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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Verdiensten meines Vaters oder meines Großvaters zu tun. Vielleicht auch damit, dass Feran-San ein Seraif war und im Allgemeinen auch für die Angehörigen dieser Eliteeinheit gewisse Vergünstigungen galten. Offiziell wurde das natürlich stets bestritten, aber jeder wusste, dass es so war. Nicht einmal die Tugendwächter versuchten das zu leugnen.
    Jetzt stand ich dem Mar-Tanjaj, dem Oberbefehlshaber der ruhmreichen Glaubenskrieger des Heiligen Imperiums, von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er empfing mich in seinem Arbeitszimmer.
    »Ich habe viel von dir gehört, Sun-Tarin«, sagte er.
    Ich neigte den Kopf so tief, dass der Schnabel beinahe mein Brustbein berührte.
    »Ich fühle mich tief geehrt«, sagte ich.
    »Du kommst aus einer guten Familie.«
    »Es freut mich, dass dies anerkannt wird!«
    »Das wird es! Dein Onkel zeigte bei den Seraif besonderen Glaubenseifer und hat dich zur Aufnahme in diese Einheit vorgeschlagen.«
    Ich öffnete den Schnabel, vergaß ihn für ein paar Augenblicke wieder zu schließen und brachte dann nichts weiter als ein heiseres Krächzen heraus. So hat Feran-San also Tatsachen geschaffen! , ging es mir durch den Kopf. Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht. Hatte sich nicht zumindest eine Hälfte von mir immer danach gesehnt, etwas Besonderes zu sein? Etwas Besonderes zu vollbringen? Gott besonders zu dienen?
    Eitelkeit und tiefe Frömmigkeit liegen doch manchmal so dicht beieinander, dass es mir bei dem Gedanken daran schaudert.
    Im Übrigen wusste ich, dass ich ohnehin keine Wahl hatte.
    Ich musste tun, was man mir befahl.
    Die Worte des Tugendwächters mit dem Gnadendorn gingen mir durch den Kopf und wiederholten sich darin in einer Art Endlosschleife. »Willst du eine Belastung für die Gemeinschaft der Gläubigen sein oder deinem Herrn ein letztes Mal dienen?«
    Ich hatte nicht mehr die Herrschaft über meine Gedanken, und ich konnte nur hoffen, dass es wirklich eine göttliche Macht war, die von ihnen Besitz ergriffen hatte.
    »Ich will dir etwas erklären«, sagte der Mar-Tanjaj mit leiser, fast krächzfreier Stimme. Er trat nahe an mich heran und legte mir eine Krallenhand auf die Schulter, was wohl ermutigend wirken sollte. In Wahrheit wirkte es jedoch nur einschüchternd. Ich hielt die Luft an.
    »Bevor du zu den Seraif gehst, solltest du dich als würdig erweisen. Dein Schiff ist bald fertig. Dann wirst du auf eine Mission geschickt.«
    »Eine Mission?«
    »Wir müssen unsere Kräfte für den nächsten Schlag sammeln, und du solltest dabei helfen, dies vorzubereiten. Das System, um das es geht, liegt mitten im Sternenreich der Menschheit, 14 Lichtjahre von ihrer Urheimat entfernt. Die Katalognummer habe ich vergessen. Aber dort wirst du eingesetzt werden.«
    Dann übergab er mir einen Datenträger.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Der Bericht deines Eigroßvaters, der denselben Namen trug wie du. Er unternahm vor einem Jahrhundert einen geheimen Kundschafterflug in dieselbe Region, und vielleicht sind dir diese Aufzeichnungen von Nutzen … Außerdem enthält der Datenträger natürlich die Befehlsdateien mit geheimen Informationen.«
     
     
    Meinen Eigroßvater hatte ich nicht mehr kennengelernt. Er war zuvor in einer Schlacht gegen irgendwelche spinnenartigen Feinde des Glaubens ums Leben gekommen. Insofern war es auch auf persönlicher Ebene sehr berührend, die Daten abzurufen.
    Sie unterliegen heute nicht mehr der Geheimhaltung. Mit dem Feind von damals sind wir verbündet.
    Noch.
    Das System, das mein Großvater mit seinem Kundschafterflug ansteuerte, wird von den Menschen Tau Ceti genannt.
    Mitten im Territorium der Solaren Welten.
    Ein guter Ansatzpunkt, um der Menschheit militärisch den Gnadendorn-Stoß zu versetzen.

 
2. Kapitel – Anschlag im Tau-Ceti-System
     
    Seltsam, den Jahreswechsel nicht auf der Erde oder wenigstens im Sol-System zu verbringen! , dachte Commander Richard Leslie.
    Aber sollte der Captain eines Raumschiffs wirklich so denken? Schließlich war es schon alltäglich geworden, dass man große, vor noch gar nicht so langer Zeit schier unüberwindbar erscheinende Distanzen mit Raumschiffen zurücklegte.
    Eine Kugel mit einem Radius von 50 Lichtjahren rund um Sol – so weit reichte das Sternenreich der Menschheit. Hier und da auch leicht darüber hinaus, aber die Welten innerhalb dieser Raumkugel betrachteten die Menschen in gewisser Weise als ihren Besitz. Und das, obwohl es auch innerhalb dieses Radius Systeme gab, die niemand

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