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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
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»Diplomiert. Vertraulich.
    Freischaffend. Bin seit fünf Jahren im Geschäft. Du wirst mir wahrscheinlich nichts erzählen können, was ich nicht schon mindestens hundertmal gehört habe.«
    Freischaffend und vertraulich bedeutete, daß alles, was Alex ihm anvertrauen würde, nicht an seine Vorgesetzten
    weitergemeldet werden würde. Alex war zugleich überrascht und auch wieder nicht – Bars mit psychologischen Beratern waren gerade in Mode gekommen, als er seinen Abschluß
    gemacht hatte. Er hatte nur nicht gewußt, wie sehr in Mode. Er hätte nicht erwartet, hier draußen einen zu finden, ausgerechnet auf einer Wartungsstation. Die Leute neigten dazu, in Bars über ihre Probleme zu reden, und so hatte sich irgend jemand auf der guten alten Terra gedacht, daß es vielleicht eine gute Idee wäre, ihnen jemanden zur Verfügung zu stellen, der ihnen tatsächlich ein paar vernünftige Ratschläge geben könnte.
    Inzwischen, so hatte Alex sich sagen lassen, standen mehr Berater hinter Theken als in Büros’, und viele Barkeeper drückten wieder die Schulbank, um ihr Diplom als Berater nachzuholen.
    Plötzlich konnte Alex nicht mehr anders, er mußte sich mit irgend jemandem aussprechen. »Schon mal verliebt gewesen?«
    fragte er und starrte wieder in das leere Glas, während er es zwischen den Zeigefingern ein Stück vor und zurück schob.
    Der Barkeeper nahm ihm das Glas ab und ersetzte es durch eine Tasse Kaffee. »Ich selbst nicht, aber ich habe viele Leute erlebt, die es sind – oder glauben, es zu sein.«
    »Aha.« Alex richtete seinen Blick auf die angenehm
    dampfende Tasse. »Kann ich nicht empfehlen.«
    »Ja. Das sagen viele. Persönliche Schwierigkeiten mit der Angebeteten?« fragte der Barkeeper/Psychotherapeut nach.
    »Vielleicht kann ich ja helfen.«
    Alex seufzte. »Nur, daß ich mich in jemanden verliebt habe, der – nicht gerade erreichbar ist.« Er kratzte sich am Kopf und versuchte, zu einer Formulierung zu gelangen, die nicht allzuviel preisgab. »Unser… äh… Beruf trennt uns, wird es immer tun, egal was, und außerdem gibt es auch ein paar physische Probleme.«
    Die Vorsicht war ihm viel zu sehr zur zweiten Natur
    geworden. Auch wenn der Mann ein selbständiger Berater war, brachte er es doch nicht über sich, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Nicht, wenn er dadurch Tia gänzlich verlieren könnte, falls es den falschen Leuten zu Ohren kommen sollte.
    »Könnt ihr nicht den Beruf wechseln?« fragte der Berater in vernünftigem Ton. »Ein Beruf ist es doch bestimmt nicht wert, sich all das Elend aufzuladen. Nach allem, was ich jemals gesehen oder gehört habe, ist es besser, einem
    schlechtbezahlten Beruf nachzugehen, der einen glücklich macht, als einem hochbezahlten, der einen die Palme
    hochtreibt.«
    Alex schüttelte traurig den Kopf. »Das nützt nichts«, seufzte er mutlos. »Es ist nicht nur der Beruf, und wenn wir den wechseln, wird alles nur noch schlimmer. Stell dir uns vor wie… wie Delphin und Avithran. Sie kann nicht schwimmen, ich kann nicht fliegen. Völlig inkompatible Leben.«
    Und das ist noch harmlos ausgedrückt.
    Der Berater schüttelte den Kopf. »Das klingt nicht sonderlich vielversprechend, mein Freund. Romeo-und-Julia-Romanzen sind zwar ganz schön für die Holos, aber in Wirklichkeit machen sie einen nur kaputt. Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, ob ich meine Gefühle nicht auf jemand anderen richten kann. Gleich wie sehr du glauben magst, jemanden zu lieben, du kannst die Flamme immer noch runterdrehen.«
    »Das versuche ich ja«, teilte Alex ihm mit und lenkte seine Konzentration von der Kaffeetasse auf die Miene des
    Barkeepers. »Glaub mir, ich versuche es. Ich habe bald ein paar Wochen Urlaub, und ich will jede Minute nutzen, um es zu versuchen. Ich habe eine ganze Menge Verabredungen;
    viele Partys, zu denen ich gehen werde – und ein Freund bei CenSec will mich auf einen ausgedehnten Bummel
    mitnehmen.«
    Der Barkeeper nickte gemächlich. »Ich verstehe, und es ist durchaus eine Möglichkeit, sich von einer emotionalen
    Bindung zu lösen, indem man eine Menge neuer, attraktiver Leute kennenlernt. Aber soviel ist sicher, Freund – deine Antwort wirst du nicht auf dem Boden einer Flasche finden.«
    »Vielleicht nicht«, erwiderte Alex traurig. »Aber wenigstens ein wenig Vergessen.«
    Und während der Barkeeper noch den Kopf schüttelte, schob Alex sich von seinem Sitz, riß sich zusammen, und trat
    schwankend durch die Tür.
    Angelica Guon-Stirling
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