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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
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sehr früh gelernt hatte.
    Tatsächlich meinte sie, daß sie das recht gut konnte. Das Schicksal eines Archäologenkinds war voll des Wartens, und es verlangte von ihr, weitgehend selbständig zu sein.
    Sie hatte nie Spielkameraden gehabt, war überhaupt nie mit vielen Kindern ihres Alters zusammengekommen. Meistens
    waren Mum und Dad allein auf einer Ausgrabung, denn sie hatten sich auf erstklassige Schätzungsgrabungen spezialisiert.
    Waren sie nicht allein, so handelte es sich meistens um eine Grabung zweiter Klasse, die der Begutachtung diente. Doch niemals gab es für sie eine Ausgrabung dritter Klasse, bei der Hunderte von Menschen und ihre Familien anwesend waren.
    Es geschah nicht oft, daß die anderen Wissenschaftler auf einer Ausgrabung zweiter Klasse Kinder besaßen, die noch nicht im Teenageralter waren.
    Ha wußte, daß andere die Cades für exzentrisch hielten, weil sie ihre Tochter zu jeder Ausgrabung mitbrachten. Die meisten Eltern, die fern von zu Hause ihrem Beruf nachgingen, ließen ihren Nachwuchs entweder bei Verwandten oder schickten ihn aufs Internat. Tia lauschte den Erwachsenen um sie herum, die meistens so sprachen, als könnte sie nicht verstehen, worüber sie redeten. Auf diese Weise hatte sie sehr viel gelernt, wahrscheinlich mehr, als ihre Eltern argwöhnten.
    Eines der Dinge, die sie mitbekam, war die Feststellung, daß sie eine Art ›Betriebsunfall‹ war.
    Sie wußte sehr genau, was mit dem Wort ›Betriebsunfall‹
    gemeint war. Zum erstenmal hatte sie diese Bemerkung auf einem Empfang gehört, der auf eine wissenschaftliche
    Vortragsreihe gefolgt war. Tia war schnurstracks auf die fragliche Dame zugegangen und hatte sie feierlich darüber aufgeklärt, daß sie, Tia, sehr sorgfältig geplant worden sei, vielen Dank. Daß Braddon und Pota sich ausgerechnet hatten, daß ihre beruflichen Karrieren ungefähr zur gleichen Zeit abgesichert sein würden, wenn Potas biologische Uhr noch die letzten paar Sekunden zu Verfügung hatte, und dann wollten sie ein einziges weibliches Kind haben. Sie selbst. Hypatia.
    Von Anfang an geplant. Vom Schwangerschaftsurlaub bis zu ihrer Mitnahme bei jeder Versetzung; von der Handschuhkiste, die ihr als Wiege gedient hatte, bis sie krabbeln konnte, bis zu dem Druckzelt, das zu ihrer Krippe wurde, ja, bis zu der Art von KI, die als beste dazu geeignet war, die Doppelfunktion von Lehrer und Beschützer zu erfüllen.
    Die angesprochene Dame war errötet und hatte nicht gewußt, was sie sagen sollte. Ihr Begleiter hatte versucht, die Sache mit einem Lachen abzutun, hatte gesagt, daß das Kind doch nur wie ein Papagei etwas wiedergebe, was es irgendwo
    aufgeschnappt habe, und daß Tia unmöglich wissen könne, was sie da alles sage.
    Worauf Tia, die mit den ethnologisch erfaßten Gewohnheiten von

vier verschiedenen vernunftbegabten und
    empfindungsfähigen Arten einschließlich des Homo sapiens vertraut war – Balz-und Paarungsverhalten inklusive – mit der Bemerkung konterte, daß er sich gründlich irrte.
    Dann hatte sie sich, während der Begleiter immer noch
    hoffnungslos nach Luft rang, wieder der eigentlichen
    Missetäterin zugewandt, um sie in nüchternem Ernst darauf hinzuweisen, daß sie besser auch bald an Kinder denken solle, da es ja offensichtlich sei, daß sie in absehbarer Zeit die Menopause erreichen würde.
    Das hatte den Raum buchstäblich zum Verstummen gebracht.
    Als der Gastgeber der Party ihr später wegen ihres Benehmens Vorhaltungen machte, blieb Tia völlig ungerührt. »Sie war unhöflich und bösartig«, hatte Tia erwidert. Als der Gastgeber protestierte, daß diese Bemerkung schließlich nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen sei, hatte Tia erwidert: »Dann hätte sie es nicht so laut sagen dürfen, daß alle lachten. Und außerdem ist es ja wohl noch schlimmer, unhöflich über jemanden zu sprechen, als zu ihm.«
    Braddon, den man herbeigerufen hatte, damit er sich um
    seine irregeleitete Tochter kümmere, hatte nur beiläufig die Schultern gehoben und gesagt: »Ich habe Sie ja gewarnt. Und Sie haben mir nicht geglaubt.«
    Allerdings hatte Tia nie herausbekommen, wovor Dad
    Doktor Julius denn gewarnt hatte.
    Die Bemerkungen darüber, sie sei ungeplant oder ein Betriebsunfall gewesen, waren verstummt, doch schienen die Leute sich immer noch darüber zu sorgen, daß sie ›viel zu frühreif‹ sei und keine gleichaltrigen Kinder zur Verfügung habe.
    Die Wirklichkeit aber sah so aus, daß es Tia schlichtweg gleichgültig war, daß
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