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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia
Autoren: Anne McCaffrey
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kühle Berechnung in anderen.
    Und dann das Begreifen: Der Alltag würde weitergehen.
    Nichts würde sich ändern.
    Angelica wartete, beugte sich vor, stemmte die Ellenbogen auf die Tischplatte und verschränkte die Hände vor sich. »Aber ich muß Ihnen auch mitteilen, daß Frau Cade durchaus auch ihre eigenen Pläne für diese Firma hat.«
    Eine weitere Pause. Angelica sah, wie alle Anwesenden
    angestrengt nachdachten. Was für Pläne? Wollte diese Cade, daß sie irgend etwas taten – oder etwas herstellten? Oder ging es um etwas völlig anderes?
    »Es ist etwas, das sie von Ihnen bauen lassen will; nichts, was Sie nicht bereits herstellen könnten«, fuhr Angelica fort.
    »Tatsächlich würde ich sogar sagen, daß es sich dabei um etwas handelt, das Sie ohnehin bereits herstellen würden, wenn Sie nur die entsprechende Neigung verspürten. Sagen wir einmal, daß es sich nur um ein kleines, persönliches Projekt handelt…«
     
    Alex’ Augen waren gerötet, und in seinem Kopf dröhnte es.
    Alle Gelenke taten ihm weh, sein Magen wand sich
    unglücklich, und er konnte es ganz und gar nicht genießen, wie der Raum sich immer um seine eigene Achse drehte, sobald er sich bewegte.
    Nun, so ist das eben, wenn man auf eine zweiwöchige Sauftour geht.
    Er schloß die Augen, doch das war ihm auch keine Hilfe.
    Eigentlich war es zwar keine zweiwöchige Sauftour gewesen, doch war er während dieser Zeit nicht einmal wirklich
    nüchtern geblieben.
    Aber er hatte seine Fixation auf Tia nicht abgeschüttelt. Er war immer noch so hoffnungslos in sie verliebt wie vorher.
    Und dabei hatte er alles bis auf eine Gehirnlöschung
    ausprobiert, um das Gefühl loszuwerden. Er hatte sich mit einigen seiner alten Klassenkameraden getroffen, war mit Neil und Chria feiern gegangen, hatte mit weiteren
    Barkeepern/Psychoberatern gesprochen, hatte ein Mädchen nach dem anderen abgeschleppt…
    Alles ohne jeden Erfolg.
    Es war Tia Cade, die so vollständig seinen Geist und sein Herz besetzte.
    Es gab nur eine Möglichkeit: Er mußte es mit Tia irgendwie auf die Reihe bekommen. So oder so.
    Er öffnete wieder die Augen. Seine winzige Kabine drehte sich langsam im Kreis, und er stöhnte auf, als sein Magen protestierte.
     
    Es war kurz nach Ende der zweiten Schicht, als er sich auf die Docks zu der Umrüstungskabine begab, wo CenSec Tia zur
    Reparatur installiert hatte. So lange hatte es gedauert, bis er sich wieder halbwegs wie ein Mensch vorkam. Eins war
    sicher: So etwas würde er nie wieder machen. Eine einsame Sauftour in seinem Leben war mehr als genug.
    Die Luke war verschlossen, aber weder in der Bucht noch davor schwärmten noch irgendwelche Arbeiter herum. Das war ein gutes Zeichen, denn es bedeutete, daß die Reparaturen wahrscheinlich beendet waren. Er hatte den dröhnenden Lärm, der sie Tag und Nacht umgab, zum Vorwand genommen, sich zu verdrücken, und war davon ausgegangen, daß Tia schon Kontakt mit ihm aufnehmen würde, falls sie ihn brauchte.
    Als er die Schleusenkontrollen betätigte und seine
    Handfläche zum Abtasten darauf legte, fiel ihm plötzlich ein, daß sie allerdings die ganze Zeit keinen Versuch unternommen hatte, mit ihm in Kontakt zu kommen.
    Hatte er ihr Angst eingejagt?
    Der Schleusungsvorgang war schnell absolviert, und dann betrat er ein Schiff, in dem gespenstische Stille herrschte.
    Die Beleuchtung war heruntergedreht, das einzige Geräusch stammte vom Belüftungssystem. Tia begrüßte ihn nicht. Nichts begrüßte ihn. Ebensogut hätte er in ein leeres, unbewohntes Schiff treten können, in dem es nicht einmal eine KI gab.
    Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Mit klopfendem Herzen begab Alex sich in die
    Zentralkabine. Die Anzeigen waren alle dunkel, es gab kein Zeichen von Aktivität.
    Tia schmollte nicht, Tia schmollte nie. Nichts war hier aktiviert, das nicht von zusätzlichen, selbsttätigen Chips hätte gesteuert werden können.
    Er ließ seine Tasche auf das Deck fallen, seine Finger waren plötzlich gefühllos geworden.
    Es konnte nur einen Grund für diese Stille geben, für dieses Fehlen jeglicher Aktivität: Tia war fort.
    Entweder hatten die Behörden es herausgefunden, oder Tia selbst hatte sich beschwert. Wahrscheinlich hatten sie sie fortgeholt, und er würde sie niemals wiedersehen oder auch nur mit ihr sprechen können.
    Wie um seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen,
    erregte ein schimmerndes Licht aus einer offenstehenden Plexiverschalung seine Aufmerksamkeit. Theodor Iljitsch Bär
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