatte. Natürlich hatte er gewonnen, doch wenigstens erfuhr sie auf diese Weise, daß sie wirklich spielen konnte. Er war beeindruckt und fasziniert gewesen und hatte sie mit auf die Veranda genommen, um ihr dort an den
    Futterstellen verschiedene Vogelarten zu zeigen.
    Tia wurde den Eindruck nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher